Millionen für München: Bilanz, Probleme und Pläne der MVG

Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) legt zu: beim Angebot, beim Personal und auch bei den Investitionen. Die AZ präsentiert die Bilanz, die Probleme und die Pläne
München - So viele Leut, so viel Geld: Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) präsentiert neue Rekorde bei der Fahrstrecke, den Fahrgastzahlen und den Investitionen.
66 Mal zum Mond und zurück – so weit sei die MVG im Jahr 2014 gefahren, wenn man alle Streckenkilometer zusammenfasst. Rund 555 Millionen Fahrgäste habe die MVG dabei befördert, elf Millionen mehr als im Jahr zuvor und so viele wie nie. Und weil es heuer wohl noch mehr werden, will die MVG in diesem Jahr rund 328 Millionen Euro ausgeben – das ist ebenfalls ein neuer Spitzenwert.
Das Geld fließe vor allem in neue Fahrzeuge, sagt MVG-Chef Herbert König. Rund 200 Millionen Euro seien hierfür eingeplant. Ausgegeben wird es vor allem für neue U-Bahnen und Trams, darunter erstmals auch sogenannte Doppeltraktionszüge, also Trams, die aus zwei gekoppelten Zügen bestehen. Außerdem beginnt die MVG damit, U-Bahnen aus dem Bestand mit Brandschutzeinrichtungen auszustatten. An den Bahnsteigen werden zu Stoßzeiten weiterhin Mitarbeiter im Einsatz sein, die an den Türen aufpassen und für mehr Pünktlichkeit sorgen sollen.
Dabei sei die MVG bei ihren rund 16 100 Fahrten am Tag ohnehin sehr zuverlässig gewesen, sagt König. 94,4 Prozent der U-Bahnen, 79,2 Prozent der Trams und 78,6 Prozent der Busse seien pünktlich gekommen. Als Unpünktlichkeit zählt die MVG dabei alles ab zwei Minuten Verspätung.
Zweites Reizthema für die Fahrgäste: die Preise. Wird’s heuer wieder teurer? Das könne man jetzt noch nicht sagen, meint König. Man müsse abwarten, wie sich die Fahrgastzahlen und die Ausgaben entwickeln.
Dafür kündigt er an, dass die MVG sicher wieder kräftig Personal einstellen wird: „Wir suchen aktuell neue 250 Kolleginnen und Kollegen, davon 160 im Fahrdienst.“
Die U9 ist teuer – aber nötig
Enger geht’s nicht. Das sagt MVG-Chef Herbert König immer wieder. „Wenn wir den Zwei-Minuten-Takt auf den wichtigsten Streckenabschnitten zur Hauptverkehrszeit umgesetzt haben, sind die Kapazitäten der U-Bahn im Kernbereich definitiv ausgeschöpft.“ Ein 90-Sekunden-Takt sei nicht möglich und keine Lösung für das größte Problem der MVG: Die drohende Überlastung im Zentrum. Das Sendlinger Tor nennt MVG-Chef König „unsere absolute Achillesferse“, die Linien U1/U2 sowie U3/U6 kommen an ihre Grenzen. „Damit das System im nächsten Jahrzehnt leistungsfähig bleibt, braucht es eine weitere Nord-Süd-Strecke“, sagt König und meint damit die U9.
Sie wurde schon vor über einem Jahr angekündigt, beschlossen ist der Bau aber noch nicht, da die Finanzierung des Milliardenprojekts noch unklar ist. Die Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs werde generell immer schwieriger, sagt MVG-Chef König.
Die sogenannte U9-Spange soll von der Giselastraße über eine neue Haltestelle bei den Pinakotheken über den Hauptbahnhof und die Theresienwiese zur Implerstraße verlaufen und nördlich sowie südlich davon die Linie U6 verstärken. Herbert König sagt, die MVG warte auf das Handeln der Politik, nicht nur bei der U9.
„Wir haben die Tram-Westtangente vorbereitet und könnten Sie umsetzen“. Ebenso sei es bei der Tram ohne Oberleitung durch den Englischen Garten. „Wir stehen Gewehr bei Fuß“, sagt König wiederholt, wenn man ihn auf die einzelnen Projekte anspricht.
Das erwartet die Fahrgäste in diesem Jahr
Die größte Baustelle trifft heuer die Fahrgäste der Tramlinien 15/25 und 17: Zwischen Ende Mai und Dezember wird die Gleiskreuzung am Ostfriedhof umgebaut. Es wird verschiedene Phasen des Ersatzverkehrs mit Bussen geben: Auf der Linie 17 zwischen Innenstadt und Schwanseestraße sowie auf den Linien 15/25 zwischen Max-Weber-Platz und Großhesseloher Brücke beziehungsweise Grünwald. Die Tram 25 wird für 19 Millionen Euro vom Max-Weber-Platz nach Steinhausen verlängert.
Weil die Buszüge, also die Busse mit Anhänger, Umfragen der MVG zufolge bei den Münchnern sehr beliebt sind, gibt’s bald mehr davon. Aktuell fahren 22 davon, langfristig könnten es sogar 99 werden. Dieses Jahr sollen außerdem 23 neue Gelenkbusse dazu kommen. Außerdem testet die MVG einen Elektrobus auf der StadtBus-Linie 100.
Das neue Zwischengeschoss am Marienplatz soll Ende Oktober fertig sein. Dafür werden am Haupt- und Ostbahnhof sowie am Westfriedhof Bauschäden behoben. Größere Einschränkungen würden dadurch aber nicht entstehen, verspricht die MVG.
Ab Juli sollen an vielen Stationen in der Stadt MVG-Radl zum Mieten bereitstehen.
Und schließlich wird auch der Mobilfunkempfang in der U-Bahn besser, im Laufe des Jahres soll das schnelle LTE-Netz dort verfügbar sein. Außerdem testet die MVG das kostenslose WLAN – zunächst im Zwischengeschoss an der Münchner Freiheit.