Michael Graeter ist wieder frei

Nach acht Monaten Haft verlässt der Klatsch-Reporter am Dienstag die Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech. Baby Schimmerlos meldet sich zurück.
von  Abendzeitung
Wieder in Freiheit: Klatsch-Kolumnist Michael Graeter (67)
Wieder in Freiheit: Klatsch-Kolumnist Michael Graeter (67) © Sigi Müller

Nach acht Monaten Haft verlässt der Klatsch-Reporter am Dienstag die Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech. Baby Schimmerlos meldet sich zurück.

MÜNCHEN Am Wochenende nahm er in München schon eine kleine Prise Freiheit – ab Dienstag ist der Klatschkolumnist Michael Graeter (67) ein freier Mann: Der Journalisten, der als Vorbild für die Figur „Baby Schimmerlos“ in der Kult-Serie „Kir Royal“ diente, wird nach acht Monaten aus der Haft entlassen.

Am 21. Januar war Graeter in der Schweiz verhaftet worden, weil er gegen die Bewährungsauflagen verstoßen hatte. Graeter war 2002 vom Amtsgericht München wegen Insolvenzverschleppung und Veruntreuung von Arbeitsentgelt zu 14 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden.

„Wenn alles gut läuft, werde ich nach der medizinischen Untersuchung am Dienstag entlassen“, bestätigte Graeter, der am Wochenende Freigang hatte, der AZ. Graeter sitzt zurzeit in der Justizvollzugsanstalt Landsberg ein.

Der finale Medizin-Check im Gefängnis stellt auf jeden Fall kein Hindernis für Graeter da: „Ich habe die Leberwerte eines Kleinkinds“, sagt er gutgelaunt, „auch sonst ist alles okay.“

Vier Monate lag Graeter in Landsberg auf der Krankenstation – in Zelle 105, in der nach dem Marsch auf die Feldherrnhalle auch Adolf Hitler untergebracht war. Anders als Hitler hat er in Landsberg ein harmloses Buch geschrieben – seine Biografie mit dem Titel „Die Angst nach der Stille“.

Zerknirscht ist Graeter nicht nach der Verbüßung der Haftstrafe – aber er sieht durchaus seine Fehler: „Der größte Reinfall war wohl, nach Berlin zu gehen.“

"Die Zeit war schrecklich"

Dort – und in den USA – eröffnete er eine Filiale seines Münchner Cafés „Extrablatt“, in den Achtzigern eine beliebte Anlaufstation für die Münchner Schickeria. Von seinem Amerika-Abenteuer übrig blieben Schulden und nicht gezahlte Arbeitgeber-Anteile für die Angestellten. „Es ging letztlich nur um 3500 Euro“, beteuert Graeter. Diese Summe brachte den Klatsch-Kolumnisten, der „ein Lokal immer nur aus der Sicht eines Gastes betrachtet hat“, schließlich ins Gefängnis.

„Die Zeit im Knast war schrecklich. Das würde ich noch nicht einmal meinem ärgsten Feind wünschen“, sagt Graeter. Höchstens vielleicht seinem Richter, aber nur damit dieser dort Fallstudien vornehmen könne. Für Graeter, der auf seinem Weg von Zürich nach Landsberg 13 verschiedene Gefängnisse – darunter auch Stammheim – kennen gelernt hat – steht fest: „Gefängnisse sind Biotope der Kriminalität und Ausbildungslager für Verbrecher.“ Seine Frau Monika und seinen Sohn Micky (17) hat er in dieser Zeit nur an vier Tagen im Monat sehen dürfen.

Obwohl er nun eigentlich Rentner ist, hat Graeter noch viel vor: „Ich werde wieder schreiben.“ Ihm liegen schon Angebote einiger Illustrierten vor, auch TV-Sender bemühen sich um ihn. Baby Schimmerlos meldet sich zurück.

G. Thanscheidt

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.