Messerstecherei vor Espresso-Bar: Drei Männer angeklagt
München - Die Sache ist ernst, aber ein Lächeln kann sich die Vorsitzende Richterin Elisabeth Ehrl am Dienstag doch nicht verkneifen, als ein Angeklagter von seinem "unkultivierten Verhalten" spricht.
Gemeint waren die Schimpfworte, die bei einer Auseinandersetzung zweier Gruppen vor einer Bar in der Maxvorstadt fielen. Doch mit "unkultiviertem" Gehabe war es nicht getan. Bei dem Streit wurde einer der Männer von einem Messer lebensgefährlich verletzt. Die Klinge drang in Rücken und im Bereich eines Schlüsselbeins ein, durchtrennte unter anderem eine Arterie. Eine Notoperation rettete sein Leben.
Drei junge Männer im Alter von 24 bis 29 Jahren sitzen auf der Anklagebank im Justizpalast. Der Messerstecher (24) und zwei seiner Cousins. Der Vorwurf: versuchter Totschlag beziehungsweise gefährliche Körperverletzung.
Messerstecherei in der Schleißheimer Straße
Aber von Anfang an: Am 18. November des vergangenen Jahres saß Ben V. (alle Namen geändert) in einer Espresso Bar in der Schleißheimer Straße. Er geriet mit seinem Arbeitgeber am Telefon in Streit.
Es ging laut Anklage um angebliche Schulden, die Ben V. bei Adnan P., dem Chef eines Sicherheitsdienstes, gehabt haben soll. Dieser forderte den 24-Jährigen an diesem Abend auf, 5.000 Euro zu zahlen.
Ben V. bekam es offenbar mit der Angst zu tun und alarmierte laut Anklage seine beiden Cousins. Auch Adnan P. hatte Verstärkung dabei. Es kam zur Schlägerei.
Stach der Mann wegen Schulden zu?
Im Prozess wollen sich am Dienstag sowohl der mutmaßliche Messerstecher als auch sein jüngerer Cousin nicht äußern. Jedenfalls nicht am ersten Verhandlungstag.
Dafür spricht der dritte Mann, ein 29-jähriger Security-Mann. Der Angeklagte berichtet, dass er an diesem Abend den Anruf von Ben V. bekam und zu der Espresso-Bar fuhr. Kaum angekommen, sei die gegnerische Gruppe, vier oder fünf Mann, vor dem Lokal eingetroffen.
Wurde auch mit einem Wetzstahl zugeschlagen?
Es sei dann sofort mit den Handgreiflichkeiten losgegangen. Er habe von Adnan P. einen Schlag auf die Wange bekommen und daraufhin zurückgeschlagen. Als er dann sah, wie ein bulliger Typ, das spätere Opfer, auf seinem Bruder lag, habe er den Mann runtergeschoben. In dem Moment seien auch schon die Polizeisirenen zu hören gewesen. Das Ganze habe nur zwei Minuten gedauert. Er sei dann mit seinem Bruder geflüchtet.
Der 29-Jährige erklärt außerdem einen mitgebrachten Wetzstahl weggeworfen zu haben, als er sah, dass die Gegner unbewaffnet gewesen seien. In der Anklage steht das anders. Er habe mit dem Wetzstahl auch zugeschlagen, sagen die Ermittler.
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