Mediziner gehen auf die Straße
Ab Montag wollen Ärzte an Münchens Unikliniken streiken. Und die Patienten? Die müssen die Sache ausbaden!
München - Patienten der Unikliniken müssen sich auf einige Unannehmlichkeiten gefasst machen: Ab Montag wollen Ärzte dort in den unbefristeten Streik treten. Es sei denn, es gelingt an diesem Wochenende doch noch, den Arbeitskampf abzuwenden.
Wo wird gestreikt? Am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität in Großhadern und der Innenstadt. Das gilt auch für die angestellten Ärzte des Haunerschen Kinderspitals. Auch an den Einrichtungen der Technischen Universität wird die Arbeit niedergelegt, im Klinikum rechts der Isar genauso wie im Deutschen Herzzentrum.
Wie viele Ärzte sich beteiligen werden, vermochte der Marburger Bund noch nicht abzuschätzen. Was bedeutet das für Patienten? Die Ärztegewerkschaft und die Unikliniken haben Notdienstvereinbarungen geschlossen. Eine Mindestbesetzung wie zum Beispiel am Wochenende wird also da sein. „Aus diesem Grund müssen Patienten mit erheblich längeren Wartezeiten rechnen“, heißt es beim Klinikum der LMU.
Im Streik-Fall müsse die stationäre Aufnahme von Menschen verschoben werden, die nicht „lebensbedrohlich oder akut behandlungsbedürftig“ seien. Pech also für Patienten, die seit längerem eine OP ausgemacht haben. „Notfälle werden aber natürlich behandelt“, sagt Vanessa Schmidt vom Marburger Bund (MB).
Um was geht es bei dem Tarifkonflikt? Der MB hatte die Gespräche mit den Arbeitgebern im September für gescheitert erklärt. Die Gewerkschaft fordert für die Ärzte eine lineare Gehaltssteigerung um fünf Prozent. Zudem sollen Schichtdienste besser bezahlt werden. Das Angebot der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) lag deutlich darunter.
Wie viel verdient ein Arzt in den Unikliniken? Für einen Assistenzarzt im ersten Jahr gibt der MB ein Bruttogehalt von 3891 Euro an, für einen Facharzt im vierten Jahr 5567 Euro. Damit bekämen die Ärzte vier bis sieben Prozent weniger als Kollegen an kommunalen oder privaten Kliniken, sagt Vanessa Schmidt. „Da fühlen sie sich nicht ganz wertgeschätzt.“ Zuschläge sind bei den genannten Beträgen übrigens noch nicht eingerechnet. Laut LMU und TU kommen durch die Behandlung von Privatpatienten außerdem nochmal 200 bis 2000 Euro im Monat obendrauf, der jeweilige Anteil sei „individuell und leistungsbezogen“ festgelegt.
Kann der Streik noch abgewendet werden? Gewerkschaft und TdL kamen am Freitag in Berlin zusammen, um zu sondieren, ob wieder verhandelt wird. Wenn nicht, wird ab Montag gestreikt.