Millionen-Betrug: Jetzt ist der Buchhalter dran

Betrugs-Prozess, Teil 2: Dem Schwager des Drahtziehers wird Beihilfe zur Last gelegt. Mit einer Scheinfirma zockten die beiden fast 5000 Anleger ab.
von  John Schneider
Lässt sich die gute Laune nicht verderben: Richter Hans-Joachim Eckert vor der Verhandlung.
Lässt sich die gute Laune nicht verderben: Richter Hans-Joachim Eckert vor der Verhandlung. © jot

München Einen Augenblick stand an diesem Montagmorgen der Richter und nicht der Angeklagte im Fokus der Pressefotografen. Und das hatte was mit Fußball zu tun. Hans-Joachim Eckert ist nämlich nicht nur Vorsitzender Richter der 6. Strafkammer am Münchner Landgericht, sondern auch Richter der Fifa-Ethikkommission.

In dieser Funktion hat er am Wochenende nach der Präsentation der eher milde ausgefallenen Zwischenergebnisse zu den unter Korruptionsverdacht stehenden WM-Vergaben 2018 und 2022 viel Gegenwind bekommen. Seinen Humor hat der erfahrene Jurist darüber offensichtlich nicht verloren. Lächelnd ließ er sich im Landgericht von der Presse ablichten.

Dann kehrte wieder Alltag ein im Saal 273: Verhandeln sollten Eckert und seine Kammer am Montag den Fall eines großangelegten Anlegerbetruges. Mit astronomischen Gewinnversprechen waren allzu leichtgläubige Anleger getäuscht worden.

Kein Neuland für die Kammer, die bereits den Drahtzieher der Betrügereien, Christian H. vor einem Monat zu einer Haftstrafe von acht Jahren verurteilt hat (AZ berichtete). Jetzt steht der Schwager von Christian H. vor Gericht.

Leonard V. (55) war Verwalter und Buchhalter der Scheinfirma in dem Emirat Dubai. Ihm wird Beihilfe zum Betrug in besonders schwerem Fall vorgeworfen. 4839 Geldgeber hatten zwischen 2009 und 2010 gut 57 Millionen Euro in das angebliche Finanzmanagement-Unternehmen investiert. Sie ließen sich von der Zusage einer Gewinnbeteiligung zwischen 40 und 80 Prozent je nach Laufzeit der Anlage ködern. Gehandelt werden sollte mit Immobilien, Gold und Diamanten.

Eine Geschäftstätigkeit gab es aber der Anklage zufolge nicht. Der gelernte Steuerprüfer Leonard V. täuschte vielmehr als Website-Administrator eine solche Geschäftstätigkeit inklusive Gewinnberechnung für jeden Kunden vor. Außerdem war er für notwendige Auszahlungen zuständig.

Für seine Dienste bekam er von Christian H. zuerst 5000, später 6000 Euro im Monat. Und einen Miet- und Schulgeldzuschuss von 61000 Euro.
Wenn Anleger ihr Geld zurückforderten, wurden sie mit den Investitionen von Neukunden abgefunden. Das ging eine Weile gut. Dann brach das Kartenhaus 2010 zusammen.

Christian H. setzte sich ab. Seine Frau ließ er zurück. Die Schwester von Leonard V. sitzt nun eine 73-jährige Haftstrafe in dem Emirat ab.
Ihr Mann war in Abwesenheit ebenfalls zu 73 Jahren verurteilt worden.

Anwalt Marc Duchon kündigte an, dass sein Mandant in der nächsten Woche zu den Vorwürfen „umfassend“ Stellung nehmen will. So wie er es bei den Vernehmungen bereits getan hat. Zuvor soll aber das Urteil gegen seinen Schwager noch geprüft werden.

Ein Urteil soll am 5. Dezember fallen.

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