Mineralientage: "Das ist ethisch inakzeptabel"

Laut Veranstalter haben die Händler Zertifikate für ihre Waren. Warum Tierschützer trotzdem entsetzt sind.
Natalie Kettinger |
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Mineralientage 2016 Mineralienmesse
Soko Tierschutz 6 Mineralientage 2016 Mineralienmesse
Steinkorallen sind durch das Washingtoner Abkommen geschützt. Der Handel mit den Nesseltieren unterliegt strengen Restriktionen.
Soko Tierschutz 6 Steinkorallen sind durch das Washingtoner Abkommen geschützt. Der Handel mit den Nesseltieren unterliegt strengen Restriktionen.
Nicht verboten, aber trotzdem unnötig findet Tierschützer Friedrich Mülln diese Schlüsselanhänger mit Käfern und Schmetterlingen.
Soko Tierschutz 6 Nicht verboten, aber trotzdem unnötig findet Tierschützer Friedrich Mülln diese Schlüsselanhänger mit Käfern und Schmetterlingen.
Mineralien? Dieser Händler hat sich ganz offensichtlich auf Krokodil-Schädel und -Gebisse spezialisiert.
Soko Tierschutz 6 Mineralien? Dieser Händler hat sich ganz offensichtlich auf Krokodil-Schädel und -Gebisse spezialisiert.
Steinkorallen sind durch das Washingtoner Abkommen geschützt. Der Handel mit den Nesseltieren unterliegt strengen Restriktionen.
Soko Tierschutz 6 Steinkorallen sind durch das Washingtoner Abkommen geschützt. Der Handel mit den Nesseltieren unterliegt strengen Restriktionen.
Kugelrund bis in den Tod: Kugelfische werden lebend mit Sand gefüllt, damit sie die charakteristische Form behalten.
Soko Tierschutz 6 Kugelrund bis in den Tod: Kugelfische werden lebend mit Sand gefüllt, damit sie die charakteristische Form behalten.
Laut Veranstalter haben die Händler Zertifikate für ihre Waren. Warum Tierschützer trotzdem entsetzt sind.
 

München - Die Veranstalter der Münchner Mineralientage, zu denen an diesem Wochenende 40.000 Besucher erwartet werden, werben mit faszinierenden Fossilien und glitzernden Edelsteinen.

Auch Kugelfische werden angeboten

Doch wer genau hinsieht, entdeckt an einigen Messeständen noch ganz andere Dinge: geschützte Tierarten wie Steinkorallen oder Tritonshörner, deren Verkauf strengen Bestimmungen unterliegt. Dazwischen: aufgeblähte Kugelfische, Krokodilsgebisse sowie exotische Käfer und Schmetterlinge in Plastik gegossen.

Friedrich Mülln von der Organisation „Soko Tierschutz“ ist entsetzt. „Wir sind hier auf einer Mineralien- und Fossilienausstellung. Da haben Tiere, die nicht versteinert sind, nichts zu suchen“, sagt er.

Zertifikate für geschützte Arten könnten gefälscht sein, fürchten Tierschützer

Für Steinkorallen, Riesenmuscheln wie das Tritonshorn oder Krokodile, die allesamt durch das Washingtoner Artenschutzabkommen vor dem Aussterben bewahrt werden sollen, muss ein Verkäufer sogenannte „Cites“-Dokumente vorlegen können. Sie bestätigen die rechtmäßige Aus- und Einfuhr der Tiere. Laut Veranstalter haben die Aussteller schriftlich bestätigt, dass sie ihre Waren legal eingeführt haben und entsprechende Zertifikate vorgelegt.

Doch Friedrich Mülln bleibt kritisch. Die Dokumente seien oft in arabischen oder asiatischen Ländern ausgestellt worden und in Fremdsprachen verfasst – auf den ersten Blick sei deshalb nur schwer zu erkennen, ob sie echt seien, sagt der Augsburger Tierschützer.

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Fest steht: Wer ein geschütztes Tier unrechtmäßig erwirbt und erwischt wird, muss mit einem juristischen Nachspiel rechnen. „Die Ware wird dem Betreffenden abgenommen, der Fall geht ans Bundesamt für Naturschutz, das Bußgelder zwischen 150 und mehreren tausend Euro verhängen kann“, sagt Thomas Meister vom Hauptzollamt München.

Doch selbst wenn auf den Mineralientagen alles legal zugeht, sei der Handel mit exotischen Tieren „ethisch nicht akzeptabel“, findet Mülln. „Es ist nicht einzusehen, dass Käfer und Schmetterlinge für Schlüsselanhänger aus Plastik sterben müssen.“ Schließlich hätten all diese Arten ihren Platz und ihre Aufgaben im Ökosystem ihrer Herkunftsländer.

Kugelfische werden gequält bis zum Tod

Andere Tiere würden brutal gequält, um später als Accessoire im Wohnzimmer zu landen: „Kugelfische blasen sich auf, wenn sie Stress haben und fallen in sich zusammen, wenn sie tot sind“, sagt Friedrich Mülln. „Damit das nicht passiert und sie schön rund bleiben, wird ihnen bei lebendigem Leib Sand in den Körper gefüllt – bis sie sterben.“

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