Mehrere Städte machen Kompromiss mit Klima-Klebern: Münchens OB Reiter will nicht kooperieren

Drei deutsche Städte haben bereits Vereinbarungen mit den Aktivisten der "Letzten Generation" getroffen: Sie unterstützen deren Forderungen, dafür gibt es in den Städten keine Protestaktionen mehr. Eine Option für München? Die AZ hat bei OB Dieter Reiter nachgefragt.
von  Jan Krattiger
Dezember 2022: Aktivisten der "Letzten Generation" blockieren eine Straße am Münchner Hauptbahnhof.
Dezember 2022: Aktivisten der "Letzten Generation" blockieren eine Straße am Münchner Hauptbahnhof. © imago/aal.photo

München - Kaum ein Thema hat im vergangenen Jahr die Gemüter der Münchner so erhitzt, wie wenn sich wieder einmal ein paar Klima-Kleber auf die Straße setzten und ihre Hände mit Sekundenkleber übergossen. Oft haben die Aktivisten für ihre Aktionen zentrale Verkehrsachsen oder Autobahnabfahrten gewählt und so den Pendelverkehr zum Erliegen gebracht.

Städte machen Kompromiss mit Aktivisten – auch München? 

Nach über einem Jahr Frust gehen nun einige deutsche Städte einen anderen Weg: Die Oberbürgermeister der Städte Hannover (grün regiert), Tübingen (grün regiert) und Marburg (SPD-regiert) haben sich mit den Aktivisten auf einen Kompromiss geeinigt, der folgendermaßen aussieht: Sie unterstützen zentrale Forderungen der "Letzten Generation": Unter anderem, dass ein Bürgerrat gebildet wird, der Klimafragen diskutiert, dass ein allgemeines Tempolimit auf Autobahnen eingeführt wird und dass es deutschlandweit ein 9-Euro-Ticket geben soll.

Ein Polizist löst die Verklebung, mit der sich ein Klima-Aktivist der "Letzten Generation" auf der Prinzregentenstraße auf den Asphalt geklebt hatte. (Archivbild)
Ein Polizist löst die Verklebung, mit der sich ein Klima-Aktivist der "Letzten Generation" auf der Prinzregentenstraße auf den Asphalt geklebt hatte. (Archivbild) © Lennart Preiss/dpa

Nach einem Gespräch mit den Aktivisten schreiben die Oberbürgermeister jeweils einen offiziellen Brief an die Bundestagsfraktionen, der diese Forderungen bekräftigt. Im Gegenzug verpflichten sich die Aktivisten der "Letzten Generation", in den Städten keine Protestaktionen mehr durchzuführen.

Kompromiss mit Klima-Klebern? OB Reiter winkt ab

Ist das auch eine Option für München, eine Stadt die immer wieder im Fokus der Aktivisten ist und wahrscheinlich auch bleiben wird?

Für Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ist die Vorgehensweise seiner OB-Kollegen "zwar nachvollziehbar, allerdings in der kommunalen Frage relativ unbehelflich", wie der 64-Jährige auf Nachfrage der AZ über sein Büro erklärte.

Dieter Reiter (SPD), Oberbürgermeister von München, spricht während eines Interviews.
Dieter Reiter (SPD), Oberbürgermeister von München, spricht während eines Interviews. © Matthias Balk/dpa/Archivbild

Er sei zwar grundsätzlich immer bereit, "inhaltliche Fragen zu ökologischen Zukunftsthemen zu diskutieren". Ein solches Gespräch mache aber mehr Sinn, "wenn es mit denjenigen politischen Ebenen geführt wird, die für mögliche Änderungen auch die notwendige Kompetenz zu Veränderungen haben".

Diese Kompetenz sieht Reiter offenbar nicht bei sich, sondern in Berlin auf der Bundesebene. Die Forderungen der "Letzten Generation" "sollten daher an die zuständige Bundesregierung gerichtet und dort diskutiert werden", so Reiter zur AZ.

Einen Münchner Brief, unterzeichnet von OB Reiter, der die Forderungen der Klima-Aktivisten mit unterstützt, wird es also nicht geben. Vorerst bleibt damit zu rechnen, dass auch in München weitere Protestaktionen der Aktivisten stattfinden werden.

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