Meine Kartoffel, dein Radieserl - unsere gemeinsame Ernte

München - Zum letzten Mal gibt es dieser Tage Sellerie – irgendwann geht jede Saison einmal zu Ende. Dafür liegt heuer zum ersten Mal Mangold in der Kiste der Gemüse-Genossen, die sie sich einmal pro Woche an den 65 Verteilpunkten im Großraum München abholen können.
Fast fast 1.000 Mitglieds-Haushalte sind es inzwischen, die zweimal jährlich 400 Euro einzahlen in die Genossenschaft "Kartoffelkombinat" (KK) und dafür einen Ernteanteil von dem bekommen, was – bio und nachhaltig – angebaut wird.
Das Kombinat gibt es schon seit 2012, seitdem hat es sich bei Gemüsegärtnereien eingemietet und in deren Gewächshäusern angebaut, außerdem mit Partnerbetrieben zusammengearbeitet – Gärtnereien und Landwirtschaftsbetriebe.
"Wir sind bei 50 Prozent Eigenversorgungsquote", sagt Daniel Überall, einer der beiden Gründer. "In den nächsten zwei, drei Jahren wollen wir erreichen, dass wir 80 Prozent selbst anbauen."
"So hat's früher bei meinen Großeltern im Garten geschmeckt"
Zum Jahreswechsel haben die Genossen nämlich einen neuen, großen Betrieb gekauft, in Egenhofen bei München (Landkreis Fürstenfeldbruck): eine ehemalige Baumschule. Auf dem 18 Hektar großen Gelände muss also noch einiges umgebaut werden, damit eine richtige Gärtnerei daraus wird.
Dort arbeiten mit Überall und Mit-Gründer Simon Scholl noch 20 Kombinatler, außerdem kommen immer wieder Genossen freiwillig Garteln.
Auf 1.600 Mitglieder ist die Genossenschaft ausgelegt. Ein bisschen Luft nach oben ist noch, aber allein im Januar und Februar kamen 150 neu dazu. Weil sie die Idee von einem gemeinschaftlichen Anbau gut finden – und natürlich das Gemüse: "Ältere Leute sagen: 'So hat's früher bei meinen Großeltern im Garten geschmeckt'", erzählt Überall, "und die jüngeren: 'So etwas habe ich noch nie gegessen'."
Und ein schöneres Lob kann man einer Kartoffel ja kaum machen.
Spielberg 3, 82281 Egenhofen (Fürs Navi: Baumstraße, 82294 Oberschweinbach)
Wer nicht zur Selbstversorgung garteln will, sondern für gemeinsamen Spaß oder um andere Kulturen kennenzulernen, der findet etwas Passendes zum Beispiel unter www.urbane-gaerten-muenchen.de - oder hier:
Opflanzt is!

o'pflanzt is: Hier kann man garteln unterm Regenbogen – manchmal. Foto: O'pflanzt is!
Im "o'pflanzt is!"-Garten wird gemeinschaftlich nach permakulturellen, biologisch-dynamischen, nachhaltigen Prinzipien angebaut – mit Blick auf den Olympiaturm. Wer will, kann sich mit Material, Ideen und Arbeitskraft einbringen.
Gepflanzt wird auf einer Fläche von 3300 Quadratmetern in mobilen Einheiten wie Hoch- und Hängebeeten, der Garten ist per Solarzellen autark elektrifiziert.
Regelmäßig gibt's Kurse zum (Urbanen) Pflanzen, den nächsten am 9. April zum Thema Heilpflanzen (11 bis 14 Uhr).
Emma-Ihrer-Straße/Schwere-Reiter-Straße am Leonrodplatz. Sonntags ab 14 Uhr.
Kontakt: mitmachen@o-pflanzt-is.de
Frauengärten
Die "Gründerfrauen" dieses interkulturellen Projekts suchten alle Austausch und Vernetzung mit anderen Frauen und hatten keine Lust, irgendwo allein herumzugärtnern.
Es gibt Gemeinschaftsflächen und Einzelbeete, auf denen nach ökologischen Prinzipien angebaut wird. Neue Frauen aus allen Nationen sind jederzeit willkommen – gerne auch Frauen, die ein weiteres Grundstück kennen oder mit suchen wollen. Voraussetzungen sind nur Liebe zum Gärtnern und die Bereitschaft zum gemeinschaftlichen Arbeiten.
Ökologisches Bildungszentrum, Englschalkinger Str. 166.
Kontakt: Judith Fischer, frauengaerten.muenchen@yahoo.de
Grünstreifen

Grünstadtgeflüster" ist eine Vision des Vereins Kulturjurte, in ganz München interkulturelle Begegnungsstätten in Form von urbanen Gemeinschaftsgärten zu schaffen. Das verbindene Element soll das Gärtnern sein.
Mindestens ein Drittel der Beetflächen ist für Mitbürger mit Fluchterfahrung – speziell Familien – vorgesehen.
In Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat entsteht im Bürgerpark in Oberföhring gerade das Pilotprojekt: der interkulturellen Gemeinschaftsgarten "Grünstreifen". Er soll die Münchner zusammenbringen mit Kunst, sozialem und ökologischem Engagement.
Oberföhringer Str. 156.
Kontakt: info@gruenstreifen-muc.de
StadtAcker
Der "StadtAcker" soll das Herzstück der urbanen Gartenbewegung am Ackermannbogen werden – ganz in der Nähe des künftigen zentralen Stadtplatzes, in Trägerschaft des Quartiersvereins Ackermannbogen.
Bis es soweit ist, gibt es als "Vorlaufsprogramm" zum urbanen Gärtnern schräg gegenüber des Cafés Rigoletto einen "mobilen” StadtAcker in einem großen bepflanzten Holztrog und Blumen- und Kräutertöpfe. Helfer für's Bepflanzen, Pflegen, Gießen sind willkommen.
Auf dem StadtAcker soll es Bereiche mit Obst und Beeren geben, Gemüsen, Kräuter, Kinderbeete und Blumenweiden für Bienen.
Rosa-Aschenbrenner-Bogen 9.
Kontakt: 089/307 496 35 oder stadtacker@ackermannbogen-ev.de
Essbare Stadt

Essbare Stadt: Kita-Gruppen und Schulklassen können hier was lernen. Foto: GreenCity
Die Stadt München stellt die Fläche für die "Essbare Stadt" zur Verfügung, auf der alle, die Kräuter oder Gemüse anbauen möchten, ein etwa zwei Quadratmeter großes Beet anlegen können. Dafür übernehmen sie eine Saison lang eine "Beetpatenschaft".
Die Beete sind eingebettet in einen Schau- und Lehrgarten, in dem nicht nur Kindergartengruppen und Schulklassen lernen können. Betreiber "Green City" verwaltet außerdem noch den "Giesinger Grünspitz" (Tegernseer Landstraße/Martin-Luther-Straße).
Anlage der Städt. Baumschule Bischweiler, Sachsenstraße 2 (Eingang gegenüber der Halle 2).
Di. 16-18 Uhr, Fr. 15-17 Uhr.
Kontakt: Irene Nitsch 089/890 668-336 oder irene.nitsch@greencity.de
Bienengarten
Drei Jahre lang war der Bienengarten in Hadern (München) beheimatet, dann musste er umziehen – nun hat er einen neuen Standort für seine Summer in Pasing gefunden.
Nun kann wieder ökologisch gegärtnert werden – und nebenbei gelernt, wie gut Bienen im urbanen Raum leben können, wegen der vielfältigen Gartenkulturen möglicherweise sogar besser als auf dem Land, wo Monokulturen den Honigsammlerinnen den Spaß verderben.
Im Bienengarten leben vier Völker mit insgesamt etwa 20 000 Bienen. Die Gartenprojekte bieten ihnen eine Blumenweide. Wer neben dem Garteln auch Lust auf Imkern hat, wird angelernt.
Schlagweg 12 (mit dem Bus 56 bis "Perlschneiderstrasse").
Kontakt: Eugen Kuntze, ergon@t-online.de