Messie greift Müllmann mit Mistgabel an
MÜNCHEN - Frührentner Günther K. (63) greift in seinem Garten einen Müllentsorger an und verletzt ihn schwer – jetzt steht er wegen versuchten Mordes vor dem Münchner Landgericht
„Wenn ich Gedichte schreibe, muss ich warten, bis mir die Muse ein Busserl gibt. Und das kann dauern“ – damit wollte der Messie Günther K. (63) ausdrücken, dass er nicht auf Termindruck arbeiten und Ordnung halten kann.
Die Folgen waren sichtbar: Der Frührentner ließ sein Haus und seinen Garten in Dachau völlig vermüllen. Einen Müllentsorger griff der Messie mit der Mistgabel an. Jetzt steht Günther K. wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht München II.
Der ledige Angeklagte ist bei der Behörde seit Ende der 90er Jahre amtsbekannt. Leidenschaftlich sammelte er jede Art von Unrat, durchwühlte die Mülltonnen und hob sogar Damenbinden auf. Meterhoch türmte sich in seinem Garten und Haus der Müll. Zwischen dem Unrat hausten zahlreiche Ratten und andere Schädlinge. Im Sommer 1999 kam bereits der erste Schädlingsbekämpfer in den frühen Morgenstunden vorbei. Er dachte, der Angeklagte würde da noch schlafen und er könne in Ruhe Ordnung im Garten schaffen. Doch plötzlich sprang Günther K. mit einer Mistgabel aus dem Gebüsch und schrie: „Wer meine Ratten tötet, den töte ich auch.“ Der Schädlingsbekämpfer konnte flüchten.
Die Gabelzinke trifft Stefan S. am Hals
Am 15. Januar 2009 um 10.55 Uhr ging Günther K. aber eindeutig zu weit. Als Stefan S. mit einem Kollegen wieder einmal den Müll entsorgen sollte, schlug der Angeklagte wieder mit der Mistgabel zu, stach in Richtung Hals von Stefan S.. Dabei traf eine Gabelzinke das Brustbein. Günther K., der nach der 7. Klasse das Gymnasium abbrach, sagte: „Ich habe den Unrat gesammelt, um darunter meine wertvollen Spielsachen zu verstecken. Ich sammle Stofftiere und Eisenbahnen.“
In der Tat hat Günther K. viele hochwertige Märklin- Züge, -Waggons, -Gleise und sonstiges Zubehör. Aber wegen einer seelischen Störung, die derzeit in einer Bezirksklinik behandelt wird, kann er die Schätze nicht richtig verwerten. Einen richtigen Beruf habe er nie erlernt: „Ich wollte Kindergärtner werden, bekam aber keine Stelle.“ Finanziell hat er keine Sorgen. Die Eltern hinterließen ihm zwei Häuser. Seine Hobbies sind das Malen und Schreiben: „Ich dichte und bin ein Humorist. Leider habe ich nie was damit verdient.“ Der Prozess dauert an.
Torsten Huber