Mein Vater war kein Dämon

Franz Georg Strauß im Interview über seinen Vater Franz Josef, die Veränderungen in der CSU von heute und die Wahlchancen der Schwarzen unter Beckstein/Huber am kommenden Sonntag.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Sohn eines berühmten Vaters: Strauß-Sohn Franz Georg und das Buch das er geschrieben hat.
dpa 2 Sohn eines berühmten Vaters: Strauß-Sohn Franz Georg und das Buch das er geschrieben hat.
Franz Georg Strauß.
Petra Schramek 2 Franz Georg Strauß.

Franz Georg Strauß im Interview über seinen Vater Franz Josef, die Veränderungen in der CSU von heute und die Wahlchancen der Schwarzen unter Beckstein/Huber am kommenden Sonntag.

AZ: Macht es Sie wütend, wenn Sie sehen, was die Nach-Nach-Nachfolger Ihres Vaters aus der CSU gemacht haben?

FRANZ GEORG STRAUSS: Nein. Die CSU regiert in Bayern und im Bund. Das würde meinen Vater Freude. Dass sich 20 Jahre nach seinem Tod Dinge ändern, war klar. Aber es ist schön zu sehen, dass die CSU immer noch die prägende Partei in Bayern ist.

Würde sich Ihr Vater im Grab umdrehen, wenn er sähe, wie Beckstein um die 50 Prozent zittern muss?

Auch nach Wahlsiegen von 60 Prozent hat mein Vater immer gesagt: Den Helm enger schnallen, Tornister anlegen und weitermarschieren. Diese Regel ist nach dem letzten Zwei-Drittel-Sieg in Vergessenheit geraten, eine gewisse Laxheit ist eingetreten, die Mobilisierung fehlt. Es ist aber jetzt einiges in Bewegung.

Urgesteine gibt es nicht mehr

Gegen wen richtet sich dieser Vorwurf konkret?

Ich will keine Einzelkritik machen. Aber schon mein Vater meinte: „Bitte keine Zwei-Drittel-Mehrheit!“ Weil dann immer der Gedanke im Vordergrund steht: Wie komme ich ins Parlament? So kann man keine Politik machen.

Sie glauben echt, FJS wäre zufrieden mit dem Wackel-Tandem Beckstein und Huber?

Es gibt keinen Willy Brandt mehr, keinen Konrad Adenauer und keinen Franz Josef Strauß. Schauen Sie heute die SPD an. Ist da Müntefering mit 69 wirklich ein Hoffnungsträger? Urgesteine gibt es nicht mehr. Beckstein ist deswegen noch die beste Alternative.

Sie sind das einzige der Strauß-Kinder ohne Skandale – warum?

Das kann man auch einem Quäntchen Glück zuschreiben. Das Verfahren gegen meinen Bruder Max war ein Skandal. Er hatte das Pech, in der Nähe dieses Herrn Schreiber zu sein. Ich weiß nicht, wie ich mich Anfang der 90er verhalten hätte, wenn Herr Schreiber gesagt hätte: „Fahr’ mal mit nach Thailand. Oder besuche mal die Industriegrößen mit mir.“ Und dann ist der so genannte Untergang der Familie auch mit hunderten von Artikeln herbeigeschrieben worden.

Meine Schwester ist politisch wieder da, mein Bruder rehabilitiert

Also kein Niedergang?

Man kann die politische Karriere meiner Schwester und auch das, was mein Bruder gemacht hat, nicht mit dem Lebenswerk meines Vaters unter einen Hut stecken. Der steht da wie ein Solitär. Und der Niedergang hat sich ja umgedreht: Meine Schwester ist politisch wieder da. Und mein Bruder ist voll rehabilitiert.

Im Strauß-Prozess war vom Übervater die Rede, der keine Luft zum Atmen ließ.

Mein Vater hat uns wahrlich nicht unterdrückt. Er hat uns Dinge ermöglicht, die anderen Kindern nicht möglich waren. Weißes Haus zum Beispiel. Oder mein Bruder, der in Arabien mit dabei war. Mein Vater und ich hatten ein exzellentes Verhältnis.

Mein Vater war eher zaudernd

Ist das Buch eine Beweihräucherung?

Er war weder Heiliger, noch Dämon. Natürlich habe ich ein Buch mit einer positiven Grundhaltung geschrieben. Aber wenn Sie die vielen Bücher lesen, die ihn als eine Art zweiter Hitler darstellen, der das Pech hatte, seine wahren Vorstellungen nicht umsetzen zu können – diese Seite kann und will ich nicht bedienen.

Gibt es nichts, wo Sie sagen, da hat Ihr Vater richtig Mist gebaut?

Anders als es oft dargestellt wird, war mein Vater eher zurückhaltend. Zaudernd. Aber Manches, was in der politischen Diskussion rüberkam, wirkte sehr hitzig. In seinen Zielen, in dem was er erreicht hat, lag er immer richtig.

Interview: Julia Lenders

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.