Miet-Tragödie im Volkstheater

Der Vertrag für das dringend nötige Lager ist gekündigt worden. Kommt jetzt ein Umbau – oder gar ein Umzug?
von  Julia Lenders
Das Volkstheater in der Brienner Straße zieht mit unterhaltsamen Inszenierungen auch viele junge Leute an.
Das Volkstheater in der Brienner Straße zieht mit unterhaltsamen Inszenierungen auch viele junge Leute an. © Schramek/dapd/Loeper

MÜNCHEN Das populäre Volkstheater hat ein großes Problem: Schon Mitte Januar läuft der Mietvertrag für sein Kulissen-Lager aus. „Wir platzen dadurch aus allen Nähten”, sagt Theater-Sprecher Frederik Mayet.

Im Haus selbst ist kein Platz. Deshalb müssen die Bühnenbilder für 15 Stücke künftig in Container ausgelagert werden. Um dann vor jeder Aufführung quer durch die Stadt zum Volkstheater kutschiert und durch den Hof zur Bühne geschleppt zu werden. Ein irrsinniger Aufwand –und teuer. Von einem mittleren sechsstelligen Betrag ist die Rede.

Die Miet-Tragödie begann schon im Sommer. Da kündigte der private Eigentümer dem Theater den Mietvertrag für die angrenzende Lagerhalle. Auf 400 Qadratmetern sind dort die Requisiten untergebracht – noch. Bis in vier Wochen muss alles leer geräumt sein.

Angeblich sollen dort künftig Wohnungen gebaut werden. So wie gegenüber, wo gerade ein paar schicke Apartements entstanden sind. Der Eigentümer selbst hält sich auf AZ-Anfrage bedeckt. Wohnungen seien „ein möglicher Aspekt”, sagt er. Aber genau wisse er selbst noch nicht, was aus dem Gebäude werde.

Seit dem Sommer sucht das Volkstheater also gemeinsam mit der Stadt nach einer Lösung. „Man braucht für ein Theater nicht viel – aber ein Lager am Haus gehört dazu”, sagt Mayet.
Deshalb wird gerade geprüft, ob auf einen Teil des Theater-Gebäudes ein Stockwerk oben drauf gesetzt werden kann. Dadurch wären zumindest 50 Quadratmeter Lagerfläche drin. So ein Umbau würde wohl erst 2013 stattfinden können – während einer längeren Schließungsphase.

Ob es wirklich so weit kommt, ist ungewiss. Statiker haben schon erste Zweifel angemeldet. Bis zum Frühjahr läuft eine intensive Untersuchung. „Dann wird man sehen: Macht es Sinn, da zu investieren?”, sagt Bürgermeister und Theater-Aufsichtsratsvorsitzender Hep Monatzeder.

Was die Situation noch erschwert: Das Theater-Gebäude selbst ist nur gemietet. Es gehört dem Bayerischen Fußball-Verband. „Wir sind grundsätzlich mit einem Umbau einverstanden”, sagt BFV-Geschäftsführer Jürgen Igelspacher, fügt aber gleich hinzu: „Wenn auf uns keine großen Kostenbelastungen zukommen.”

Das Volkstheater hofft auf die Hilfe der Stadt. Frederik Mayet weiß aber auch: „Sie tut sich schwer, große Investitionen in ein Haus zu tätigen, das ihr nicht gehört.”

Was also, wenn sich die Umbau-Pläne in Luft auflösen? Einen Plan B gibt es nicht. Und Container als Dauer-Lösung mag sich derzeit auch noch niemand vorstellen.
Allein schon deshalb, weil die schmale Hofzufahrt von der Augustenstraße dabei zum Nadelöhr wird.

Wäre ein Umzug da nicht besser? Ist darüber schon nachgedacht worden? „Man muss alles denken”, sagt Aufsichtsratschef Monatzeder. Aber diese Option wäre nicht nur mit „immensen Kosten” verbunden. Man wisse ja auch gar nicht wohin.

In der Ära von Intendant Christian Stückl hat das Volkstheater Besucherrekorde geschrieben. Mehr noch: Es ist zur jüngsten Bühne der Stadt geworden. Doch jetzt könnte 2012 ein echtes Krisenjahr werden.

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