Mehr Sicherheit für den CSD in München: Neues Konzept, neue Route
München – Im Vergleich zum Vorjahr hat sich 2023 die Zahl der Fälle von Hasskriminalität aufgrund der sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentität mehr als verdoppelt, das zeigt der Sicherheitsreport des Münchner Polizeipräsidiums. Auch Dominik Krause (Grüne), der erste offen schwule Bürgermeister Münchens, sprach kürzlich bei einer Pressekonferenz zum Christopher Street Day (CSD) von einem "deutlichen Anstieg queerfeindlicher Gewalt".
Mehr Security beim CSD in München: Polizei hat alles im Blick
Klein beigeben will die Community nicht. Unter dem Motto "Vereint in Vielfalt – gemeinsam gegen Rechts" zieht die CSD-Parade am Samstag durch München. Damit es trotz der gesellschaftlich aufgeheizten Stimmung eine friedliche Veranstaltung wird, haben die Organisatoren in Bezug auf die Sicherheit "deutlich aufgestockt", wie Alex Kluge sagt, Geschäftsführer des CSD München.
CSD-Geschäftsführer Kluge: "Wir tun, was wir können"
Die Anzahl der Security-Mitarbeiter habe man fast verdoppelt, so könne man am Wochenende auf den Straßen eine "enorme Präsenz" zeigen und schnell reagieren, falls es zu Problemen kommen sollte. In der Einsatzzentrale im Rathaus laufen die Fäden zusammen, von dort aus habe man die Lage stets im Blick. "Wir tun, was wir können", sagt Kluge. Die Veranstalter arbeiten eng mit der Polizei zusammen, in die sie laut Kluge "vollstes Vertrauen" haben. Bei der Einschätzung der Gefährdungslage verlasse man sich auf die Beamten.
Dem Münchner Polizeipräsidium liegen für den CSD "keine konkreten Gefährdungserkenntnisse vor", teilt ein Sprecher auf AZ-Anfrage mit. "Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage besteht jedoch eine hohe abstrakte Gefährdung von Großveranstaltungen." Die Polizei werde daher "mit einer Vielzahl an Einsatzkräften vertreten sein und lageabhängig entsprechende Maßnahmen treffen".
Dass Anfeindungen gegenüber der queeren Community zugenommen haben, sieht nicht nur Bürgermeister Krause, sondern auch CSD-Veranstalter Kluge. "Das ist eine grundsätzliche Stimmung, die sich leider in den letzten Jahren entwickelt hat."
Queerfeindliche Grundstimmung: "Lieber nicht alleine auf den Heimweg machen"
Die Parade oder das Straßenfest seien davon nicht betroffen. Das können die Einsatzkräfte bestätigen: "Am CSD selbst wurden der Polizei in den letzten Jahren nur eine sehr geringe Zahl von einschlägigen Straftaten bekannt", so ein Sprecher.
Laut Kluge sei vielmehr die Frage, was passiere, wenn die Teilnehmer sich auf den Heimweg machen. Er rät den Besuchern, sich achtsam zu verhalten, um nicht in problematische Situationen zu geraten. Optimalerweise verlasse man den CSD nicht alleine, sondern in einer Gruppe oder nehme ein Taxi.
Zur Sicherheit gehört auch der Schutz vor Überfüllung in den Straßen der Innenstadt. "Die Polizei München rechnet mit einer hohen Anzahl an Teilnehmern, Zuschauern und Besuchern der CSD Versammlung und Veranstaltung, insbesondere abhängig vom Wetter und der Besucher anlässlich der Euro 2024", so der Polizeisprecher.
Größere Parade als im Vorjahr: Ampelsystem gegen Überfüllung
Eine genaue Zahl will Veranstalter Kluge nicht schätzen, die Anmeldungen für die Parade zeigen eine leichte Steigerung zum Vorjahr. 210 Gruppen sind heuer dabei, 2023 waren es 181. Deshalb haben die Veranstalter sich entschieden, die Route zu ändern – schweren Herzens, so Kluge. Durch das Gärtnerplatzviertel geht es nicht mehr, dafür seien die Klenze- und die Reichenbachstraße nicht ausgelegt. In beiden gebe es keine Fluchtmöglichkeiten zu den Seiten hin, im Ernstfall hätte man einen Fluchtweg von bis zu 200 Meter.
CSD München 2024: Bei Überfüllung wird pausiert oder abgebrochen
Um Überfüllung zu vermeiden, soll zudem ein Ampelsystem den Besuchern bei der Orientierung helfen: Es zeigt an, wie die Lage auf dem Marien- und Odeonsplatz ist, den beiden beliebtesten und daher meistbesuchten Plätzen am CSD-Wochenende.
Steht die Ampel auf Grün, ist die Situation entspannt. Zeigt sie Orange, füllt sich das Gebiet schnell, der Zutritt wird nicht empfohlen. Bei Rot ist der Zutritt nicht mehr möglich. Auf der Internetseite und auf den sozialen Kanälen des CSD kann man sich aktuell informieren und gezielt entscheiden, welchen Platz man ansteuert.
Die Veranstalter appellieren, die Hinweise ernst zu nehmen: Bei roter Ampel solle man sich nicht auf den Weg machen, sondern zuhause abwarten, bis sich die Lage entspannt. Auch vor Ort sollen Besucher auf die Ansagen der Organisatoren achten, heißt es auf der CSD-Internetseite. Droht Überfüllung, müsse das Fest eventuell pausiert oder abgebrochen werden. In diesem Fall würden die Besucher informiert, wie sie die Veranstaltung am besten verlassen könnten.
Die meisten Besucher dürften mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Die Organisatoren stehen daher auch mit der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) in Kontakt, wie sie auf der Internetseite schreiben. Wenn es zu voll werde in U- oder S-Bahnen, werde es in den Bahnhöfen entsprechende Hinweise auf den Monitoren sowie über Durchsagen geben. Zeitweise könne es vorkommen, dass die Züge nicht am Marienplatz und/oder am Odeonsplatz halten.