Messerstecherei vorm Neuraum: Prozess in München
München - Er habe beim Feiern immer ein Messer bei sich getragen, sagt Petrit R. – zur Abschreckung. Dass es tatsächlich einmal zum Einsatz kommen würde, habe er aber nie gewollt. Am Dienstag musste sich R. schließlich vor Gericht verantworten. Der Vorwurf gegen ihn: versuchter Mord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung.
Der 20-Jährige sitzt mit gesenktem Blick auf der Anklagebank, neben ihm die Mitangeklagten: Maschal D., Ardit H. und sein Cousin Tobias R. Es war eine schockierende Tat, die sich in dieser verregneten Julinacht des vorigen Jahres vor der Disco "Neuraum" am ZOB in der Maxvorstadt zugetragen hat.
Die vier jungen Männer geraten mit dem damals 31-jährigen Andre H. in einen Streit. Auf dem Parkplatz eskaliert die Situation: Maschal D. schlägt seinem Gegenüber mit der Faust gegen den Hinterkopf, Petrit R. zückt sein Messer und sticht zweimal zu. Danach treten die vier Täter mehrmals auf ihr schwer verletztes Opfer ein und ergreifen die Flucht. Am Dienstag schweigen die Angeklagten zu den Vorwürfen. Sie lassen lieber ihre Anwälte sprechen.
Alkohol ließ die Hemmschwelle sinken
Losgegangen sei damals alles bei einer Geburtstagsfeier in der Shisha-Bar Sindbad am Rosenheimer Platz. Die Stimmung war gesellig, nach einigen Gläsern Jack Daniel's, Wodka und "blauen Shots" zogen die jungen Männer ins Neuraum, wo weiter fleißig getankt wurde. Am Ende des Abends war die Hemmschwelle kaum mehr wahrnehmbar. Unter einem Pavillon vor dem Club kam es schließlich zum Streit.
Die Angeklagten beteuern in ihren Aussagen übereinstimmend, von einer Freundin des späteren Opfers mehrmals rassistisch beleidigt worden zu sein, auch Andre H. habe die Gruppe provoziert und zum Kampf herausgefordert. Er sei froh, dass das Opfer überlebt habe, lässt Petrit R. seinen Anwalt verlesen. Die Stiche mit dem Messer seien lediglich ein Versehen gewesen, auch das Ausmaß der Verletzungen seines in Strömen blutenden Opfers sei ihm nicht bewusst gewesen – da kommen bei Manchem Zweifel auf.
Mittlerweile hat er Andre H. in einem Entschuldigungsschreiben um Vergebung gebeten.
Der Prozess wird fortgesetzt.
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