Mehrere Luxus-Händler in München geben auf: Das sorgt für Leerstand in Bestlage

Im Luitpoldblock in München haben einige Händler ihre Filialen aufgegeben. Woran das liegt und warum die Geschäftsführer das sogar als Chance sehen.
von  Anna-Maria Salmen
Der Luitpoldblock ist fußläufig zum Bayerischen Hof und dem Café Luitpold. Viele Luxushersteller haben das Gebäude aber gleichzeitig verlassen.
Der Luitpoldblock ist fußläufig zum Bayerischen Hof und dem Café Luitpold. Viele Luxushersteller haben das Gebäude aber gleichzeitig verlassen. © Daniel von Loeper

München - Wo bisher schicke Kleidung des italienischen Luxusherstellers Missoni präsentiert wurden, sind nun die Fenster rundum mit weißen Plakaten verdeckt. Darüber hat der Schriftzug, der hier fast 40 Jahre lang den Eingang zierte, Abdrücke hinterlassen.

Wenige Meter weiter hat auch das Inneneinrichtungsatelier Pilati seinen Laden aufgegeben. Und daneben ist das Geschäft des britischen Modedesigners Paul Smith ebenfalls zu – olivgrüne Folie verdeckt die Fenster. Darauf ist zu lesen, dass man die Kleidung trotz Ladenschließung noch im Internet kaufen kann.

Leerstand im Luitpoldblock in München: "Das ist kein Erdrutsch", versichert der Geschäftsführer

Gleich drei leere Geschäfte reihen sich momentan am Amiraplatz im Luitpoldblock aneinander. Was ist da los? Auch wenn es dramatisch aussehe: "Das ist kein Erdrutsch", versichert Alexander Grüter, Geschäftsführer des Luitpoldblocks. Dass Missoni, Pilati und Paul Smith den traditionsreichen Gebäudekomplex beinahe zeitgleich verlassen haben, sei Zufall.

Dort, wo bis vor Kurzem noch Paul Smith britische Mode verkauft hat, verdecken jetzt olivgrüne Folien die Fensterfront.
Dort, wo bis vor Kurzem noch Paul Smith britische Mode verkauft hat, verdecken jetzt olivgrüne Folien die Fensterfront. © Daniel von Loeper

Erst im Dezember habe man erfahren, dass Paul Smith seinen Laden aufgibt, sagt Grüter. Wie ihm mitgeteilt wurde, habe es keine Probleme mit dem Standort Luitpoldblock gegeben. Der Designer habe vielmehr die Entscheidung getroffen, alle seiner drei Läden in Deutschland zu schließen. Neben München waren also auch Hamburg und Berlin betroffen.

Standort profitiert vom luxuriösen Café Luitpold

Ende Februar folgte Pilati mit der Schließung. Genau 40 Jahre lang war das Inneneinrichtungsatelier im Luitpoldblock vertreten. Entsprechend sei die Entscheidung "schweren Herzens" gefallen, wie Geschäftsführer Ennio Pilati mitteilt. "Wir waren viele Jahre sehr zufrieden mit unsere Lage im Luitpoldblock."

Der Standort profitiere vom luxuriösen Café Luitpold und von den beiden benachbarten Hotels Bayerischer Hof und Rosewood. Dass man das Atelier geschlossen habe, liegt laut Pilati nicht am Luitpoldblock, sondern vielmehr an allgemeinen Entwicklungen wie steigenden Kosten.

Am Oskar-von-Miller-Ring entsteht der nächste Showroom

"Wir konzentrieren uns nun verstärkt auf unsere zahlreichen Einrichtungs- und Innenarchitektur-Projekte." Ein neuer Showroom entsteht gerade am Oskar-von-Miller-Ring, dort kündigen schon Plakate in den Schaufenstern die anstehende Neueröffnung an. Voraussichtlich Ende März soll es so weit sein.

Wer die Ladenfläche von Pilati im Luitpoldblock übernimmt, steht noch nicht fest, ebenso wie bei Missoni. Bei den ehemaligen Räumlichkeiten von Paul Smith ist es allerdings schon gelungen, einen Nachmieter zu finden, wie Luitpoldblock-Geschäftsführer Grüter berichtet. Der Herrenausstatter Anton Meyer sei durch die zugeklebten Fenster auf den Laden aufmerksam geworden und soll voraussichtlich im Sommer öffnen.

Inhabergeführte Traditionsunternehmen statt großer Ketten

Für die anderen Flächen ist Grüter eigenen Worten zufolge mit acht Interessenten in Verhandlungen. Die potenziellen neuen Mieter kämen aus ganz verschiedenen Sparten, von Mode bis Accessoires. Es handele sich um inhabergeführte Traditionsunternehmen und nicht um große Ketten – diese Strategie will man laut Grüter im Luitpoldblock weiterhin verfolgen.

Missoni hat im Luitpoldblock fast 40 Jahre eine Filiale. Der italienische Modehändler hat die Ecke nun verlassen.
Missoni hat im Luitpoldblock fast 40 Jahre eine Filiale. Der italienische Modehändler hat die Ecke nun verlassen. © Daniel von Loeper

Auch das Zielpublikum soll gleich bleiben: Einkaufen in dem Gebäudekomplex soll auch in Zukunft hochpreisig sein. "Das ergibt sich durch das Umfeld", so Grüter. Immerhin seien in der Umgebung – etwa in der Brienner Straße oder in der nahegelegenen Residenzstraße – ebenfalls eher luxuriöse Geschäfte zu finden. Das edle Café Luitpold sowie das Hotel Rosewood ziehen Grüter zufolge ebenfalls Kunden mit viel Geld an.

Im Luitpoldblock in München stehen Sanierungsmaßnahmen an

Standortprobleme habe der Luitpoldblock auch mehr als 200 Jahre nach seiner ersten Eröffnung nicht, versichert der Geschäftsführer. "Die Nachfrage ist nach wie vor gut." Eine gewisse Veränderung im Ladenangebot sei durchaus normal: Mietverträge, die 40 Jahre lang bestehen bleiben, seien heutzutage nicht mehr die Regel.

Die Flächen von Pilati werden nun renoviert.
Die Flächen von Pilati werden nun renoviert. © Daniel von Loeper

Dass die Flächen von Pilati und Missoni aktuell leer stehen, spielt Grüter sogar in die Karten, wie er sagt. Denn im zum Amiraplatz ausgerichteten Teil des Luitpoldblocks stehen gerade umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an.

Die Fenster sind auf dieser Seite noch alt, während die auf den anderen Seiten schon modern sind. Sie werden laut Grüter nun energetisch saniert, damit alles einheitlich ist. Dabei werden zudem die Vitrinen schlanker gestaltet. Auch die Fassade und die Beleuchtung in der Passage werden erneuert. Der Luitpoldblock erhält dadurch ein "schönes Facelift", so Grüter.

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