Mehrere tausend Euro in gekaufter Jacke

MÜNCHEN - Da staunte ein Münchner nicht schlecht: In seiner gerade gekauften Lederjacke findet der junge Mann Geld und weitere wertvolle Gegenstände. Wie der "Schatz" in die Jacke kam und wie der Finder reagierte.
Den Fund würden die meisten Münchner auch gern mal machen: Auf dem Weg zum Fußballtraining hat Quirin Schreiber (16) vor ein paar Tagen in den Brusttaschen seiner Lederjacke über 2000 Euro in bar, Kreditkarten, Tankkarte und eine Bankkarte gefunden. Ein kleines Vermögen. Einfach so, in einer Jackentasche.
Kurz zuvor hatte der Einzelhandelskaufmann-Azubi die Jacke für 59,95 Euro bei „Kult“ in der Neuhauser Straße gekauft. „Deshalb dachte ich zuerst, da wäre noch Pappe in der Brusttasche, um die Jacke steif zu halten“, sagt der Neuhauser.
Weit gefehlt!
Statt Pappe zog Quirin Schreiber zusammengerollte Fünfhundert- und Zweihundert-Euro-Noten aus der Tasche und präsentierte das Geld seiner verdutzten Mutter.
Einen ganz kurzen Moment, gibt der junge Mann zu, habe er überlegt, ob er das Geld nicht vielleicht behalten könnte... „Aber dann waren da die Visitenkarten und die Bankkarte. Da war klar: Das Geld steht mir nicht zu. Das muss ich abgeben.“
Dabei hätte der 16-Jährige die kleine Finanzspritze durchaus brauchen können – bei Sport Schuster, wo er seine Lehre macht, verdient er im ersten Ausbildungsjahr monatlich gerade mal ein Fünftel seines Wahnsinnsfundes.
Auch Beamte sind erstaunt
Schließlich gab Quirin Schreiber das Geld jedoch bei der Polizei ab. „Die Beamten waren genauso erstaunt wie ich“, sagt der Münchner. Und sie begannen zu recherchieren, wie so viel Geld in eine nagelneue Jacke kommen kann. Dabei stellte sich heraus: Geld und Karten gehören dem Betreiber (25) eines Großhandels aus Dreieich (Hessen), der „Kult“ mit Lederjacken beliefert. „Ein Mitarbeiter der Firma packte offenbar versehentlich die neuwertige Lederjacke seines Chefs in eine Warenlieferung, die nach München ging“, erklärt Polizeisprecher Dieter Gröbner.
Im Laden bemerkte niemand, dass die Jacke voller Geld war. Das Stück wurde ausgezeichnet, mit einem Diebstahlschutz versehen, ins Geschäft gehängt – und verkauft. An Quirin Schreiber.
Ihm stehen jetzt drei Prozent des Fundwertes als Finderlohn zu, etwa 60 Euro. Angekommen ist das Geld noch nicht bei ihm. „Aber der Besitzer hat zweimal angerufen und sich mehrmals bedankt. Außerdem hat er meine Adresse aufgeschrieben, damit er mir den Finderlohn schicken kann“, erzählt Quirin Schreiber.
Im Nachhinein ist er froh, dass er das Geld abgegeben hat. „Wenn ich mir vorstelle, ich hätte so viel verloren – ich würde zusammenbrechen“, sagt der 16-Jährige.
Er hofft jetzt nur darauf, dass es noch mehr ehrliche Finder in München gibt. Denn kürzlich hat er sein Handy verloren. Bis jetzt hat es niemand abgegeben...
Daniela Transiskus