Mietshäuser-Syndikate in München: Alternativ günstiger wohnen

München - In München gibt es erst ein Projekt: in der Ligsalzstraße 8. In anderen Städten sind die alternative Mieterinitiativen schon deutlich etablierter. So gibt es etwa in Freiburg und Berlin jeweils 18 Hausprojekte unter dem Dach des sogenannten Mietshäuser-Syndikats.
Das könnte sich schon bald ändern. Am Mittwoch stimmt der Stadtrat darüber ab, ob Mietshäuser-Syndikate sich künftig auch für Grundstücke bewerben dürfen, die für Baugenossenschaften vorgesehen sind.
Mietshäuser Syndikate: So funktioniert es
Doch wie funktioniert das Prinzip genau? Hinter jedem selbstständigen Hausprojekt steht eine Haus-GmbH. Deren Gesellschafter sind zum einen der jeweilige Hausverein, in dem jeder Mieter Mitglied ist. Der zweite Gesellschafter der GmbH ist die bundesweit tätige "Mietshäuser Syndikat GmbH", die ein Vetorecht beim Hausverkauf, bei Satzungsänderungen und bei allen weiteren Entscheidungen hat. Durch diese gegenseitige Kontrolle ist eine Privatisierung der Häuser ausgeschlossen.
Anders als bei Genossenschaften, können auch Menschen ohne größere Ersparnisse an einem Hausprojekt des Mietshäuser-Syndikats mitmachen. Die Finanzierung des Modells ist so geregelt, dass Mieter bei Einzug keine Anteile zahlen müssen, bei Genossenschaften sind das in München locker mehrere Zehntausend Euro.
Direktkredite helfen bei der Finanzierung
Die Finanzierung eines Hausprojektes besteht aus mehreren Bausteinen. Zum einen benötigt die Haus-GmbH ein Stammkapital in Höhe von 25.000 Euro. Etwas weniger als die Hälfte (12.400 Euro) erbringt das Mietshäuser-Syndikat, die anderen 12.600 Euro zahlt der jeweilige Hausverein.
Doch um sich im teuren München ein Haus zu kaufen, braucht das Hausprojekt noch deutlich mehr Geld: Das bekommen die Mitglieder zunächst über Direktkredite (etwa von Verwandten, Freunden oder von weiteren Unterstützern, die bis zu zwei Prozent Zinsen auf ihr Geld erhalten). Da Direktkredite als Eigenkapital anerkannt werden, erhöhen diese wiederum die Chance auf einen Kredit von der Bank.
Über die Miete zahlt die Haus-GmbH dann die Kredite ab. In der Ligsalzstraße 8 beträgt die Miete zum Beispiel 7,10 Euro pro Quadratmeter. Zusätzlich zahlen die Mieter 10 Cent pro Quadratmeter in den Solidarfonds des Mietshäuser-Syndikats ein. Sind alle Kredite abbezahlt, fließt sogar ein Großteil der Miete in den Fonds, aus dem wiederum Nachfolgeprojekte finanziell unterstützt werden.
Verein "Billige Platte" sucht ein Haus in der Münchner Innenstadt
Die neue Regelung, die am Mittwoch im Stadtrat beschlossen werden soll, könnte auch dem Verein "Billige Platte" helfen, der sich Anfang diesen Jahres zusammengetan hat. Die Gruppe – zwölf Münchner zwischen 20 und 38 Jahren – sucht nach einem Haus im Innenstadtbereich mit Platz für mindestens zwölf Parteien.
Im Optimalfall soll sich im Erdgeschoss ein leerstehender Laden befinden, der öffentlich genutzt werden könnte – etwa als Proberaum für Musiker, als Atelier oder als Aufenthaltsraum, erzählt Mitglied Anna von Hollander (34).
Konkret hofft die "Billige Platte" auf Flächen im Kreativquartier oder der Bayernkaserne. Was derzeit noch utopisch für München klingen mag, könnte durch die neue Regelung realistischer werden.
Bundesweit gibt es schon 141 Hausprojekte im Verbund des Mietshäuser-Syndikats. München hängt bei dieser alternativen Wohnform bisher hinterher. Nach Freiburg und Berlin sind Leipzig (zwölf Projekte) und Hamburg (acht Projekte) Spitzenreiter.
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