Millionengrab Studiengebühren?

Abstruse Anschaffungen da, brachliegende Investitionen dort - und das bei gut 300 Euro Studiengebühren im Semester. Münchens Studenten sind empört. Die Politik spielt den Ball zurück.
MÜNCHEN Unaufhaltsam rollt sie auf Bayerns Universitäten zu: eine Studentenwelle von ungekanntem Ausmaß. Derzeit sind 260000 Kommilitonen eingeschrieben, 2012 werden es 70000 mehr sein. Hintergrund: 2011 legen bayerische Gymnasiasten schon nach zwölf Jahren ihr Abitur ab und treffen mit jenen zusammen, die 13 Jahre bis zur Hochschulreife in der Schule waren. Am Freitag gab Ministerpräsident Günther Beckstein den Startschuss für das Bündnis Studieren in Bayern , das die historische Chance nutzen soll. Auf jeden Fall klingeln die Kassen: Satte Mehreinnahmen bei den Studiengebühren stehen an. Und genau diese sorgen bei den Kommilitonen jetzt wieder einmal für Unruhe. Ein Millionengrab sei das, schimpfen sie.
Es herrscht eine große Verunsicherung, sagt die Münchner Studentin Anna Ritz, Mitglied der Studiengebühren-Kommission, zur AZ. Viele haben das Gefühl, dass das Geld nicht in dem erhofften Maße bei ihnen ankommt. Dabei sind zurzeit 300 Euro Studiengebühren pro Semester fällig, mit weiteren Beiträgen ergeben sich fast 400 Euro. Ab dem Sommersemester werden die studentischen Konten sogar mit rund 600 Euro pro Halbjahr belastet.
Wo bleibt unser Geld?, fragen aufgebrachte Kommilitonen und berichten von abstrusen Investitionen: So sollen an einem Institut massenhaft Videoprojektoren angeschafft worden sein, nur um die eingenommenen Gebühren irgendwie loszuwerden. Baufällige Räume würden dagegen unsaniert bleiben. Andernorts, behaupten die Kritiker, liege das Geld brach.
Die Studenten entscheiden mit
Vor diesem Hintergrund sind Erhöhungen auf jeden Fall überflüssig, findet Anna Ritz. Von der AZ auf die Proteste angesprochen, spielt Wissenschaftsminister Thomas Goppel den Ball zurück zu den Studenten. Diese würden ja mitentscheiden, was mit den Gebühren geschehe. Das stimmt. Die Kommissionen sind zur Hälfte mit studentischen Vertretern besetzt allerdings haben sie nur beratenden Charakter.
Das Geld schlummert nicht im Keller, sondern wird verwendet, sagt Professorin Marion Schick vom Verein Hochschule Bayern. Zum Beispiel für neues Personal die Verwaltungsprozedur dauert nur etwas. Mit den Gebühren Räume zu sanieren, lehnt sie ab. Das sollte man nicht den Studenten aufbürden, sondern dem Staat.
Immerhin: Ministerpräsident Beckstein kündigte gestern an, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung mittelfristig von 3 auf 3,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu erhöhen.