Meldeplattform für Zweckentfremdung von Wohnungen: München jagt Vermieter - Strafen drohen

An die 1.300 Münchner Wohnungen in München könnten illegal an Touristen vermietet sein. Jetzt startet das Sozialreferat eine Kampagne zur Wohnraum-Rettung und gegen Zweckentfremdung.
von  Irene Kleber
München hat ein Problem mit Zweckentfremdung.
München hat ein Problem mit Zweckentfremdung. © dpa

München - Seit Montag ist sie also online: die städtische Internet-Meldeplattform www.raum-fuer-muenchen.de, auf der Anwohner Hinweise geben können, wenn der Nachbar seine Wohnung möglicherweise illegal untervermietet. Wochenweise an Medizintouristen etwa. Oder als Ferienwohnung an wechselnde Gäste über Plattformen wie Airbnb oder Wimdu. Immerhin lassen sich so pro Zimmer so täglich bis zu 100 Euro Miete und mehr erzielen.

Nur: Länger als acht Wochen im Jahr ist das nach der neuen Zweckentfremdungs-Satzung der Stadt, die seit Dezember gilt, nicht erlaubt. Auch ein Leerstand länger als drei Monate ist verboten (AZ berichtete). Wer es trotzden tut, muss neuerdings mit Bußgeldern von bis zu 500.000 Euro rechnen.

Erste Hinweise schon eingegangen

Prompt haben am Dienstag die ersten zwei Münchner Hinweise eingegeben für das siebenköpfige Sonderermittler-Team des Sozialreferats. In Zeiten massiver Wohnungsnot gibt es gerade "nichts, was so wertvoll ist wie eine Wohnung", sagt Sozialreferentin Dorothee Schiwy, die gestern mit Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) die neue Plattform vorgestellt hat.

Strobl bekomme zig Briefe von Münchnern, die verzweifelt eine Wohnung suchen, berichtet die Bürgermeisterin. 30.000 warten auf eine Sozialwohnung, bei 1.500 ist es dringlich. "Aus meiner Sicht ist eine solche Meldeplattform deshalb völlig in Ordnung." Aktuell besteht bei rund 1.300 Wohnungen ein Verdacht auf Zweckentfremdung, schätzt die Stadt. 298 davon haben die Ermittler 2017 entdeckt und auf den regulären Mietmarkt zurückgeholt (das sind rund 50 mehr als 2016).

Der dreisteste Fall: eine Sozialwohnung, die jemand nicht selbst genutzt, sondern wechselnd und teuer untervermietet hat. Ob bald mehr solcher Fälle auffliegen? Gut möglich. Nun plakatiert das Sozialreferat auf jeden Fall stadtweit, um auf die Meldeplattform hinzuweisen. "Hier könnten Sie wohnen", heißt es da über einem Wohnungsgrundriss, und: "Derzeit leider zweckentfremdet".

Lesen Sie hier den AZ-Kommentar zum Thema

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