Mega-Bahn-Streik seit Mittwochmorgen: Was in München überhaupt noch fährt
München - Nachdem am Montag die deutschen Bauern im großen Stil demonstrieren und den Straßenverkehr unter anderem mit Misthaufen blockieren, streikt seit Dienstagabend auch die Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GDL). Durch einen mehrtägigen Streik wird es bei Bahn und S-Bahn zu noch mehr Zugausfällen kommen als etwa im vergangenen November und Dezember, als die GDL jeweils einen Tag streikte.
Die GDL kämpft mit harten Bandagen, hat etwa der Bahn in einem Statement "bewusste Irreführung" und gar "unerträgliche Arroganz" attestiert. Inhaltlich geht es um 555 Euro mehr Gehalt für Lokführer. Außerdem fordert die Gewerkschaft eine kürzere Wochenarbeitszeit bei vollem Lohn. Die Bahn sieht keine Grundlage für einen Streik und hat einen Eilantrag beim Arbeitsgericht Frankfurt eingereicht, um die Arbeitsniederlegung zu verhindern.
Das Gericht hat die Eilanträge am Montag allerdings abgewiesen. Es bleibt also beim Streik der Gewerkschaft. Dieser begann am Dienstagabend beim Güterverkehr, im Personenverkehr wird seit Mittwochnacht um 2 Uhr gestreikt. Dauern soll der Warnstreik dann bis Freitagabend 18 Uhr. Die S-Bahn teilt mit, man erwarte "erste Beeinträchtigungen des S-Bahn-Verkehrs" trotzdem bereits ab Dienstagabend gegen 23 Uhr. Die Bahn schätzt, dass Beeinträchtigungen des Verkehrs auch nach Streikende noch andauern werden, bis in die Nacht auf Samstag.

S-Bahn-Streik in München: Stark reduzierter Notfahrplan
Wie bei den Warnstreiks Ende 2023 wird die Bahn auch diesmal wieder einen Notfahrplan mit stark reduziertem Angebot an Fahrten auflegen. Für diese Fahrten werden längere Züge mit mehr Sitzplätzen eingesetzt, um möglichst viele Menschen an ihr Ziel zu bringen. "Dennoch kann eine Mitfahrt nicht garantiert werden", schreibt die Bahn in einem Statement. Auch der normale 20-Minuten-Takt wird nicht gehalten werden können. Wegen einer Baustelle zwischen Johanneskirchen und Daglfing, wo Oberleitungen erneuert werden, fährt die S-Bahn-Linie 8 allerdings nicht bis zum Flughafen. Somit ist die S1 während des Streiks die einzige Verbindung zum Flughafen.
Das private Unternehmen Westbahn, das Strecken von München über Rosenheim und Salzburg nach Wien betreibt, teilt mit, man sei nicht vom Streik betroffen. "Die Zugverbindungen der Westbahn von und nach Rosenheim und München sind davon unberührt, der österreichische Fernverkehr bleibt dadurch weiterhin sichergestellt", teilt das Unternehmen mit.
GDL-Lokführer legen für drei Tage ihre Arbeit nieder – die Situation in Regional- und Fernverkehr
Auch im Regionalverkehr ins Umland sind massive Einschränkungen erwartet. Im Fernverkehr ist die Zugbindung aufgehoben, ferner können Tickets für Reisen am 10., 11. oder 12. Januar wegen des Streiks auch zu einem späteren Zeitpunkt genutzt werden, wie die Bahn mitteilt. Ausnahmsweise konnten solche Tickets auch schon vor dem Streik, also am Montag, 8. Januar, oder Dienstag, 9. Januar, genutzt werden. Die Fahrkarten gelten ferner auch, wenn man eine andere Strecke wählt. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden.
Mögliche Info-Angebote für Bahn-Reisende in München
Die Bahn bittet, von "nicht notwendigen Reisen während des GDL-Streiks" abzusehen und die Reisen auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben. Für all die, denen das nicht möglich ist, hat man eine Sonderhotline geschaltet, die sich aller Anliegen und Fragen rund um den Streik annimmt. Diese ist ab sofort unter der Nummer 08000 / 996633 rund um die Uhr erreichbar.
Über die aktuelle Betriebslage können sich Reisende wie gehabt auch in der "München Navigator"-App informieren, ferner auf www.s-bahn-muenchen.de/aktuell.
MVG: U-Bahnen, Trams und Busse nicht vom Streik betroffen
Erwartet wird, dass auch viele Fahrgäste zu den Münchner Verkehrsbetrieben (MVG) umsteigen, also auf U-Bahn, Tram und Bus. Maßnahmen treffen kann die Stadt aber nicht. "So kurzfristig können wir leider keine zusätzlichen Fahrten anbieten", erklärt MVG-Pressesprecher Maximilian Kaltner auf AZ-Anfrage. "Insofern kann man den Fahrgästen nur empfehlen, im Home-Office zu bleiben, wenn das möglich ist."
Werden mehr Fahrzeuge eingesetzt, müsse dies nämlich von der städtischen Genehmigungsbehörde abgesegnet werden, allein schon um die Finanzierung sicherzustellen, so Kaltner. Das erfordere naturgemäß einen gewissen Vorlauf. Aus Erfahrung lässt sich sagen, dass Fahrgäste stark auf die U-Bahn-Linie 5 und die Tram 19 ausweichen werden.