Menschenhandel! Zoll durchsucht Putzfirma
MÜNCHEN - Böden wischen, Toiletten und Fenster putzen, Betten machen: Zimmermädchen von Luxushotels schufteten für 2,50 Euro – Chefs laufen noch frei herum.
Großrazzia in München: Fahnder der Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Münchner Hauptzollamtes haben im Auftrag der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg Räume einer Gebäudereinigungsfirma in Bayern und Hessen durchsucht – Verdacht: Ausbeutung, Menschenhandel und Lohnwucher.
Rund 50 Zöllner durchwühlten insgesamt neun Wohn- und Geschäftshäuser in Bayern und Hessen. Neben der Firmen-Zentrale bei Aschaffenburg lief die Razzia auch in den Filialen in Frankfurt am Main und München.
In Milbertshofen beschlagnahmten die Fahnder stapelweise Unterlagen. Sie durchsuchten aber auch fünf Wohnungen von Münchner Firmenangestellten. Laut Zoll-Sprecher René Matschke suchten die Zöllner dort nach Stundenzetteln und Arbeitsunterlagen.
Schuften für 2,50 Euro die Stunde
Die Firma steht schon seit Monaten im Visier des Zolls: Im Januar hatte die Finanzkontrolle das Reinigungpersonal in den Nobelhotels Sheraton-München Westpark, Park-Hilton und City-Hilton untersucht. Dabei kam raus: Die Putzkräfte schufteten für 2,50 Euro die Stunde. „Nach ersten Untersuchungen lief alles in einer Firma zusammen“, sagt Matschke der AZ. Die wurde jetzt richtig in die Zange genommen.
Deren Angestellte kamen meist aus Osteuropa. Sie wischten Böden, Toiletten und Fenster, machten Betten und räumten die Zimmer auf. Dafür steht ihnen eigentlich ein gesetzlicher Mindestlohn von 8,15 Euro zu – der Subunternehmer hatte sie aber als Selbstständige deklariert, die keinen Anspruch auf Mindestlohn haben.
Mindestlöhne vertraglich zugesichert
Der Zoll durchschaute den Trick: „Viele der Putzkräfte sprechen kein Wort Deutsch“, sagte René Matschke damals der AZ. „Sie sind nach ersten Ermittlungen daher als abhängige Arbeitnehmer anzusehen.“
Auch die Hotels wehrten sich gegen etwaige Sklaverei-Vorwürfe: Sie hätten der Firma mehr als den Mindestlohn gezahlt, sagte Sheraton-Sprecherin Michaela Rosien. Ihr Kollege, Hilton-Manager Olivier Harnisch, sagte, die Firma habe vertraglich zugesagt, die Mindestlöhne einzuhalten.
Gegen die Hotels wird nicht ermittelt. „Sie haben sich von Anfang an kooperativ gezeigt“, sagt Matschke. Auch die deutschen Eigentümer der Putzfirma sind auf freiem Fuß. „Ein Haftbefehl steht nicht im Raum“, sagt Matschke. Noch nicht.
Thomas Gautier