Mensch-Tier-Friedhof: Nicht ohne mein Zamperl
München - Selbst Bestatter müssen mit der Zeit gehen. In Brasilien werden jetzt übergroße Gräber für übergewichtige Menschen eingeführt. Und in Deutschland können sich Tierfreunde bald Seite an Seite mit ihrem Vierbeiner beerdigen lassen.
Eine Möglichkeit, die auch in München diskutiert wird: „Die städtischen Friedhöfe werden das Thema für die nächste Sitzung des Arbeitskreises Bestattungswesen des Bayerischen Städtetags anmelden“, sagt Katrin Zettler vom zuständigen Referat für Umwelt und Gesundheit.
Anfang Juni werden in Essen (NRW) und Braubach bei Koblenz (Rheinland-Pfalz) die deutschlandweit ersten Friedhöfe für Herr und Hund eingeweiht. Weitere sind in Planung.
Alle tragen den Namen „Unser Hafen“ und gehen auf eine Idee zurück, die bei der Deutschen Friedhofsgesellschaft, einem Bonner Familienbetrieb, entstand: „Wir wurden immer wieder von Menschen angesprochen, die mit ihren Haustieren bestattet werden wollten“, sagt Sprecher Wilhelm Brandt.
Gerade für ältere Menschen sei oft ihr Tier der einzig verbleibende treue Begleiter, ergänzt Judith Könsgens, Leiterin der Friedhofsverwaltung von „Unser Hafen“. „Da kann die Aussicht, den letzten Weg gemeinsam zu gehen, etwas sehr Tröstliches haben.“
Ob Kanarienvogel oder Katze macht keinen Unterschied
Einige Tierfreunde hätten zudem ein Gefäß mit der Asche von Hund oder Katze zu Hause. „Und wenn die Oma dann stirbt, wissen die Angehörigen nicht, was sie mit der Tier-Urne machen sollen“, sagt Brand.
Probleme, die mit „Unser Hafen“ gelöst werden sollen. Allerdings nicht, indem auf kommunalen oder kirchlichen Gottesäckern „gemischte“ Ruhestätten eingerichtet werden. „Wir pachten separate Grundstücke und betreiben darauf eigene Friedhöfe“, erklärt Wilhelm Brandt.
Möglich seien ausschließlich Urnenbeisetzungen. Deshalb spiele es auch keine Rolle, ob jemand seinen Kanarienvogel, seine Katze, seinen Leguan oder sein Pferd mit auf die letzte Reise nehmen wolle.
Bislang hat das Unternehmen zwei Beisetzungsvarianten im Angebot: Das „Freundschaftsgrab“ bietet Platz für bis zu sechs Urnen, von denen aber nur zwei menschliche Überreste enthalten dürfen. Das „Familiengrab“ ist für zwölf Urnen gedacht. Die Laufzeit beträgt je nach Standort 20 bis 25 Jahre. Sie beginnt bei der kleineren Version mit der ersten Beisetzung, beim Familiengrab mit Vertragsabschluss. Die Kosten liegen zwischen 1380 und 2300 Euro. Für jede Beisetzung werden zudem 280 Euro fällig.
In München besteht aktuell keine Möglichkeit, Mensch und Tier gemeinsam zu bestatten. Wer sein Viecherl begraben möchte, kann dies jedoch auf dem Tierfriedhof „Letzte Ruhe“ in Obermenzing tun.
„Beisetzungen sind im Bestattungsrecht geregelt, das Sache der einzelnen Länder ist. Das bayerische Bestattungsrecht bezieht sich auf die Beisetzung von Menschen. Die Bestattung von Tieren findet dort keine Erwähnung“, erklärt Katrin Zettler vom Gesundheitsreferat. „Menschen und Tiere auf einem Friedhof zu bestatten, wirft somit in Bayern rechtliche Fragen auf – zugleich aber auch ethische.“
Trotzdem haben die Verantwortlichen der Städtischen Friedhöfe das Thema auf dem Schirm. Beim Bayerischen Städtetag, der am 2. und 3. Juli in Regensburg stattfindet, wollen die Münchner mit ihren Kollegen aus dem Arbeitskreis Bestattungswesen darüber debattieren.