Millionen in Vaduz, Hartz IV vom Staat

Münchens Millionäre müssen zittern: Fahnder der Staatsanwaltschaft Bochum haben erneut Wohnungen, Villen und Geschäftshäuser durchsucht. Sie suchen Beweise, dass Vermögende Millionen illegal in Liechtenstein versteckt haben.
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Steuer-Fluchtort Liechtenstein
az Steuer-Fluchtort Liechtenstein

MÜNCHEN -Münchens Millionäre müssen zittern: Fahnder der Staatsanwaltschaft Bochum haben erneut Wohnungen, Villen und Geschäftshäuser durchsucht. Sie suchen Beweise, dass Vermögende Millionen illegal in Liechtenstein versteckt haben.

Ein Sprecher der Bochumer Staatsanwaltschaft bestätigte einen entsprechenden Bericht des „Spiegel“. Namen nannte er nicht – nach Informationen des Nachrichtenmagazins soll es sich um einige „besonders harte Brocken“ handeln.

Ein Mitarbeiter der Liechtensteiner Bank LGT hatte dem BND für 4,6 Millionen Euro eine DVD mit bis zu 900 Namen deutscher Anleger verkauft. 530 Bundesbürger zeigten sich daraufhin selbst bei den Finanzbehörden an – darunter 330, die gar nicht auf der Liste waren. 250 Millionen Euro zahlten sie freiwillig.

Fax kam vier Minuten zu spät

Auch ein Münchner soll sich selbst angezeigt haben. Der „Spiegel“ schreibt , dass das Fax aber vier Minuten zu spät beim Finanzamt eingetroffen sei – angeblich durchsuchten Fahnder da schon seine Villa.

Eine Apothekerin aus München hatte 2,75 Millionen Euro, die sie von ihrem Mann geerbt hatte, nach Liechtenstein geschafft. Abgehobenes Geld schmuggelte sie in der Unterwäsche nach Deutschland – bis sie sich im Eurocity kurz nach Lindau komplett entblättern musste. Ein 80-jähriger Bayer hatte das Geld bündelweise in seinen Socken versteckt. Auch der Inhaber eines Luxushotels in Bayern erstattete Selbstanzeige – er soll Millionen in Liechtenstein angelegt haben.

Belege in der Aldi-Tüte

Viele Mandanten des Münchner Steuerrechtlers Jan Olaf Leisner verbergen ihr Vermögen und fallen eher durch große Sparsamkeit auf. Weil eine Aktenmappe zu teuer war, bewahrte einer die Kontoauszüge aus Liechtenstein in einer Aldi-Tüte auf. Ein anderer Mandant bezieht Hartz-IV – soll aber mehrere Millionen Euro in Vaduz versteckt haben. Er muss sich jetzt wohl nicht nur wegen Steuerhinterziehung, sondern auch wegen Sozialbetrugs verantworten.

Zumindest das Problem hat ein norddeutscher Textilunternehmer nicht: Er soll dem Fiskus 800 Millionen Euro schulden. Um auf diese Summe zu kommen, müsste er Milliarden nach Liechtenstein geschafft haben. Ein Shampoo-Erbe soll Millionen bei der LGT angelegt haben und sich jetzt angezeigt haben.

Für einige Anleger könnte die Geldanlage in Liechtenstein ein schlechtes Geschäft gewesen sein: Für jede Million hinterzogener Steuern, drohen Straf- und Nachzahlungen in Höhe von etwa drei Millionen Euro. Viele haben ihr Geld in so genannten Schwarzfonds angelegt. Das wird noch einmal mit einer Strafsteuer geahndet, die bis zu 90 Prozent des angelegten Kapitals ausmacht.

tha

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