Mindestlohn steigt ab Samstag: Zwölf Euro für alle

Ab Oktober gilt der neue, höhere Mindestlohn. In München profitieren über zehn Prozent der Beschäftigten.
von  Myriam Siegert
Der gesetzliche Mindestlohn steigt zum 1. Oktober 2022 auf zwölf Euro brutto je Stunde.
Der gesetzliche Mindestlohn steigt zum 1. Oktober 2022 auf zwölf Euro brutto je Stunde. © IMAGO / Kosecki

Über ein Zehntel der Münchner Beschäftigten wird bald mehr Geld in der Tasche haben: Ab 1. Oktober steigt der Mindestlohn von 10,45 auf 12 Euro. Auch im vermeintlich reichen München betrifft das viele Menschen - aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten habe der Mindestlohn in der Region München sogar noch einmal mehr Gewicht, sagt Simone Burger, DGB-Chefin in der Region München.

Immerhin 11,1 Prozent der Beschäftigten in München, das entspricht 107.628 Beschäftigten, verdienen derzeit unter 12 Euro, profitieren also vom künftig höheren Mindestlohn. Ähnlich, teils sogar höher, sind die Anteile im Umland - 15,7 Prozent im Kreis Dachau, 13,7 im Kreis Fürstenfeldbruck oder 10,9 Prozent im Landkreis Starnberg.

Floristik, Liefer- und Wachdienste profitieren

Mindestlohnbeschäftigte arbeiten in Branchen wie dem Friseurhandwerk oder der Floristik sowie bei Lieferdiensten, im Wach- und Sicherheitsbereich, als Hilfskräfte in der Gastronomie oder in der Gebäudereinigung.

Arbeitgeber seien teils sehr findig, den Mindestlohn zu unterlaufen, berichtet Oskar Brabanski, vom Beratungsnetzwerk Faire Mobilität. Es werde viel darum gehen, die tatsächliche Einhaltung des Mindestlohns zu überprüfen und Verstöße zu sanktionieren. Er dürfe kein "zahnloser Tiger" sein.

 

2,55 Millionen Menschen profitieren in Deutschland vom Mindestlohn

Bundesweit profitieren 2,55 Millionen Menschen in Vollzeit vom neuen Mindestlohn, 1,81 Millionen Menschen in Teilzeit und 2,29 Millionen Menschen in Minijobs. 80 Prozent der Minijobber arbeiten für den Mindestlohn. Weil es sich bei Minijobbern und Teilzeitbeschäftigten vielfach um Frauen handelt, profitieren Frauen überdurchschnittlich vom Mindestlohn, so Burger.

Ob die zwölf Euro für das Leben im teuren München überhaupt ausreichend sind, das sei auch unter den Gewerkschaften in der Diskussion, so Burger. Sie sagt, 15 Euro seien schon wünschenswert.

DGB setzt sich für eine Energiepreispauschale ein

Als das Bundeskabinett die Mindestlohnerhöhung im Februar beschlossen hat, war noch nicht absehbar, wie dramatisch sich Energie- und Lebensmittelpreise entwickeln. Die aktuelle Krise treffe nun genau die Menschen mit geringem Einkommen am härtesten, so Burger. "Wer für den Mindestlohn arbeitet, hat keine Rücklagen."

Der DGB setze sich deshalb für eine Energiepreispauschale von 500 Euro ein, einen Energiepreisdeckel für Strom und Gas sowie ein Kündigungsmoratorium. Niemand dürfe wegen Energiekosten seine Wohnung verlieren, so Burger.

Finanzieren solle man dies mit einer Übergewinnsteuer, indem man Mineralölkonzerne und Superreiche zur Kasse bitte und die Schuldenbremse aussetze.

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