Stadt will Lindwurmstraße umbauen: Schlechte Nachrichten für Autofahrer

Mehr Platz fürs Rad und für Fußgänger, weniger fürs Auto: Die Stadt stellt die Pläne vor, wie die Lindwurmstraße umgebaut werden soll.
von  Jan Krattiger
Mehr Platz fürs Rad und für Fußgänger: So soll die Lindwurmstraße umgebaut werden.
Mehr Platz fürs Rad und für Fußgänger: So soll die Lindwurmstraße umgebaut werden. © Landeshauptstadt München – Kommunalreferat – GeodatenService 2023

München - Sie ist eine der Hauptverkehrsachsen in München: Die Lindwurmstraße führt über eine Länge von fast zweieinhalb Kilometern von Untersendling bis ins Herz der Stadt, zum Sendlinger Tor (oder umgekehrt).

Jetzt soll sie nach Plänen des Mobilitätsreferats komplett umgestaltet – und vor allem radlfreundlicher – werden. Im Zuge der Umsetzung des Radentscheids hat das Mobilitätsreferat am Montag die Pläne der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Groben sind die ganz schnell erklärt:

Lindwurmstraße in München: Mehr Platz für Radl und Fußgänger

Pro Fahrtrichtung soll eine Autospur wegfallen, dafür wird je Richtung ein Radweg von mindestens zweieinhalb Metern Breite gebaut. Die Radwege sollen außerdem mit grüner Farbe markiert sein und an Gefahrenstellen rot eingefärbt werden.

Die Lindwurmstraße im Vergleich Vorher-Nachher: Zwei Autospuren weniger, mehr Platz für Fahrrad und Fußgänger.
Die Lindwurmstraße im Vergleich Vorher-Nachher: Zwei Autospuren weniger, mehr Platz für Fahrrad und Fußgänger. © Screenshot Youtube "München unterwegs"

Das heißt auch, dass sich die Radwege nicht mehr den Platz mit den Fußgängern teilen, so dass auch diese mehr Platz bekommen. Laut Mobilitätsreferat soll das die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer erhöhen. Die "straßenbegleitenden" Baumreihen sollen fast komplett erhalten bleiben, lediglich sechs Bäume müssten neu und vier ersatzgepflanzt werden.

Für Autofahrer: Weniger Fahrspuren, weniger Parkplätze

Größere Veränderungen gibt es auf der Strecke auch für Autofahrer, neben der Tatsache dass je eine Spur wegfällt: Fast die Hälfte aller Parkplätze entlang der Lindwurmstraße werden nach den aktuellen Plänen aufgehoben, zugunsten von neu eingerichteten Lieferzonen, Fahrradabstellplätzen und Anwohnerparkflächen. Lediglich 166 Parkplätze bleiben erhalten.

Lindwurmstraße: Die Umbaupläne der Stadt in der Übersicht.
Lindwurmstraße: Die Umbaupläne der Stadt in der Übersicht. © Google Maps/AZ

Wie die Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) auf Instagram schreibt, stellt die Neuplanung auch eine Anpassung an die veränderte Situation in der Lindwurmstraße dar: "So ist dort der Autoverkehr in den letzten 10 Jahren um 35 Prozent zurückgegangen, der Radverkehr dagegen um 70 Prozent gestiegen." Außerdem seien die Bürgersteige "extrem schmal und nicht getrennt von den Radwegen". Sie hoffe darum, dass "aus dieser Vision Wirklichkeit wird".

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Statistik: Immer mehr Radfahrer und weniger Autofahrer

Heißt konkret in Zahlen: Im vergangenen Jahr befuhren rund 9.000 Radlfahrer pro Tag die Lindwurmstraße. 2011 waren es noch 5.300. Im Gegensatz dazu waren 2022 jeden Tag 17.650 Autos auf der Lindwurmstraße unterwegs – 2011 waren es noch 27.550.

"Die SPD/Volt-Fraktion wünscht sich neue bauliche Radwege zuerst dort, wo heute schon der Fahrradverkehr sehr hoch ist und alte Radwege viel zu schmal sind", erklärt Nikolaus Gradl, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion auf AZ-Nachfrage.

Die Lindwurmstraße stehe für die SPD in der Priorität für einen neuen Radweg ganz oben. "Wir wollen aber auf keinen Fall eine Lösung, bei der die stadtbildprägenden Pappel-Bäume für einen Radweg gefällt werden müssen", sagt Gradl weiter.

Auf der Lindwurmstraße soll der Radlweg nicht mehr neben dem Gehweg, sondern neben der Straße geführt werden.
Auf der Lindwurmstraße soll der Radlweg nicht mehr neben dem Gehweg, sondern neben der Straße geführt werden. © AZ-Archiv

Erfreut zeigt sich auch Holger Quick vom Radentscheid München auf AZ-Anfrage: Die "derzeit unsägliche Situation" für Fußgänger und Radfahrende werde mit dieser Planung sehr verbessert. Er spricht von einer "deutlich spürbaren" Veränderung. "Ich freue mich aber fast noch mehr für die Fußgänger", sagt Quick. "Und für die Gewerbetreibenden, dass sie eine schöne Einkaufsstraße vor die Ladentür bekommen, die zum Bummeln einlädt".

Trotzdem gibt es auch für die Vertreter des Münchner Radentscheids einen größeren und einen kleineren Wermutstropfen: Einerseits seien die Lieferzonen, die eingerichtet werden, ein Kompromiss, dessen Notwendigkeit man aber sehe, erklärt Quick.

Unterführung an der Poccistraße wird zum Nadelöhr

Die Unterführung an der Lindwurmstraße wird erneuert.
Die Unterführung an der Lindwurmstraße wird erneuert. © Bernd Wackerbauer

Andererseits gibt es an einer Stelle der Lindwurmstraße für Radfahrer sogar eine Verschlechterung zur aktuellen Situation: Die Unterführung zwischen Impler- und Poccistraße. Dort soll der Radverkehr aus beiden Richtungen auf einem schmalen Radweg "zusammengepfercht" werden, sagt Quick. Dies sei aber aktuell nicht anders lösbar, weil die Planung zur Eisenbahnüberführung schon vor zehn Jahren gestartet wurde – Baubeginn ist da für das kommende Jahr vorgesehen.

Wie die Lindwurmstraße dereinst mal aussehen könnte, zeigt ein virtueller Überflug, den die Stadt mit ihrem digitalen Zwilling schon mal vorgebaut hat:

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Ob und wann diese Pläne des Mobilitätsreferats allerdings auch Realität werden, ist noch nicht klar – in der Regel dauert die Planung mehrere Jahre. Als nächstes wird auf jeden Fall der Stadtrat darüber entscheiden, ob so weiter geplant und dann schließlich gebaut werden soll. Das soll laut Mobilitätsreferat im nächsten Jahr der Fall sein.

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