Messe Heim und Handwerk: "Die Freude ist deutlich spürbar"

Rund 640 Aussteller zeigen seit Mittwoch nach zwei Jahren Pause wieder ihre Neuheiten bei der Messe Heim und Handwerk. Zwischen Erwartbarem lassen sich Highlights entdecken.
von  Hüseyin Ince
Markus Kastenberger schaut durch das Fenster des Tiny House des Herstellers "Winzig Wohnen" in der Messehalle B5. Der Holzexperte hat es selbst mitgebaut. Etwa 100.000 Euro würde das grundsätzlich mobile, 27 Quadratmeter große Häuschen samt Inneneinrichtung in etwa kosten. Es stecken rund 1.000 Arbeitsstunden drin.
Markus Kastenberger schaut durch das Fenster des Tiny House des Herstellers "Winzig Wohnen" in der Messehalle B5. Der Holzexperte hat es selbst mitgebaut. Etwa 100.000 Euro würde das grundsätzlich mobile, 27 Quadratmeter große Häuschen samt Inneneinrichtung in etwa kosten. Es stecken rund 1.000 Arbeitsstunden drin. © Petra Schramek

München - Tanja Felder, Pressemitarbeiterin der Messe München, erzählt von 2021, um zu verdeutlichen, warum dieser Neustart der "Heim und Handwerk" heuer (30. November bis 4. Dezember) so bedeutend ist. "Eine Woche vor Beginn wurde die Ausstellung 2021 abgesagt", erinnert sie sich. Eine Katastrophe sei das gewesen, wegen Corona, "wir hatten monatelang darauf hingearbeitet. Alles war vorbereitet." Etwa Tausend Aussteller mussten wieder abbauen.

Spürbare Freude

Als sie beim Aufbau heuer immer wieder Kontakt hatte mit den Ausstellern, "habe ich die Freude deutlich gespürt", sagt Felder. Für viele sei es essenziell, hier in Riem ihre Produkte und Objekte zeigen zu dürfen. "Mit Tausenden Besuchern in Kontakt kommen, Vorbestellungen aufnehmen, sofort verkaufen - und das Ganze in lockerer Atmosphäre", das sei etwas Besonderes.

Von Whirlpools bis Sägen

Kleidung, Whirlpools, Honigkerzen, Flüssigtapete, Schmuck, Möbel, Lamellendächer, rauchfreier Grill, klebefreies Pflaster, Holzkunst, Gemüsehobel, Infrarotkabinen, die Allesschneidersäge für 50 Euro aus Südkorea... Zwischen all dem Gewohnten, das in manchen Momenten in der Summe wie eine riesige, überdachte Münchner Dult wirkt, finden Besucher skurrile und witzige Highlights sowie Neuheiten.

Sonderschau "Holz aus Bayern"

In der Halle A5 etwa gehört einer der größten Stände der Sonderschau "Holz aus Bayern". Ein Wettbewerb fand statt, dessen Gewinner am Sonntag prämiert wird. Alle Teilnehmer zeigen ihr gehobeltes, geschnitztes sowie gesägtes Bewerbungsstück, das unter dem Motto "Mal home, mal office" entstanden ist.

Flex-Office: ein tragbares Homeoffice

Einer der Preisbewerber ist Leon Strosche (26). Gemeinsam mit Leon Stiegler (29) hat der Schreinermeister ein "Flex-Office", gebaut, ein tragbares Homeoffice, in Kofferform inklusive Tragegurt. Regelmäßig bilden sich kleinere Menschentrauben vor seinem Flex-Office. Immer und überall den Computer samt Tisch aus klappen können.

Leon Strosche neben seinem Flex-Office. Es ist ein mobiles Homeoffice samt Stromanschluss, das sich zu einem Koffer zusammenklappen lässt.
Leon Strosche neben seinem Flex-Office. Es ist ein mobiles Homeoffice samt Stromanschluss, das sich zu einem Koffer zusammenklappen lässt. © Petra Schramek

"Da ist alles dabei, Stiftkasten, Din-A4-Fach, Strom, Licht", sagt Strosche. 50 Arbeitsstunden stecken hier etwa drin. Ein Einzelstück. Was es mal in Serienproduktion kosten würde? "Ich glaube, je nach Stückzahl, bis zu 2.000 Euro", schätzt Strosche.

Es gibt auch Tiny Houses

Auch ein beliebter Stand in Halle B5: Tiny Houses. Winzige mobile Häuser also, ein Trend, der sich seit Corona verstärkt hat, sagt Markus Kastenberger (39), ein staatlich geprüfter Holztechniker und Mitarbeiter bei "Winzig Wohnen". Warum der Trend? "Wohnraum wird immer knapper. Und ich glaube, die Leute hatten während Corona Zeit, sich über Tiny Houses zu informieren", schätzt Kastenberger.

Das Tiny House von außen.
Das Tiny House von außen. © Petra Schramek

Die Nachfrage sei groß, vor allem bei jungen Familien. "Bis zu drei Monate Wartezeit muss man schon einberechnen", erzählt Kastenberger, auch wegen Materialknappheit. 27 Quadratmeter hat das ausgestellte, mobile Winzig-Häuschen, plus Terrasse.

Rückstandslose Verbrennungstoilette

Etwa 100.000 Euro koste es samt Inneneinrichtung. Küche, bis zu vier Schlafplätze, Dusche, WC, Terrasse. Aber der Kunde dürfe darin auch wünschen, was er wolle. "Wir können Ihnen auch eine Verbrennungstoilette einbauen. Die ist fast rückstandslos", erzählt Kastenberger. Allein sie koste aber rund 5.000 Euro. Etwa Tausend Arbeitsstunden oder vier Wochen Bauzeit stecken in dem ausgestellten Messe-Modell.

Kunsthandwerk aus Holz

In der Halle A6 ist auch Bildhauer Ivo Piazza zu finden, in der Nähe des großen Südtirol-Standes. Der Künstler hat einige Holzfiguren ausgestellt. Die Größte: "Engel", 2,95 Meter hoch, mit Sockel deutlich höher als drei Meter. Über Monate hinweg sei die Figur aus Zirbelkiefer entstanden. "Ich ging immer wieder in den Wald und habe liegendes Holz gesammelt", sagt Piazza, der in der Nähe dieses Waldes wohnt.

Der Südtiroler Künstler Ivo Piazza neben seiner Holzskulptur "Engel" (drei Meter, 22 000 Euro). Piazza stellt mit der Künstlergruppe Unika aus.
Der Südtiroler Künstler Ivo Piazza neben seiner Holzskulptur "Engel" (drei Meter, 22 000 Euro). Piazza stellt mit der Künstlergruppe Unika aus. © Petra Schramek

Kunst von der Gruppe "Unika"

Wer den hölzernen Piazza-Engel kaufen will, braucht Geld und Platz: 22.000 Euro kostet die Figur. "Sie ist ein Unikat", sagt er, "vielleicht zahlt jemand irgendwann auch eine Million dafür." Piazza ist aus St. Ulrich in Gröden angereist. Er präsentiert auch Kunstobjekte seiner Kollegen aus der 15-köpfigen Künstlergruppe "Unika". Wer es etwas günstiger haben will: eine imposante, blau angestrichene Figur. Eine Frau, auch aus Holz, Titel: Sternenklarer Himmel, von Stefan Parathoner: 6.000 Euro.

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