Mieses Wetter? Ab ins Museum - so lange sie noch offen sind

München - Einfach spontan ins Museum schlendern, das geht auch bei dem unbeständigen Wetter nicht, dass uns Münchner an diesem Wochenende erwartet. Aber lassen Sie sich nicht abschrecken von Vorab-Ticketbuchungen! Nutzen Sie die Chance, so lange die Museen und Ausstellungsräume noch geöffnet haben.
Die Corona-Zahlen steigen derzeit wieder, also kann es gut sein, dass die Rembrandts, Rokoko-Vasen und raumgreifenden Fotografien bald wieder hinter verschlossenen Türen verschwinden.
Im Folgenden geben AZ-Redakteure persönliche Tipps für Ihren Museumsbesuch. Natürlich haben wir auch für Sie zusammengefasst, wie Sie an Ihr Ticket kommen. Bitte beachten Sie: Mindestabstand muss in Museen freilich gehalten werden, und auch eine FFP2-Maske müssen Sie tragen, wenn sie Kunst genießen wollen.
Alte Pinakothek, Barer Straße 27: Sich von den Meistern inspirieren lassen

Die Alte Pinakothek hat etwas Beruhigendes, finde ich. Da hängen diese imposanten Gemälde, meistens ist es auch nicht so voll wie in anderen Museen. So wandelt man zwischen epochalen "Schinken", wenn man es salopp sagen möchte, und erfreut sich daran, mit Caspar David Friedrich in die Weite zu schauen ("Riesengebirgslandschaft mit aufsteigendem Nebel, um 1819/20) oder das von Jan Brueghel d. Ä. festgehaltene Gewusel auf dem "Großen Fischmarkt" (1603) mit dem Auge zu entwirren.
Eine Beschäftigung, der ich vor Jahren, noch als Schülerin, sehr gerne in den ehrwürdigen Hallen der Pinakothek nachgegangen bin, ist Zeichnen. Unsere Kunstlehrerin hat es uns ans Herz gelegt, von den alten Meistern zu lernen. Und so stand ich mit meinen Bleistiften unterschiedlicher Härtegrade (nur HB? Nein, nein!) mal länger, mal kürzer vor den großflächigen Gemälden und versuchte mich an Putten oder Herzogen. Es macht Spaß und man lernt viel übers Zeichnen. Probieren Sie es mal aus! Wenn es nicht gelingt, egal. Und vielleicht steckt in Ihnen ja auch ein neuer Alter Meister?
Besucht werden kann die Pinakothek mit FFP2-Maske, Tickets (8,80 Euro, sonntags 1 Euro) werden vorab online auf München Ticket gebucht. Alternativ kann man zu den Vorverkaufsstellen von München Ticket im Olympiapark, im Deutschen Theater und im Gasteig gehen. Betreten werden kann das Museum dann in einem fest gebuchten Zeitraum von einer halben Stunde. Drinnen darf man aber solange bleiben, wie man möchte.
Sophie Anfang
Kunsthalle: Ein Lebensgefühlsspiegel

Das Komische: Ich hatte von Thierry Mugler noch nichts gehört, aber - ohne es zu ahnen - schon Vieles gesehen. Denn als ich in der (Hypo-)Kunsthalle in die Welt dieses Modemagiers eintauchte, war das wie eine Zeitreise in die flirrenden 80er. Was mir wieder mal bewies, wie frech, ungehemmt von Political Correctness und frei diese Zeit war.
Interessant dabei ist aus heutiger Sicht, ob diese Space-, Lack- & Leder-, Freier-Popo-Kreationen mit viel Haut und viel Federn heute noch als Frauenbild durchgingen. Klar: Die Campbell, Schiffer, Moss, Herzigová waren hier furchteinflößende Amazonen, Cyborgs, Paradiesvögel. Aber natürlich waren sie für den männlichen Blick geschaffen. Mugler ist für mich ein Kondensat der Kreativität der 80er und drumherum. Ein Lebensgefühlspiegel.
Täglich bis 18. April, 16 Euro, Zeitfenster buchen unter www.kunsthalle-muc.de oder einfach hingehen
Adrian Prechtel
Reich der Kristalle: Funkelnd und glänzend

Das Reich der Kristalle steht etwas im Schatten seiner prominenten Museumsnachbarn, den Pinakotheken. Dennoch lohnt sich ein Besuch im Museum der Mineralogischen Staatssammlung gerade jetzt.
In einer Sonderausstellung zeigt das Museum nämlich zurzeit Turmaline, bunte, beeindruckend schöne Edelsteine aus der Staatssammlung. Eine gute Ausstellung für jeden, der in der jetzigen Zeit einmal in eine ganz andere Welt voller funkelnd-glänzender Schönheit eintauchen will.
Dienstag bis Samstag, 13 bis 17 Uhr, Sonntag und Feiertage 13 bis 17 Uhr, Montag geschlossen, Eintritt 5, ermäßigt 3 Euro, zurzeit ist eine Buchung nötig. Telefonisch von 13 bis 17 Uhr unter: Tel. 2180 4518 oder per Mail an junge@snsb.de.
Paul Nöllke
Stadtmuseum, Sankt-Jakobs-Platz 1: Schmückendes von einst und heute
Pünktlich zum Sauwetter-Wochenende öffnet im sowieso immer empfehlenswerten Stadtmuseum eine neue Ausstellung. "MUC/Schmuck. Perspektiven auf eine Münchner Privatsammlung" heißt die Schau. Zu sehen sind - nicht nur - Schmuckstücke aus den 1880er bis 1930er Jahren, die Beate Dry-von Zezschwitz über mehrere Jahrzehnte zusammengetragen hat.
Das Münchner Stadtmuseum hat diese Sammlung angekauft und nimmt das zum Anlass, mit den Studierenden der Klasse für Schmuck und Gerät der Akademie der Bildenden Künste und ihrer Professorin Karen Pontoppidan eine Ausstellung zu konzipieren. "MUC/Schmuck" setzt sich mit den historischen Arbeiten und ihrem Hintergrund auseinander und stellt Studium, Herangehensweisen und Werke angehender Schmuckkünstler und Künstlerinnen von heute vor.
Di-So, 10-18 Uhr. Besuch mit Terminbuchung über muenchner-stadtmuseum.de oder Tel. 233-27 979. Sie buchen ein Zeitfenster, innerhalb dessen Sie sich vor Ort anmelden und Ihr Ticket an der Kasse kaufen. Für den Ausstellungsbesuch 90 Minuten einplanen. 7 Euro, erm. 3,50 Euro
Myriam Siegert
Haus der Kunst, Prinzregentenstraße 1: Recyceltes wird zur Kunst

In solch tristen Zeiten hilft ein wenig Farbe über die Corona-Depression hinweg. Das Haus der Kunst hat nach dem Neustart reichlich davon. Neben der Ausstellung mit Werken des afrikanischen Künstlers Michael Armitage liegt das auch an einer Britin. Phyllida Barlow (Jahrgang 1944) recycelt Bauholz, Kunststoff, Lehm, Pappkarton, Zement und vor allem viele bunte Textilien zu eigentümlich kolossalen Skulpturen. Ein überwältigend farbenfrohes Erlebnis.
Tagestickets gibt es für 14 Euro (ermäßigt elf Euro, Kinder unter zwölf Jahren frei). Das Museum bittet, sie auf Xing Events (www.xing-events.com/QJTPXIK.html) vorab zu kaufen. Man kann zweistündige Zeitslots buchen, um die Ausstellungen zu besuchen. An der Kasse im Museum sind nur wenige Tickets erhältlich. Näheres kann man unter mail@hausderkunst.de oder am Telefon (Tel. 21127 113) von Mo-Fr (10-17 Uhr) erfragen.
John Schneider
Bayerisches Nationalmuseum, Prinzregentenstraße 3: Riesengroß - daher klein anfangen!

Nationalmuseum? Viele Münchner machen hier oft nur ein Bogen drum – was schade ist. Die unfassbare Anzahl von kunsthistorischen Preziosen des ursprünglich als "Wittelsbacher-Museum" geplanten Sammlungsbaus besitzen zum Teil europäischen oder sogar Weltrang.
Wo anfangen? Wo aufhören? Am besten nicht zu viel vornehmen, lieber öfters kommen. Als Einstieg empfehlen sich sicherlich die Stadtmodelle, die Herzog Albrecht V. 1568 bis 1574 von Straubing, München, Landshut, Ingolstadt und Burghausen anfertigen ließ.
Sehr plastisch erlebbar (und sogar begehbar): die Decken- und Wandvertäfelung des ehemaligen Zunfthauses der Weber in Augsburg (1457) oder das Kabinett aus dem für Anton Fugger 1537-39 erbauten Pfleghaus in Donauwörth.
Und wenn man schon so am Umherstreifen ist: Die Prachtgewänder aus der Lauinger Fürstengruft (16./17. Jahrhundert), die 1862 geborgen wurden und hier unglaublich effektvoll und mystisch inszeniert werden, sind eine Schau. Und, wegen des Gruselfaktors, auch für Teenager interessant.
Der Besuch ist ausschließlich nach vorheriger Anmeldung innerhalb eines Zeitfensters möglich. Tickets, Erwachsene 7 Euro, ermäßigt 6 Euro, gibt es nur bei München Ticket (Tel. 54 81 81 81 oder muenchenticket.de)
Thomas Müller
Hofgarten-Arkaden: Open Air & gratis

Ohne Voranmeldung und ohne Maske – weil open air! Der Freskenzyklus zur bayerischen Geschichte in den Hofgarten-Arkaden (links und rechts vom Tor zum Odeonsplatz) hat immer offen. 16 Wandgemälde mit jeweils einem kriegerischen Ereignis und einer Friedenstat der Wittelsbacher, die seit Ende der Restaurierung 2016 auch wieder richtig schön strahlen. Sehenswert und gratis.
Thomas Müller
Muca Hotterstraße 12: Junges Museum für Straßenkunst

Teenager sind manchmal nur schwer fürs Museum zu motivieren. Probieren Sie's mal mit Deutschlands erstem Museum für Urban Art Muca in der Innenstadt. Die Gründer Stephanie und Christian Utz möchten Urban und Street Art als aufstrebende Kunstform im Museum etablieren.
Aktuell gibt es zwei Ausstellungen. "Ikonen der Urban Art" zeigt Originalwerke der legendärsten Namen der Urban-Art-Szene. Basierend auf einer der größten Banksy Sammlungen Europas werden zudem Schlüsselwerke offizieller Banksy Ausstellungen präsentiert.
Die Ausstellung "Richard Hambleton - Der vergessene Schattenmann" präsentiert einen der ersten Street Art Künstler Amerikas. Seine Werke entstanden in den Hinterhöfen und dunklen Gassen New Yorks. Dort malte er in schwarzer Farbe verzerrte Schatten menschlicher Körper, die den Betrachter erschrecken sollten, den "Shadowman".
Tickets für feste, zweistündige Zeitfenster gibt es nur online über www.muca.eu für 5 Euro (ermäßigt) und 7,50 Euro.
Ruth Frömmer
Kunstfoyer VKB, Maximilianstraße 53: Hoffnung und Leid
Der Fotoreporter Sebastião Salgado dürfte einem nicht unmittelbar bekannt sein – aber sollte er. Denn der Brasilianer erhielt bereits den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels im Jahr 2019, mit einer festlichen Zeremonie in der Frankfurter Paulskirche.
Das Kunstfoyer der Versicherungskammer zeigt deshalb schon seit Oktober 2020 (noch bis Juli) die Ausstellung: "Sebastião Salgado Exodus". Soziale Gerechtigkeit und Frieden sind hier die großen Themen.
Schwarz-Weiß-Fotos aus aller Welt zeigen das mit Hoffnung gepaarte, große Leid vieler Menschen, wie sudanesische Schulkinder in Vertriebenenlagern, Bootsflüchtlinge in Vietnam, vom Krieg zerstörte Städte Afghanistans oder Flüchtlingslager in Ruanda. Auch Wim Wenders setzte Salgado bereits ein Denkmal, mit dem Film: "Das Salz der Erde".
Sie müssen sich Ihre Karten online reservieren (www.versicherungskammer-kulturstiftung.de/tickets/). Die Tickets sind drei Tage im Voraus buchbar und kostenlos. Sie können die Ausstellung in einem festen Zeitfenster von 1,5 Stunden ansehen. Buchbare Zeitfenster: ab 9.30 Uhr, ab 11 Uhr, ab 12.30 Uhr, ab 14 Uhr, ab 15.30 Uhr, ab 17 Uhr.
Hüseyin Ince
Pinakothek der Moderne, Barer Straße 40: Wenn sich Freunde treffen

Für gute Gegenüberstellungen muss man schon ein Händchen haben. Ist das der Fall, sieht man tatsächlich mehr – wie etwa in der Gemeinschaftsschau "Au Rendez-vous des Amis". Hier befinden sich die Altvorderen der Klassischen Moderne im Dialog mit Vertretern der Gegenwartskunst aus der sanierungsbedingt geschlossenen Sammlung Goetz. Das führt oft genug zu verblüffenden Parallelen wie zum Beispiel bei Ernst Ludwig Kirchner und Louise Bourgeois. Oder bei Franz Marc und dem israelisch-dänischen Künstler Tal R, die beide Welten auseinanderdriften lassen.
Geöffnet ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18, donnerstags bis 20 Uhr. Für den Besuch ist die Buchung eines Tickets (12 Euro, ermäßigt 8,80, sonntags 1 Euro) über München Ticket oder www.pinakothek.de Voraussetzung
Theatermuseum, Galeriestraße 4A: Väter des Regietheaters
Das Wort "Regietheater" erhöht bei manchem Kunstfreund bis heute den Blutdruck. Die gleichnamige Ausstellung im Deutschen Theatermuseum geht zu den Urgroßvätern dieser spezifisch deutschen Spielart zurück: zu Leopold Jessner und Max Reinhardt und der darauf folgenden Generation von Gustaf Gründgens und Fritz Kortner, auf die sich wiederum Peter Stein und Claus Peymann beriefen. Zu sehen sind in der Galeriestraße vor allem Bühnenbildentwürfe aus der Zeit vom Expressionismus bis zur Gegenwart.
Reservierung von Zeitfenstern bis 24 Stunden vorher telefonisch unter Tel. 210 691 28, 5 Euro. Die Ausstellung ist von Di-So, 10-18 Uhr, geöffnet.
Robert Braunmüller
Weitere Museen: Auch hier gibt's was zu sehen
- Das Deutsche Museum (Museumsinsel 1, das Verkehrszentrum (Am Bavariapark 5) und die Flugwerft Schleißheim können wieder besucht werden. Tickets müssen vorab auf deutsches-museum.de für einen festen Tag gebucht werden. Erwachsene 14 Euro, Familien 29 Euro. 9-17 Uhr.
- Wer ins Valentin Karlstadt Musäum (Tal 50) möchte, kann vorab über München Ticket reservieren (2,99 Euro Eintritt) oder anrufen Tel. 54 81 81 81 (Mo - Fr 10-17 Uhr, 3 Euro)
- Besucher des Jüdischen Museums (Sankt-Jakobs-Platz 16) vereinbaren vorab telefonisch einen Termin Tel. 233 41952 (Dienstag - Sonntag: 10-18 Uhr). Für den Museumsbesuch stehen Zeitfenster zur Verfügung: 10-11.30/ 11.30-13/ 13- 14.30/ 14.30-16/ 16-18 Uhr, 6 Euro
- Ins Museum für Ägyptische Kunst (Gabelsbergerstraße 35) kommt man nach Voranmeldung unter Tel. 289 27 721. Es gibt stündliche Zeitslots. (Mi-So 10-18 Uhr, Di 10-20 Uhr, 7 Euro).