"Mega-Katalysator" Oktoberfest: So ist die Lage in den Münchner Krankenhäusern

München - Die Corona-Fallzahlen steigen in München mittlerweile täglich stark an: Am Freitag liegt die 7-Tage-Inzidenz bei 792,8. So war es zu erwarten. Man kennt es von den sechs (!) Corona-Wellen davor und von anderen Volksfesten in Bayern. Dabei ist zu bedenken: Die Fallzahlen klettern, ohne dass es eine Testpflicht gibt. Die eigentlichen Fallzahlen sind Schätzungen zufolge in etwa dreimal so hoch.
Wiesn-Welle: Probleme für Krankenhäuser
Die aktuell grassierenden Virusvarianten sind zwar grundsätzlich weniger gefährlich als frühere. Dennoch bringt die aktuelle Lage für die Münchner Krankenhäuser Probleme mit sich. Prof. Viktoria Bogner-Flatz und Dr. Dominik Hinzmann sind die beiden ärztlichen Leiter, die die Situation in den Krankenhäusern und des Rettungsdienstes koordinieren. Sie sind also die, die die Situation in den Krankenhäusern am besten kennen.
"Erste Kliniken und Notaufnahmen haben uns schon rückgemeldet, dass sie erhebliche Erkrankungszahlen beim Personal haben und dass die Notfallversorgung darunter sehr leidet. Der Effekt ist also schon eingetreten", sagt Bogner-Flatz im Gespräch mit der AZ zur aktuellen Lage.
"Wie zu erwarten, steigen die Inzidenzen massiv", sagt Hinzmann. Eine Bettenknappheit auf der Intensivstation, wie vor der Impfung, sei zwar nicht zu erwarten, aber dennoch: "Gerade fällt viel Personal aus, nicht nur wegen Covid, auch weil im Herbst die Infektwellen beginnen." Hinzu käme noch, dass alle jetzt zwei Jahre lang Maske getragen haben und so anfälliger seien für Infektionen.
Gerade verschärft sich eine sowieso schon problematische Situation: "Wir hatten schon im Sommer weniger Personal und konnten weniger Betten betreiben", so Hinzmann.
"Mega-Katalysator" Oktoberfest
Mit dem Oktoberfest habe man nun einen "Mega-Katalysator" veranstaltet, sagt Viktoria Bogner-Flatz. Ein Volksfest, das auch im Vergleich zu anderen Volksfesten mit zwei Wochen noch länger dauert. "Wir erwarten erhebliche Personalausfälle bis zu schwer eingeschränkter Leistungsfähigkeit der Kliniken". Das ziehe sich dann weiter fort, wenn auch Kitas und Schulen wegen Personalausfällen geschlossen werden müssen – was sich wiederum auf das Krankenhauspersonal auswirkt.
Die aktuelle siebte Welle rollt derweil unaufhaltsam an, da bringen auch allenfalls ergriffene Maßnahmen nichts mehr: "Diese Welle werden wir erstmal aushalten müssen", sagt Hinzmann. Personal könne auch der beste Politiker nicht herzaubern.
Was hilft: Maske und Impfung
Was bleibt: Der Mund-Nasenschutz und die FFP2-Maske als einfache Mittel, um sich zu schützen. Und jetzt wo die angepassten Impfstoffe verfügbar sind, auch eine Auffrischungsimpfung.
Als zusätzliche Empfehlungen nennt Bogner-Flatz noch die Grippeschutzimpfung an, die für Klinikpersonal sowieso dazu gehört. Und: Respekt. "Die Bevölkerung sollte sich die Lage auf der Notfallstation bewusst machen", sagt sie. Es sei bei vielen Menschen noch nicht angekommen, welche Probleme dort herrschen.