Millionen-Streit: Wie viel ist der Franziskaner wert?

Wie viel ist das Franziskaner-Wirtshaus wert: 97 Millionen Euro oder fast 100 Millionen mehr? Darüber zoffen sich der Besitzer Baron von Finck und Aktionäre.
Kimberly Hagen |
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Berühmt, beliebt - beste Lage: Der Franziskaner in der Münchner Innenstadt. Wie viele Millionen ist die Schmankerl-Immobilie wert? Darüber wird aktuell gestritten
Berühmt, beliebt - beste Lage: Der Franziskaner in der Münchner Innenstadt. Wie viele Millionen ist die Schmankerl-Immobilie wert? Darüber wird aktuell gestritten © imago images/Lindenthaler

München - Berühmtes Wirtshaus, beste Lage, auch wenn es gerade wie alle anderen geschlossen hat: Zum Franziskaner in der Residenzstraße, Ecke Perusastraße, zählt zu Münchens bekanntesten und traditionsreichsten Lokalen. Umso größer war der Aufschrei, als vor fünf Jahren bekanntwurde, dass der Leberkas-Tempel in der Zukunft einem Einkaufszentrum weichen könnte.

Franziskaner: Besitzerwechsel löst millionenschweren Streit aus

Selbst wenn durch Corona gerade in der Innenstadt vieles zum Erliegen gekommen ist - die Zukunft rückt auch hier näher. Der Pachtvertrag mit Hausherr und Wirt Edi Reinbold (Löwenbräukeller, Schützenfestzelt) läuft im Jahr 2022 aus. Was niemand ahnte - und was nun durch das "Handelsblatt" publik wird: Der Franziskaner hat 2017 einen neuen - und dabei alten - Eigentümer bekommen. Und dieser heimliche Besitzerwechsel löst nun einen Streit in schwindelerregender Millionenhöhe aus.

Der Reihe nach: Vor dem Wechsel gehörte der Franziskaner der Nymphenburg Immobilien AG, die zu 86,88 Prozent der Familie um August Baron von Finck (90) gehört. Der so konservative wie öffentlichkeitsscheue Milliardär hat den Franziskaner jetzt an die Amira Verwaltungs AG verkauft. Spannendes Detail: Auch die Amira gehört der Finck-Familie mit 89,42 Prozent.

Immobilie auf 161 bis 193 Millionen Euro geschätzt

Wer von dem ungewöhnlichen Verkauf erst später erfuhr, waren die Minderheitsaktionäre der Nymphenburg Immobilien AG wie Immobilienfachmann Alexander Kames und sein Vater Walter (besitzen zusammen 1,3 Prozent). Vor allem erfuhren sie auch erst im Nachhinein von der Verkaufssumme: 97 Millionen Euro zahlte die eine Finck-Firma der anderen Finck-Firma. Aus Sicht von Vater und Sohn Kames, so berichtet das "Handelsblatt", wurde die Top-Immobilie Franziskaner viel zu billig hergegeben - zum Nachteil der Minderheitsaktionäre.

Wiesn-Wirt und Groß-Gastronom Edi Reinbold mit seiner Frau Petra und seinen Söhnen Mathias und Ludwig (r.).
Wiesn-Wirt und Groß-Gastronom Edi Reinbold mit seiner Frau Petra und seinen Söhnen Mathias und Ludwig (r.). © imago/Michael Westermann

Ein von Kames beauftragter Gutachter schätzt den Verkehrswert der Immobilie auf 161 bis 193 Millionen Euro. Schließlich würde der Wert durch eine künftige Shoppingmall (und nicht reiner Gastronomie-Nutzung) nochmal deutlich steigen. Die Nymphenburg Immobilien AG soll aber darauf bestehen, dass der Preis von 97 Millionen Euro völlig korrekt sei.

Corona: Lohnt es sich den Franziskaner zu behalten?

Die Aktionäre wollen deshalb beim Landgericht München I eine Sonderprüfung des Millionen-Deals erreichen. Dagegen wehrt sich Baron von Finck mit einer Überraschung. Eine neue Firma (Niag SE), von ihm wohlgemerkt, hält nun plötzlich 90,3 Prozent am Grundkapital der Nymphenburg Immobilien AG und will durch ein sogenanntes Squeeze-out die Minderheitsaktionäre gegen eine Abfindung ausschließen...

Milliardär August Baron von Finck mit seiner Frau Francine.
Milliardär August Baron von Finck mit seiner Frau Francine. © imago/Weißfuß

Wie auch immer der Millionen-Streit ausgehen mag: Der Pachtvertrag mit dem Franziskaner läuft für Wirt Edi Reinbold 2022 aus. Zur AZ sagt er über den Immobilien-Zoff: "Nichts Genaues weiß ich derzeit nicht." Lohnt es sich denn überhaupt noch in Corona-Lockdown-Zeiten, den Franziskaner zwei Jahre zu behalten - oder wäre ihm ein früheres Ende vielleicht lieber? 

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Reinbold, der 2015 den Löwenbräukeller von Baron von Finck gekauft hat: "Genau diese Gedanken mache ich mir aktuell auch. Aber ich habe noch keine Antwort gefunden. Demnächst werden Gespräche stattfinden - dann schaun ma mal."

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21 Kommentare
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  • Superturner am 18.11.2020 19:18 Uhr / Bewertung:

    Ja schon zu A. Hitlers Zeiten stand der junge Baron schön frisiert mit Reichsunform in 1. Reihe, hat sich bei der Verteilung der Grundstücke und Immobilien in Position gebracht, so wird man Milliardär !
    Wäre ja interessant, wem die ganzen Sahneschnittchen mal ursprünglich gehört haben ?

  • Le Bavarois am 18.11.2020 17:02 Uhr / Bewertung:

    Was München in den letzten35 Jahren passiert ist, das ist das Werk der "Moderniserer" der SPD, angefangen bei Georg Kronawitter, und dann vor allem dem Oberopportunisten Ude. Zusammen mit den Gentrifizierern von den "Grünen", die für ihre meritokratische Klientel aus ganz München ein Bogenhausen/Harlaching machen wollen, weil sie sich dort kein Haus kaufen können.

  • Der wahre tscharlie am 18.11.2020 15:54 Uhr / Bewertung:

    Immer wieder schön zu lesen, wie man Immobilien an sich selbst verkaufen kann.
    Das mag vielleicht legitim sein, dient aber vermutlich letztendlich nur der Geldvermehrung.

    Wie hieß doch gleich nochmal die Wirtschaft, die in der Fußgängerzone war und dessen Gebäude abgerissen werden soll und wo der neue "FCB-Merchandising-Tempel" hinkommt? Das gehört doch auch dem Herrn Baron. Oder irre ich mich da?

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