Mein Papa - ein Kindmörder

Das Mädchen und die drei Buben sind zu Hause, als die Polizei ihren Vater Thomas S. als Mörder festnimmt. Wie können sie mit dieser Tat leben? Ein Psychiater erklärt das Trauma der Kinder.
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München -  Die jüngste Tochter ist 5 Jahre alt, der älteste Sohn 13, die beiden Söhne dazwischen sind genauso alt wie ihre ermordeten Cousinen Sharon und Chiara, 11 und 8. Wie können die Kinder damit leben, dass ihr Vater ein Kindermörder ist? Die AZ fragte den Psychiater Michael Soyka.

AZ: Herr Soyka, der mutmaßliche Täter hatte vier Kinder, die nun erfahren haben, dass der eigene Vater ihre Cousinen umgebracht hat. Was bedeutet das für diese Kinder?
MICHAEL SOYKA: Das ist natürlich ein unfassbarer Schock. Diese Kinder werden in dreifacher Hinsicht traumatisiert: Erstens weil sie die Opfer, ihre beiden Cousinen sehr gut kannten. Zweitens durch die unfassbare Nachricht, dass der eigene Vater das getan hat. Und drittens ist das gesamte Umfeld in Peißenberg elektrisiert, im ganzen Ort wird über nichts anderes gesprochen.

Einige Tage nach er Tat ging der Vater noch mit seinem Sohn zum Fußballclub und meldete ihn an.
Der Täter hat es offenbar geschafft, nach außen Normalität aufrechtzuerhalten. Aber selbst, wenn er sich anders verhalten hätte: Kinder trauen ihrem Vater eine solch grausame Tat niemals zu. Auch nicht, wenn es Probleme gibt oder sogar Gewalt in der Familie. Der Vater gehört trotzdem zu den Menschen, die einem Kind am nächsten stehen, er ist für Kinder oft Vorbild und niemand, der so etwas Abscheuliches tun könnte.

Können Kinder so eine Nachricht auch verdrängen?
Nein, vor allem die älteren nicht. Wie jemand mit schlimmen Erlebnissen umgeht, ist letztlich sehr unterschiedlich, wie bei Erwachsenen auch. Wir sprechen da von Resilienz, der psychischen Widerstandskraft, die ein Mensch besitzt. Wichtig ist da auch, wie viel die Mutter nun auffangen kann. Professionelle Hilfe ist dringend angeraten.

Sollten die Kinder in Peißenberg bleiben?
Bei einem solchen Trauma ist zeitlicher und räumlicher Abstand wichtig, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie in ihrem gewohnten Umfeld bleiben.

Kann so ein Erlebnis überhaupt verarbeitet werden?
Diese Tat wird das Leben dieser Kinder für immer prägen, mit welchen Folgen, kann man nicht vorhersagen. Es besteht natürlich das Risiko, dass sie später schwer vertrauensvolle Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen können, das gesamte Menschen– und Männerbild wird verändert. Professionelle Hilfe ist wichtig – nicht nur in der akuten Situation jetzt, sondern womöglich für lange Zeit.

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