Millionen für die Klohäusl-Rettung

Wie es halt immer so ist. Wenn man eine braucht, ist keine in der Nähe. Bei Arztpraxen ist da so, bei Apotheken – und natürlich vor allem: bei Toiletten.
114 öffentliche Bedürfnisanstalten gibt es angeblich in der Stadt – aber das ist ein rein statistischer Wert. Denn wer weiß schon so genau, wo diese stehen. Wenn’s wirklich mal pressiert, bleibt einem halt oft doch nichts anderes übrig, als in der nächstgelegenen Wirtschaft um sanitäres Asyl zu bitten.
Im Rathaus ist diese Problematik schon seit Längerem bekannt. Seit Jahren diskutiert der Stadtrat über die Toiletten: Wie viele es sein müssen, wer sie betreiben soll und wie man sicherstellen kann, dass der Betrieb auch wirklich sauber abläuft. Es wäre keine Übertreibung zu behaupten: Unseren Lokalpolitikern ist die flächendeckende Versorgung der Stadt mit öffentlichen Klohäusln ein dringendes Bedürfnis.
So richtig gut bestellt war es um die Münchner Toilettenlandschaft zuletzt trotzdem nicht. Vor allem in den U-Bahnhöfen gammelte so manche WC-Anlage vor sich hin. Dreckig, versifft und teilweise so kaputt, dass an eine Sanierung überhaupt nicht mehr zu denken war.
Nach CSD in München: Angriff auf jungen Grünen
Als die Stadt vor etwa zwei Jahren die Münchner Toilettengesellschaft gründete, eine Stadtwerke-Tochter, welche die Toilettenanlagen wieder auf Vordermann bringen sollte, entschied der Stadtrat, dass es besser wäre, manches WC gleich ganz zu schließen. 29 Toilettenanlagen werden seitdem nur noch mit einer Gnadenfrist betrieben, sollen irgendwann aber für alle Zeiten zugemacht werden.
Am Dienstag befasst sich der Stadtrat mal wieder mit dem heiklen Thema. Das „Strategiekonzept für die öffentlichen Bedürfnisanstalten“ steht dann auf der Tagesordnung. Und wie es aussieht, werden nun doch einige Toiletten mehr saniert als ursprünglich geplant.
Am Waldfriedhof sowie an den U-Bahnhöfen Klinikum Großhadern, am Josephsplatz, im Hasenbergl und in Neuperlach-Süd – entgegen der ursprünglichen Planung soll überall dort nun doch ein öffentliches Klohäusl erhalten bleiben. Am Lorettoplatz soll zudem eine WC-Anlage wieder eröffnen, die bereits 2005 zugesperrt wurde.
Planegg: Schüler und Flüchtlinge Tür an Tür
Von der neuen Toiletten-Offensive profitiert also vor allem der Münchner Süden – zumal auf dem Tierpark-Parkplatz und an der Marienklausenbrücke ganz neue Klohäusl entstehen sollen. So will Baureferentin Rosemarie Hingerl das zumindest dem Stadtrat vorschlagen. Bürgermeister Josef Schmid (CSU), der als Wirtschaftsreferent federführend für die Münchner Bedürfnisanstalten zuständig ist, freut sich, mit den Toiletten „die Servicequalität in München verbessern zu können“.
Dafür nimmt die Stadt auch gerne die gut zehn Millionen Euro in die Hand, die die Klo-Rettung kosten wird.