Mega-Event zur EM? Stadt München plant Riesen-Konzert auf der Theresienwiese

Zur Eröffnung der Europameisterschaft ist ein Fan-Festival geplant. Das sieht auch ein Konzert vor. Doch es gibt Bedenken.
von  Christina Hertel
Zum EM-Auftakt soll ein internationaler Popstar auf der Theresienwiese ein Konzert geben. Und es soll wohl Ed Sheeran sein, heißt es aus dem Rathaus.
Zum EM-Auftakt soll ein internationaler Popstar auf der Theresienwiese ein Konzert geben. Und es soll wohl Ed Sheeran sein, heißt es aus dem Rathaus. © Felix Hörhager/dpa

München - Welcher internationale Pop-Star, der locker das Olympiastadion füllen könnte, der eine fröhliche, entspannte Stimmung erzeugt und der ein eher jüngeres Publikum zwischen 20 und 50 Jahren anzieht, fällt Ihnen ein?

So soll die EM aussehen: Festival, Fußball und Kultur

So jemand soll nämlich am 12. Juni zum Auftakt der Fußball-Europameisterschaft auf der Theresienwiese spielen. Das geht aus einer Beschlussvorlage hervor, über die der Stadtrat nächsten Dienstag im Wirtschaftsausschuss entscheidet.

Um die Spannung zu nehmen: Anscheinend ist dieser Künstler, das bestätigen mehrere aus dem Rathaus, Ed Sheeran. Zwei Tage vor dem EM-Eröffnungsspiel in der Allianz Arena soll er auftreten. Denn bei der Fußballmeisterschaft soll es nicht nur um Tore gehen: Eine Stiftung fördert mit Bundesgeldern auch kulturelle Projekte. Und Finale des "Festival für Fans, Fußball und Kultur" soll in München sein.

"Ein großes Konzert auf der Theresienwiese zu Beginn der EM wäre toll", findet SPD-Fraktionschefin Anne Hübner. "Hoffentlich klappt es dieses Mal."

Es ist noch nicht lange her, dass das Rathaus über ein Rammstein-Konzert am Silvesterabend auf der Theresienwiese stritt und der Veranstalter das Projekt schließlich aufgab.

Auch diesmal gibt es Bedenken – und zwar seitens der Bezirksausschüsse Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt und Schwanthalerhöhe. Beide Gremien hat das Wirtschaftsreferat bereits informiert, allerdings sehr kurzfristig, wie die beiden BA-Chefs Benoît Blaser und Sibylle Stöhr von den Grünen schildern.

Die zwei betonen auch: Grundsätzlich haben sie nichts gegen ein einmaliges Konzert auf der Theresienwiese im Rahmen der EM-Eröffnung. Doch dann folgt ein großes Aber – verpackt in einer schriftlichen Stellungnahme an das Wirtschaftsreferat. Denn beide Bezirksausschüsse stören sich sowohl an der Dimension als auch an den langen Auf- und Abbau-Zeiten.

EM-Event auf Theresienwiese geplant: 15 Tage dauert der Auf- und Abbau

"Für einen Abend Programm soll ein Viertel der Gesamtfläche während 15 Tagen gesperrt werden und dies ausgerechnet in der Jahreszeit, in der das Wetter in idealer Weise nicht kommerzielle Freizeit und Sportaktivitäten ermöglicht", heißt es in dem Brief. Für so eine Veranstaltung wäre ein Stadion geeigneter, meinen sie. "Wir wollen nicht, dass die Theresienwiese regelmäßig zur Fläche für Großveranstaltungen wird", sagt Benoît Blaser (Grüne). Und auch aus dem Stadtrat kommt Kritik: Stefan Jagel von der Linken sieht es ebenfalls kritisch, wenn die Theresienwiese zunehmend kommerzialisiert wird. Statt "in Superlativen zu denken", fordert er ein "breites Spektrum an nicht-kommerziellen Veranstaltungen auf der Theresienwiese".

Der Veranstalter Bernd Roos von der Agentur "Pro Events", die unter anderem Veranstaltungen wie Klassik am Odeonsplatz organisiert, beschwichtigt: Vieles sei noch variabel. Und wenn es Bedenken gibt, seien die Organisatoren gerne bereit, Pläne anzupassen. Zum Beispiel stehe noch gar nicht fest, wo die Bühne genau aufgebaut werden solle. "Die Anwohner sollen möglichst wenig beeinträchtigt werden", sagt Roos. Wochenlange Sperrungen wie beim Oktoberfest solle es nicht geben – auch, weil die Dimensionen deutlich kleiner sein sollen. 

Heuer waren bei der Wiesn täglich durchschnittlich 400.000 Gäste auf dem Areal. Bei dem Konzert sollen es etwa so viele sein, wie in das Olympiastadion passen, also um die 70.000. Denn dort sollte das Fan-Festival eigentlich stattfinden. Allerdings ist das Stadion an dem Datum bereits belegt.

Ein anderer Ort steht nicht zur Verfügung

"Mir geht es nicht darum, auszutesten, ob die Theresienwiese der richtige Standort für Großkonzerte wäre", sagt Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner. Doch es gebe keine andere Möglichkeit. In der Allianz Arena findet zwei Tage nach dem Konzert das erste Spiel statt, die Messe ist schon belegt und das Grünwalder Stadion sei zu klein, so Baumgärtner.

Zumindest SPD-Chefin Anne Hübner glaubt, "das Konzert könnte ein schöner Auftakt zu den Fanfesten in der Stadt sein". "Noch besser würde es uns gefallen, wenn die Tickets nicht zu teuer sind, so dass auch Menschen mit kleinerem Geldbeutel und junge Leute die Chance auf das Konzert haben", sagt sie.

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