Mehr Grau als schlau: Google hinterm Schleier
MÜNCHEN - Der Online-Dienst, dem sich so viele Menschen verweigern wollten, ist jetzt ans Netz gegangen. Seit Donnerstag können sich die Münchner, wie auch die Bürger aus 19 weiteren deutschen Städten, ihre Heimatstadt auch im Internet durchschlendern. Ausgerechnet der Münchner Standort des Internet-Giganten ist jedoch nicht zu erkennen.
Mal die Leo hinaufschlendern oder am Stachus vorbeispazieren: Seit gestern ist das vom heimischen PC aus möglich – wenn auch natürlich nicht in Echtzeit. Seit Donnerstag ist in Deutschland der Dienst Google Street View online gegangen. Er zeigt die 20 größten Städte, natürlich auch München.
Deutschland ist das 27. Land, das bei dem 3D-Kartendienst von Google Maps mitmacht – und beim US-Internet- Riesen dürfte gestern Erleichterung zu spüren gewesen sein. Keine andere Nation hat es Google im Vorfeld so schwer gemacht wie Deutschland. Monatelang war über die Wahrung der Privatsphäre führte gestritten worden, damit dass wir unsere Ausnahmeregel bekommen haben: Es werden nicht nur Gesichter und Autokennzeichen verpixelt, also unkenntlich darstellt, sondern auch ganze Häuser.
Insgesamt sind es 245 000 Haushalte, die bisher bei Google Einspruch gegen ihre Darstellung erhoben haben. Von den knapp 750000 Münchner Haushalten haben sich Schätzungen zufolge gut 20000 verweigert. Sie sind durch einen Grauschleier unkenntlich gemacht. Dazu gehört auch das Haus der Münchner Google-Zentrale – das dem Internet-Konzern freilich nicht gehört.
Der Vermieter hat sich hier offenbar gegen seinen Mieter durchgesetzt. US-Web-Guru Jeff Jarvis macht sich in seinem Blog über „Blurmany“ lustig, also die deutsche Verpixelungsmanie. Auf Twitter ist gar schon von einer deutschen „Google Street Burka“ die Rede.
Seit August 2008 waren die Google-Street-View-Autos in München unterwegs und haben mit Spezialkameras Straßen und Gebäude fleißig abfotografiert. Das Ergebnis sehen Sie auf dieser Seite.