Messerstecherei vor Käferzelt: Zeuge auf Mallorca gekauft

200 000 Euro für eine Falschaussage: So sollte die wegen Mordversuchs auf der Wiesn angeklagte Simone V. entlastet werden.
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Käfers Wiesn-Schänke: Hier sticht die Angeklagte Simone V. auf der letzten Wiesn auf einen 33 Jahre alten Lkw-Fahrer ein. Der Mann muss ins Krankenhaus.
AZ Käfers Wiesn-Schänke: Hier sticht die Angeklagte Simone V. auf der letzten Wiesn auf einen 33 Jahre alten Lkw-Fahrer ein. Der Mann muss ins Krankenhaus.

Es war alles erstunken und erlogen. Dieser Verdacht war schon direkt bei seiner ersten Aussage im Mord-Prozess gegen Simone V. (34, Name geändert) aufgekommen. Zu glatt wirkten die Ausführungen von Christian H. (32) im Zeugenstand. Dazu hatte er auf Nachfrage seine Vorstrafen geleugnet. Die Staatsanwaltschaft ließ ihn noch im Gerichtssaal wegen des Verdachts der uneidlichen Falschaussage und versuchter Strafvereitelung festnehmen.

Die 34-jährige Angeklagte hatte vor Gericht bereits zugegeben, auf einen Wiesngast eingestochen zu haben, der zuvor den Ex-Fußball-Nationalspieler Patrick Owomoyela rassistisch beleidigt hatte. Die Verteidigung sieht darin einen Fall von Notwehr. Der Schweizer Zeuge hatte diese Einschätzung vor dem Landgericht bestätigt.

Doch warum sollte der Entlastungszeuge gelogen haben? Sein Motiv hat der Mann vor wenigen Tagen ausgeplaudert, um in den Genuss eines Strafrabatts zu kommen. Der Lebensgefährte der Angeklagten, der Multimillionär Detlef F., habe ihm für die Falschaussage 200 000 Euro angeboten.

Der Lebensgefährte von Simone V. wird als Anstifter festgenommen

Daraufhin ließ die Staatsanwaltschaft am Dienstag auch den Anstifter zur Falschaussage festnehmen. Steffen Ufer, einer der drei Verteidiger von Simone V., erklärte im AZ-Gespräch, dass er Detlef F. nach der Festnahme geraten habe, er solle sagen, wenn er was damit zu tun habe: „Und dann nach Hamburg fahren und sich um seine Kinder kümmern.“

Detlef F. tat wie ihm geheißen, gestand daraufhin seine Anstiftung zur Falschaussage und wurde wieder auf freien Fuß gesetzt. „Es bestand ja nun keine Verdunkelungsgefahr mehr“, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Florian Weinzierl.

Ein Polizist, der bei der richterlichen Vernehmung anwesend war, berichtete am Mittwoch, dass der Millionär angegeben habe, zwei unbekannte Männer hätten ihn Anfang Juni vor seinem Hamburger Wohnhaus abgepasst und ihm dann angeboten, einen Zeugen zu besorgen. „Das wird sie was kosten“, hätten die beiden gesagt. Man kam ins Geschäft. Detlef F. lieferte die Details der gewünschten Aussage, kurze Zeit später meldete sich Christian H. bei den Anwälten.

Er selber habe den Verteidigern nichts verraten, erklärte Detlef F. dem Münchner Richter. Die hätten nach einem Gespräch in Zürich mit dem „Zeugen“ grünes Licht gegeben. Er habe die Dinge dann einfach laufen lassen.

Der Verteidigung seiner Lebensgefährtin hat Detlef F. damit natürlich einen Bärendienst erwiesen. Christian H. wurde am Mittwoch aus der Haft vorgeführt. Der 32-jährige Schweizer gestand bei seinem zweiten Auftritt im Zeugenstand, dass er gar nicht auf dem Oktoberfest gewesen war. Er sei auf Mallorca angesprochen worden, man habe ihm 100 000 Euro für seine Aussage mit den Regieanweisungen von Detlef F. angeboten – und weitere 100 000 Euro, sollte die 34-Jährige aus der Haft entlassen werden. Der Prozess wird am 3. August mit den Plädoyers fortsetzt.

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