Mietpreise in München: Ist der Gipfel nun erreicht?

In München steigen die Mietpreise auf neue Rekordwerte - aber langsam. Ausgerechnet das Homeoffice könnte noch einen Effekt haben.
von  Paul Nöllke
Die Mieten in München sind im vergangenen Jahr "nur" um zwei Prozent gestiegen. (Archivbild)
Die Mieten in München sind im vergangenen Jahr "nur" um zwei Prozent gestiegen. (Archivbild) © Felix Hörhager/dpa

München - Oft wurde geschrieben, dass der "Zenit doch nun erreicht", dass "die Blase" platze und sich die Mietpreise in München bald stabilisieren oder sogar radikal fallen könnten. Doch immer ging es weiter - in dieselbe Richtung: Die Mieten stiegen weiter.

Das ist auch dieses Jahr der Fall, wie die neuesten Zahlen des Immobilienportals Immowelt zeigen. Doch wer genau hinschaut, erkennt: Hier verändert sich etwas - und womöglich ist es tatsächlich das Ende des Münchner Mietenbooms.

Mieten im vergangenen Jahr um zwei Prozent gestiegen

In der Stadt München kostet eine Wohnung laut Immobilienportal Immowelt im Median ganze 19,20 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter. Im Jahr davor waren es noch 18,80 Euro, die Mietpreise stiegen also "nur" um zwei Prozent. Das eine vergleichsweise geringe Steigerung für eine Stadt, in der die Mieten in der Vergangenheit im Jahr gern auch mal um fünf bis sechs Prozent sprangen. Immowelt beobachtet daher eine "abflachende Preiskurve".

Andere Einrichtungen wie der Immobilienverband Deutschland (IVD) sehen die Mietpreise in München im Durchschnitt bei 17,70 Euro pro Quadratmeter, hier will man aber noch nicht von einem Abflachen der Preise sprechen.

Mietpreise auf hohem Niveau

Im Gespräch mit der AZ beschreibt IVD-Geschäftsführer Stephan Kippes die Mietpreise als noch weiterhin steigend. Und wenn sich die Mieten stabilisierten - es wäre auf hohem Niveau: "Wer gehofft hat, dass Corona die Lage entspannt, hat sich getäuscht", meint er. Die Pandemie habe sich nicht in dem Maße auf die Wirtschaft in München ausgewirkt, dass die Folgen auf dem Mietmarkt zu spüren gewesen seien. Doch Kippes merkt an: Es gibt Entwicklungen, die die Mieten in Zukunft abflachen könnten. Eine davon: das Homeoffice.

So könnten Münchner aus der Stadt ziehen, wenn sie digital von überall arbeiten können und nicht mehr täglich ins Büro pendeln müssten. "Noch merkt man nicht, dass das Arbeiten von zuhause während der Pandemie einen Effekt auf die Mietpreise hat", erklärt Kippes. "Das liegt vor allem daran, dass viele Menschen keine Planungssicherheit haben." Zur Zeit wüssten die meisten nicht, wie sich die Lage nach Corona entwickle und ob man nicht doch wieder ins Büro kommen müsse. "Da herrscht Unsicherheit", sagt Kippes. Insgesamt seien die Mieten in München ungemein hoch, selbst wenn sie nur wenig stiegen.

Ähnlich sieht das Beatrix Zurek (SPD), Vorsitzende des Mietervereins München: "Die Mieten steigen trotz Corona-Pandemie immer weiter an. Das zeigt auch die aktuelle Auswertung von Immowelt. Und das, obwohl viele Menschen schon jetzt die Hälfte ihres Einkommens für die Miete ausgeben müssen."

Zurek: "1920 Euro für die Wohnung: Wer soll diese Preise bezahlen?"

Empfohlen werde es, maximal 30 Prozent für Mieten aufzuwenden. "Mit 19,20 Euro pro Quadratmeter mussten Mieter laut der Auswertung rechnen", analysiert Zurek. "Das wären für eine 100-Quadratmeter-Familienwohnung 1920 Euro Miete kalt - dazu kommen dann noch die Nebenkosten. Wer soll diese Preise noch bezahlen?"

Da helfe es wenig, dass sich laut der Analyse die Mieten um nur um zwei Prozent erhöht haben, "denn sie bewegen sich auf einem solch hohen Niveau, so dass viele Menschen in extreme Probleme kommen".

Die abflachende Kurve bei den Mietpreisen und die Entwicklungen während der Corona-Pandemie (wie zum Beispiel das Homeoffice) könnten bedeuten, dass die Münchner Mietpreise vorerst einen Gipfelpunkt erreicht haben. So erfreulich das sein mag, so schmerzhaft hoch bleibt dieser Gipfel.

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