Messe München kennt keine Krise

Bis zu zehn Millionen Euro Gewinn in diesem Jahr! Als Belohnung erhalten die Mitarbeiter eine Prämie und mehr Gehalt. 2013 kommen die ganz großen Messen – und das ganz große Geld
München - Die Münchner Messe hat einen ungeheuren Kraftakt geschafft: Nach Jahrzehnten des Dauerdefizits macht sie in diesem Jahr zum dritten Mal in Folge Gewinn. Dafür werden alle Mitarbeiter mit einer Gehaltserhöhung von 3,5 Prozent und 500 Euro Sonderprämie belohnt. Nach einem früheren Mehrjahresplan war für 2012 ein Minus von 21 Millionen Euro einkalkuliert. Doch die Entwicklung geht steil nach oben.
Zur Bilanzpressekonferenz Anfang Dezember schätzte Messechef Klaus Dittrich den Gewinn noch auf 3,4 Millionen Euro. Nachdem zum Jahresende auch das vierte Quartal genauer berechnet werden kann, liegt der Gewinn schon bei sechs Millionen Euro. Und die Buchhaltung signalisiert ihrem Chef nach den letzten Hochrechnungen bereits: Es wird noch mehr. Auch neun bis zehn Millionen Euro sind möglich. Das endgültige Jahresergebnis liegt bis März vor.
„Wir sind stolz darauf, eine der profitabelsten Messegesellschaften in Deutschland zu sein“, sagt ein hochzufriedener Messechef Klaus Dittrich zur AZ. Das wird belohnt: „Es gibt für alle Mitarbeiter eine Einmalzahlung von 500 Euro, für Azubis 250 Euro, und ab dem 1. Januar bekommen alle 3,5 Prozent mehr Gehalt“, berichtet Dittrich der AZ: „Das ist eine faire Belohnung für sehr gute Arbeit und für ein enormes Engagement.“
Die Gehaltserhöhung war in der Stadtverwaltung – die die Messe betreut – nicht leicht durchzusetzen, wie die AZ im Rathaus erfuhr. Dort wurde als erstes auf die gestiegenen Personalkosten verwiesen: Die Messe hat neue Mitarbeiter eingestellt. Doch Dittrich konnte kontern: „Jeder von ihnen erwirtschaftet deutlich mehr Geld, als er kostet!“ Echte Gewinnbringer. In diesem Jahr kamen in einem normalen Messejahr drei Prozent mehr Aussteller (35000) und fünf Prozent mehr Besucher (1,8 Millionen). Die vermietete Fläche wuchs um drei Prozent.
Der Hintergrund für den Erfolg sind auch strategische und personalsparende Umorganisationen sowie eine neue Wachstumsphilosophie: Dittrich: „Wir fragen uns stärker, was wichtig ist.“ Die Diskussion werde im ganzen Unternehmen offensiv geführt. Die Gesellschafter hatten vor drei Jahren der Messe ohnehin einen Sparkurs verordnet: Ursprünglich sollte sie bis 2018 jährlich einen Zuschuss von 20 Millionen Euro bekommen. Der wurde um mehr als die Hälfte gekürzt und das Ende der Zahlungen auf 2014 vorgezogen.
Mit der Umbesinnung kam die Messe früher in die Gewinnzone: Im dritten Jahr nacheinander kann sie an die Gesellschafter Stadt und Land mit ihrem Überschuss das Darlehen für den Messeneubau zurückzahlen. „Ich habe Respekt für das, was die Messe da leistet“, sagt Münchens Wirtschaftsreferent Dieter Reiter zur AZ.
Für 2013 freut sich Klaus Dittrich schon auf ein absolutes Boomjahr mit erhofften 300 Millionen Euro Umsatz (2012: 220 Millionen): Turnusbedingt kommen so viele Großmessen wie nur alle zwölf Jahre: Bauma (s. unten), Bau, Ispo, Expo Real, Laser World oder Heim & Handwerk. Dittrich: „Davon wird auch die heimische Wirtschaft wie selten in einem Messejahr profitieren.“ Ab 2018 fällt eine große Ausgabe weg: Dann ist der erste Bauabschnitt der neuen Messe abbezahlt. Zur Zeit zahlt die Messe 50 Millionen Euro im Jahr an Zins und Tilgung. Und das Bauen geht weiter:
2016 will die Messe zwei neue Hallen bauen, denn die Kapazitäten sind heute schon zu oft erschöpft.