„Messie-Hilfe-Telefon“ vor dem Aus
Um 1000 Euro pro Monat für die Hotline geht es – aber kein Ministerium will zahlen
München - Das Angebot ist bundesweit und immens wichtig, zuständig fühlen will sich aber in der Politik niemand, weder auf der Landes- noch Bundesebene. Das „Messie-Hilfe-Telefon“, eine Beratungs-Hotline des Münchner Vereins H-Team, kann sich nur noch bis März 2016 finanzieren – danach muss das Projekt wohl nach zwei Jahren enden. Wegen 1000 Euro im Monat.
Messies sind Menschen, die nichts wegwerfen können. Die sich in ihrer Wohnung zubauen und sich oftmals aus der Welt komplett zurückziehen. Hilfe anzunehmen ist für sie schwer, Scham spielt eine große Rolle.
Umso wichtiger ist das anonyme Messie-Hilfe-Telefon: Dort gibt es Hilfe für Betroffene, deren Angehörige und auch Hausbesitzer. Behördliche Einrichtungen wie der Sozialpsychologische Dienst melden sich auch schon mal. Denn die Betreiber der Hotline, der Münchner Verein H-Team, haben Erfahrung, sie arbeiten seit 25 Jahren auf diesem Gebiet.
Der Münchner Verein „BISS“ hat das Messie-Hilfe-Telefon bisher unterstützt. „Es war aber klar, dass das eine Anschubleistung ist“, sagt Torsten Sowa vom H-Team. „Wir wollten uns um eine langfristige Finanzierung kümmern, bei der für uns klar war, dass sich jemand aufseiten der Behörden zuständig fühlen müsste.“
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Sowohl Bundessozialministerin Andrea Nahles (SPD) als auch Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) haben einen entsprechenden Antrag aber abgelehnt.
„Ich finde das beschämend“, sagt SPD-Landtagspolitiker Florian von Brunn. Er hat auch bei den Ministerinnen direkt nachgehakt, „aber niemand sagt: ,Das tolle Projekt unterstütze ich’, sondern verschanzt sich hinter Zuständigkeiten und wiegelt das ab.“ Er will das Thema nach der Sommerpause im Landtag ansprechen.
An zwei Tagen pro Woche ist die Hotline zur Zeit erreichbar, „und bei der großen Anzahl der Anrufe könnten wir das auch noch ausbauen“, sagt Sowa vom H-Team. „Das war ja auch mal das Ziel. Aber wenn die Finanzierung so wackelig ist, muss man erstmal um den Erhalt kämpfen.“
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