Messe-Chef Dittrich: Kritik am IAA-Konzept teilweise "schon sehr kleinkariert"

München - Messe-Chef Klaus Dittrich blickt zuversichtlich ins neue Jahr. Nach 18 Monaten Lockdown, Kostensenkung und Anpassung der Unternehmensstruktur sei im September das internationale Messegeschäft in München zurückgekehrt. "Die IAA Mobility hat Messegeschichte geschrieben mit über 400.000 Teilnehmern sowie Präsentationen nicht nur auf dem Messegelände, sondern auch auf den schönsten Plätzen der Stadt und ist damit auf Anhieb zur größten Mobilitätsveranstaltung der Welt geworden“, erklärte Dittrich am Mittwochabend. "Wir zeigten, auch unter Corona-Bedingungen kann man große internationale Messen durchführen.“
Messe-Chef über Diskussion um die Nutzung der Innenstadtplätze erstaunt
Erstaunt ist der Messe-Chef über die im Stadtrat entbrannte Diskussion um die Nutzung der Innenstadtplätze. "Wir waren stolz, diese wichtige Messe nach München geholt zu haben und dachten, wir tun der Landeshauptstadt etwas Gutes.“ Gastronomie, Hotellerie, Taxifahrer, Standbauer, Geschäfte und andere profitierten von Ausstellern und Gästen. Zudem bringe die IAA der Landeshauptstadt einen enormen Imagegewinn.

Auf Anhieb habe die IAA bei der medialen Reichweite mit 1,2 Milliarden Kontakten weltweit im Jahr 2021 Platz drei hinter den Olympischen Spielen und der Fußball-Europameisterschaft erreicht. "Eine unbezahlbare Werbung für die Stadt, die sie sich so gar nicht leisten könnte“, sagt Dittrich.
Dass nun Grüne und Umweltorganisationen vor allem die Ausweitung der IAA auf die Innenstadtplätze als "Werbefläche für Hersteller“ kritisieren, findet Dittrich nicht angemessen. "Hätte der VdA, der Verband der Automobilindustrie, die IAA als reine Autoschau konzipiert, hätten wir uns gar nicht beworben.“
Das neue Konzept habe sich für die Mobilität der Zukunft geöffnet, die unterschiedlichen Fortbewegungsmöglichkeiten präsentiert und Raum für breite öffentliche Diskussionen geschaffen. "Ich habe es selbst erlebt, der Spirit in der Landeshauptstadt während der IAA begeisterte. Die Leute freuten sich über das Leben in der Innenstadt. Das war ein Leuchtturm fürs internationale Messegeschäft und ein Signal, wie Messen in Zukunft Wert bekommen“, sagt Dittrich.
War Rasen nach "Sommer in der Stadt" schlechter als nach der IAA?
"Sehr kleinkariert“ findet der Messe-Chef die Diskussion um den "zerstörten Rasen“ am Königsplatz, der laut Gutachten zuvor durch den "Sommer in der Stadt“, schlechter gewesen sei als nach der IAA.
Nun hofft Klaus Dittrich, dass der Stadtrat zur nächsten IAA 2023 die Innenstadtplätze weiter bespielen lässt. Ansonsten drohe die Gefahr, dass der VdA von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch mache, sagt Dittrich. Mindestens sechs deutsche Städte stünden schon als Nachfolger in den Startlöchern.
Fürs Jahr 2022 mit der weltweit größten Messe für Bergbau- und Baumaschinen "bauma“ im Oktober rechnet der Messechef wieder mit schwarzen Zahlen und einem Umsatz von rund 122 Millionen Euro, nachdem die Messegesellschaft 2020 und 2021 wegen Corona einen Umsatzverlust von rund 400 Millionen Euro verzeichnen musste.
Die Konsequenz: Man arbeitete an digitalen und hybriden Veranstaltungsformaten und will das beibehalten. "Wir haben unheimlich viel gelernt in den letzten Monaten, das hilft uns jetzt“, so Dittrich.
Neu sind die Großkonzerte mit Helene Fischer, Andreas Gabalier und Robbie Williams im August. Solche Events auf dem Freigelände wird es künftig häufiger geben. Zur Kritik der Politik, das gehe auf Kosten des Olympiastadions sagt Dittrich: "Das ist zu klein, ohne unser Angebot würden diese Konzerte gar nicht in München stattfinden!“