Millionen-Betrüger flieht aus dem Knast nach München

Der Münchner Geschäftsmann Jürgen Kahl zweigte Millionen ab und floh vor Weihnachten aus einem Schweizer Gefängnis. Verwandte entdeckten den angeblich kranken Häftling vor kurzem in München - im Biergarten.
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Euroworld-Chef Jürgen Kahl: Versteckt er sich in München?
Dieter Salzmann Euroworld-Chef Jürgen Kahl: Versteckt er sich in München?

MÜNCHEN - Der Münchner Geschäftsmann Jürgen Kahl zweigte Millionen ab und floh vor Weihnachten aus einem Schweizer Gefängnis. Verwandte entdeckten den angeblich kranken Häftling vor kurzem in München - im Biergarten.

Jürgen Kahl ist verschunden – seit über fünf Monaten. Der Münchner Millionen-Betrüger floh während eines Hafturlaubes kurz vor Weihnachten aus dem St. Gallener Gefängnis Saxerriet in der Schweiz. Bis vor kurzem versteckte er sich in München – und vielleicht ist er immer noch hier.

Kahl (59) hat einiges auf dem Kerbholz: Er hat Millionen abgezweigt und gilt als wenig seriöser Geschäftsmann. Im September 2007 wurde er vom Kantonsgericht St. Gallen zu 14 Monaten Gefängnis verurteilt: wegen mehrfacher Veruntreuung und Misswirtschaft.

Kahl hatte von 2002 bis 2004 als Geschäftsführer und Mitinhaber der Schweizer Altersresidenz „Kursana“ rund 1,5 Millionen Franken abgezweigt. Das Geld stammte aus Mieten der Bewohner. Kahl steckte es in eine geplante Beauty-Klinik im Hilton Hotel München. Das Projekt war ein Flopp – wie auch ein zweites namens „Euroworld“. 2007 wollte er für mehrere Milliarden einen Freizeitpark in Brandenburg bauen, allerdings ohne Erfolg. Jetzt soll der Park in Italien entstehen.

Anfang Oktober 2008 trat Kahl seine Strafe im Gefängnis Saxerriet an, kurz vor Weihnachten bekam er drei Tage Hafturlaub – und verschwand. Der Leiter des Amts für Justizvollzug St. Gallen, Joe Keel, ist ihm auf der Spur: „Es läuft eine Fahndung.“

Fünf Operationen in München - und ein Biergartenbesuch

Kahls Anwalt Wilfried Eysell dagegen will von einer Flucht nichts wissen: „Herr Kahl ist in München fünf Mal an der Schilddrüse und der Bandscheibe operiert worden. Es war keine Flucht, es war eine Haftunterbrechung aus medizinischen Gründen.“ Während des Hafturlaubs sei Kahls Gesundheit rapide schlechter geworden. Eysell gibt aber zu: „Eine Erlaubnis hatte Herr Kahl nicht.“

Familienangehörige halten den Geschäftsmann für nicht so krank. Vergangene Woche sah einer Kahl im Augustiner Biergarten einen heben. Anscheinend wohnte Kahl bis vor kurzem noch in der Elektrastraße 14. Dort erreichten ihn Briefe von Verwandten. Ist Kahl in München? „Das sage ich Ihnen nicht“, so Eysell.

Die Münchner Polizei kann nichts tun, es gibt keinen internationalen Haftbefehl. Der Millionen-Betrüger kann hier unbescholten leben, laut Eysell will Kahl aber seine Haftstrafe unbedingt absitzen. Es ginge gar nicht anders: „Ein Mann wie Herr Kahl könnte in Europa gar nicht untertauchen.“

B. Turchet, T. Gautier

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