Millionen-Loch Gasteig: Keine Mehrheit für die große Lösung

Der Stadtrat beschließt die kleine Sanierung für 11,6 Millionen Euro. Obendrein muss die Stadt bis 2030 aber noch 60 Millionen Euro Leasinggebühren bezahlen.
von  Abendzeitung
Kulturtempel: Erst 25 Jahre alt und schon ein Fall für die Sanierung. Wie stark die ausfallen soll, ist umsritten.
Kulturtempel: Erst 25 Jahre alt und schon ein Fall für die Sanierung. Wie stark die ausfallen soll, ist umsritten. © Martha Schlüter / AP

Der Stadtrat beschließt die kleine Sanierung für 11,6 Millionen Euro. Obendrein muss die Stadt bis 2030 aber noch 60 Millionen Euro Leasinggebühren bezahlen.

MÜNCHEN Da wollte sich die Stadt Ende der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts einen repräsentativen Musentempel bauen. Und was hat sie bekommen mit dem Gasteig? Vom ersten Tag an nichts als Ärger. Äußerlich mit dem Charme eines Klinker-Bunkers, innen eine Akustik, die vom ersten Tag so richtig schlecht ist.

Der Ärger hält bis heute an. Und er wird auch mit dem Beschluss des Stadtrats von gestern nicht weniger: Demnach wird’s die große und rund 200 Millionen Euro teure Totalsanierung vorerst nicht geben. Stattdessen nur die dringlichsten Reparaturen für 11,6 Millionen Euro.

Dahinter steckt, dass es vollkommen offen ist, ob der Freistaat tatsächlich einen eigenen Konzertsaal baut – und die Philharmonie am Gasteig damit Konkurrenz und Nutzungsprobleme bekommt.

Und das ist finanziell noch lange nicht alles, wie OB Christian Ude gestern ausrechnen ließ. Der 1985 eröffnete Gasteig wurde im Leasingverfahren erbaut. Das heißt: Die Stadt ist nur Mieter eines Immobilienkonsortiums. Das kostet noch gewaltige Summen.

Der Vertrag läuft noch bis zum Jahre 2030. Bis dahin muss die Stadt (nach heutigen Zinskonditionen) noch 60 Millionen Euro Leasing-Raten zahlen. Dazu kommen weitere 14,5 Millionen Euro Ablöse, wenn die Stadt im Jahre 2030 Eigentümer des Gasteigs werden will. Zusammen: 74,5 Millionen. Darin steckt noch kein einziger Cent Minimalsanierung, geschweige denn Modernisierung.

In der Debatte hat CSU-Kultur-Stadtrat Richard Quaas noch einmal versucht, eine Lanze für die große Lösung zu brechen. Kam damit aber nicht durch.

Denn letzten Endes hängt alles an der Vision des Freistaats, einen eigenen Konzertsaal zu bauen – für die BR-Symphoniker und natürlich auf höchstem Weltniveau.

Doch das steht auf tönernen Füßen. „Nach sieben Jahren Neubaudiskussion gibt es nicht einmal einen Standort“, so Ude, „und die Finanzierung ist vollkommen ungesichert.“ Innerhalb der Staatsregierung gebe es sogar gehörige Zweifel, ob das Projekt überhaupt finanzierbar sei.

Die Standorte: Der Marstall – dort soll keine gute Akustik hergestellt werden können. Die Überdachung des Apothekenhofs der Residenz birgt denkmalpflegerische Probleme. Der Finanzgarten – müsste abgeholzt werden. Und ein Platz beim Circus Krone: Der ist nach Udes Einschätzung für feine Konzertbesucher weniger „interessant“.

Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) sagte Ude: „Solange es die Debatte über einen Neubau gibt, solange gibt es keine finanzielle Beteiligung des Freistaats am Gasteig.“ Nichts als Ärger.

W. Bock

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