Millionenbetrug mit hochriskanten Geschäften

München - Ungewöhnlich sind schon die Prozess-Umstände. Die Abstands- und Hygieneregeln in Corona-Zeiten zwingen auch die Gerichte zur Flexibilität. So wird der Strafprozess des Landgerichts um einen millionenschweren Bandenbetrug nicht wie gewöhnlich im Strafjustizzentrum verhandelt, sondern in einem großen Saal des Justizpalastes.
Bande spekuliert an der Börse
Auf der improvisierten Anklagebank sitzen fünf Männer im Alter von 34 bis 68 Jahren. Die Anklage wirft ihnen gewerbsmäßigen Bandenbetrug vor. In den Jahren 2010 bis 2012 sollen sie bei Hochrisikogeschäften die Anleger um 1,3 Millionen Euro gebracht haben.
Das soll laut Anklage so funktioniert haben: Die Angeschuldigten gaben in wechselnder Besetzung über eine Münchner Vermögensverwaltung Schuldverschreibungen für Börsengeschäfte an insgesamt 73 Anleger aus.
Gelockt wurden die Investoren mit Zinsversprechen von 11,8 bis 15 Prozent bei einer Laufzeit von einem Jahr. Die Abwicklung des Geschäfts sollte über einen Rechtsanwalt als Treuhänder erfolgen, der den Anlegern eine falsche Glaubhaftigkeit und Sicherheit vermittelte.
Die Angeklagten sind teilweise geständig
Mit Teilen des so erworbenen Geldes wurde von der mutmaßlichen Bande an der Börse spekuliert. Und zwar in Börsentermingeschäfte, den sogenannten Eurobond-Futures. Vermittler, die mit Provisionen honoriert wurden, sorgten für Kundschaft. Den Anlegern wurde dabei vorgegaukelt, dass Rückzahlungsansprüche zu 100 Prozent abgesichert seien.
Das stimmte aber nur für die Hälfte der eingezahlten Gelder. Als die Spekulationsgeschäfte schlecht liefen, schied einer der Angeklagten 2011 im Streit aus. Den Anlegern wurde aber weiter vorgegaukelt, dass die Gesellschaft die erforderlichen Gewinne erwirtschafte.
Die Angeklagten sind teilweise geständig. Aber jeder hat seine eigene Version der Vorkommnisse. Das Gericht will sein Urteil nach derzeitiger Planung am 14. August verkünden.
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