Michi Beck: Sein Aufstieg - sein Fall

Es gab Dinge, die konnten wirklich nur Michi Beck einfallen. Wer sonst etwa wäre auf den tollkühnen Plan gekommen, unter seinem Wiesn-Zelt ein zwei Meter tiefes Loch zu buddeln und dort seine Bierfässer zu lagern? Der „Bratwurst Michi“ war eben immer für einen handfesten Skandal gut.
von  Abendzeitung
Gestorben: Michi Beck
Gestorben: Michi Beck © ap

MÜNCHEN - Es gab Dinge, die konnten wirklich nur Michi Beck einfallen. Wer sonst etwa wäre auf den tollkühnen Plan gekommen, unter seinem Wiesn-Zelt ein zwei Meter tiefes Loch zu buddeln und dort seine Bierfässer zu lagern? Der „Bratwurst Michi“ war eben immer für einen handfesten Skandal gut.

Prahlereien, Prügeleien und pralle Feste – das war das Leben des Kult-Gastronoms, der am Samstag an den Folgen seines Suizidversuchs verstorben ist. Doch stolperte der ehemalige Wiesn-Wirt auch immer wieder über sein Naturell, das ein Freund einmal so beschrieben hat: „Er ist einfach nie richtig erwachsen geworden.“

Michi Becks schillernde Wirte-Karriere begann am Zapfhahn. Bereits im Vorschulalter zapfte der spätere Wiesn-Wirt seine ersten Biere. Mit 16 Jahren fing er eine Metzgerlehre an. Später setzte er noch eine Ausbildung als Koch drauf. Beck wurde Metzgermeister und gründete ein erstes eigenes Geschäft. Eine große Karriere in der Münchner Gastronomie schien ihm sicher.

Die Voraussetzungen hätten für Beck aber aber auch nicht besser sein können: Michi ist der jüngste Sprössling einer Wirte-Familie, wie es sie in München nur noch ganz wenige gibt. Seit 1896 ist das Traditionslokal „Bratwurst Glöckl“ am Frauenplatz im Familienbesitz. Nach zwei Weltkriegen geht das Wirtshaus schließlich an Michis Vater Gerhard Beck, der es über zwei Jahrzehnte nahezu geräuschlos und mit viel gastronomischer Güte führt. Irgendwann, so ist es der Wunsch des Vaters, soll dann sein Sohn Michi in seine Fußstapfen treten.

Hotel-Chef in Shanghai

Doch der denkt vorerst gar nicht daran. Bevor er dem Vater unter die Arme greift, will Beck erstmal die große weite Welt sehen. Nach seiner Meisterprüfung zieht es ihn nach Fernost. In Peking eröffnet er sein erstes bayerisches Lokal. Er arbeitet in Manila und Hongkong, wird Hotel-Chef in Shanghai. Während dieser Zeit lernt Beck auch seine hübsche philippinische Frau Nadja kennen, die ihm drei Kinder schenkt.

Ans ganz große Geld gelangt Beck erst, als er Anfang der neunziger Jahre nach Deutschland zurückkehrt. Seinen Vater schlägt er breit, ihm das Wirtshaus zu vermachen. Der willigt schließlich gegen Zahlung einer monatlichen Leibrente von 3500 Euro ein und vererbt ihm und seiner Schwester Christine einen Anteil am Lokal.

Beck wird „Wirt des Jahres“

Für Michi Beck ist das der Startschuss zum endgültigen Durchbruch. Bereits 1994 wird er auf der Fachmesse Hogatec zum „Wirt des Jahres“ gewählt. Die Jury lobt die bayerische Atmosphäre in seinem Lokal, in dem das Bier noch immer aus Holzfässern ausgeschenkt wird.

Längst ist ihm das Bratwurst Glöckl nicht mehr genug. Beck dreht am ganz großen Rad: Im Schloss Seefeld will er Gastronomie betreiben, auf dem Tollwood bewirtschaftet er den Kaisergarten und wird Pächter vom Augustiner am Dom.

Uhr mit Brillantziffernblatt im Wert von 12 950 Mark

Auch seine Bedienungen sollen an seinem Erfolg teilhaben: Diejenigen Kellnerin, die die höchsten Umsätze erreicht, bekommen eine goldene „Baume & Mercier“-Uhr mit Brillantziffernblatt im Wert von 12 950 Mark überreicht. Weit über 100 000 Euro lässt sich Beck diese Aktion jedes Jahr kosten.

Im Jahr 2000 ist Beck schließlich am Ziel seiner Träume. Mit seiner Wursthalle im Fachwerkhaus-Stil erhält er die Lizenz für Oktoberfest. Danach folgt der Absturz.

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