Millionenbetrüger geständig: „Ich war wie im Rausch“

München – „Die Anklage trifft zu.“ Es scheint so, als wollte Christian H. (53) endgültig reinen Tisch machen. Der Münchner gab gestern zu, dass er über Jahre Anleger hinters Licht geführt und damit 96 Millionen Euro kassiert hat. 96 Millionen Euro für Investitionen, die nur auf dem Papier existierten. Ein knappes Drittel hat er nach dem Schneeballsystem an Altanleger zurückgezahlt. Bis die Bombe platzte.
Anfangs habe er selber noch geglaubt, dass sein System funktionieren könne, sagte der Immobilienkaufmann gestern vor Gericht. Spätestens seit Dezember 2009 war klar, dass die Sache nicht mehr lange funktionieren könne. Seit diesem Zeitpunkt habe er „mit direktem Vorsatz gehandelt“.
Die Anleger seien aber auch in einer Art „Goldgräberstimmung“ gewesen, berichtete der geständige Betrüger. Bei den Verkaufsveranstaltungen im tschechischen Brünn kamen zuletzt 3000 Interessierte und nicht einer der Zuhörer hat mal kritisch nachgefragt wie 36 Prozent Rendite überhaupt möglich sind.
Er selber sei von der Resonanz auf seine Gewinnversprechen überrascht worden. Die Anleger seien „naiv und blind“ gewesen, der Firmenstandort der boomenden Region Dubai habe daz beigetragen. „Das Geld floss in Strömen.“ Auf Kosten der Anleger habe die Familie „in Saus und Braus“ leben können. „Ich war wie im Rausch.“
Umso bitterer das Erwachen. Die Erfolgsmasche habe sich als „Fluch für die Familie“ herausgestellt. „Wir sind am Tiefpunkt.“ Seine Frau sitzt in Dubai im Knast. Das Paar war dort zu jeweils 73 Jahren Haft verurteilt worden.
Er selber sei auch Betrügern auf den Leim gegangen. Die hätten ihm ähnlich unrealistische Renditeversprechen gemacht, auf die er trotzdem eingegangen sei. In der Hoffnung, sein Schneeballsystem doch noch eine Weile fortsetzen zu können. Stattdessen haben diese „Totalausfälle“ den Kollaps des Systems wohl eher beschleunigt als aufgehalten. „Ich habe mich völlig verzockt.“
Eine wichtige Frage ist noch offen: Gibt es noch irgendwo Vermögenswerte, die der Millionenbetrüger zur Seite geschafft hat? Der Vorsitzende Richter Joachim Eckert äußerte die vorsichtige Hoffnung, dass Christian H. auch in diesem Punkt noch alle Karten auf den Tisch legt. Die Verteidiger kündigten tatsächlich an, dass Christian H. in der nächsten Woche auch zu diesem Punkt noch Auskunft geben möchte.
Es bleibt also spannend – vor allem für die knapp 20 000 geschädigten Anleger.