Meteoroid am Münchner Himmel: "Jetzt stürzen sich die Hobbyastronomen darauf"
München - Eigentlich will Bernhard Buchner am Montagabend die Volkssternwarte in München gerade verlassen, als er überraschend Zeuge eines besonderen Himmelphänomens wird: "Ich wollte mich gerade verabschieden, da habe ich aus dem Augenwinkel dieses riesenhelle Ding gesehen."
Der Leiter der Bayerischen Volkssternwarte war sofort in seinem Element, und konnte den Besuchern erklären, was sie da sehen. "Da gibt es auch kein Vertun, das war sehr typisch für einen Boliden", sagt er der AZ. So wird ein großer, besonders heller Meteor genannt.
Grüne Feuerkugel am Nachthimmel: Volkssternwarten-Chef erklärt
Als Meteor wiederum wird die Lichterscheinung bezeichnet, die beim Verglühen des Meteoroiden entsteht. Bruchteile, die nach der Explosion den Erdboden erreichen, heißen Meteorite.
Buchner beschreibt es im Gespräch mit der AZ wie „eine übergroße Sternschnuppe“, die in die Atmosphäre eingedrungen ist. Im Süden Deutschlands war sie am Nachthimmel sichtbar, gegen 22.45 Uhr gelangte der Brocken bei Nürnberg in die Atmosphäre.
Meteorite auf der Erde gelandet: Jetzt geht die Suche los
"Es gab mehr als 400 Sichtungen, hauptsächlich aus Deutschland und Tschechien, sowie fast allen mitteleuropäischen Ländern", teilte ein Sprecher des European Space Research Institute (Esrin) am Dienstag mit. Beobachter hätten in einigen Kilometern Entfernung noch Geräusche gemeldet. Das Objekt sei wohl in einem Airburst explodiert.
Daten zur genauen Bahn des Himmelskörpers, seiner Größe und dem Material gibt es laut Esrin-Experten Richard Moissl noch nicht. Die Spur am Himmel sei Beobachtern zufolge in etwa von Südosten nach Nordwesten verlaufen. "Auch die Größe des Objektes muss noch genauer bestimmt werden, ich würde es aber aufgrund der Videoaufnahmen rein visuell circa auf einen Meter oder knapp darüber schätzen", sagte Moissl.
Wahrscheinlich seien kleine Bruchstücke als Meteorite am Boden angekommen. Buchner aus München sagt zur AZ: "Jetzt setzt das Rennen ein: Sehr ambitionierte Hobbyastronomen stürzen sich darauf. Die finden es sehr spannend, so ein Teil zu finden. Es ist ja immerhin auch ein Stück Weltall, das sie in der Hand halten, das 4,5 bis sechs Milliarden Jahre alt ist."
Meteoroid über München mehrere Meter groß
Der Geschäftsführer der Nürnberger Astronomischen Arbeitsgemeinschaft, Matthias Gräter schätzt, dass der Brocken mehrere Meter groß war, "vielleicht waren es auch mehrere Gesteinsbrocken. Wir haben nur einen gesehen, der in mehrere Teile zerbrach."
Dazu habe es zwei dumpfe Knalls gegeben. Die grüne Farbe komme wahrscheinlich von dem Eisen in dem Gestein, das beim Verglühen grün leuchte. Gräter zufolge sind solche Ereignisse nicht vorhersehbar.
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