Maxgymnasium-Schüler kehren zurück: "Endlich heim, nach Schwabing"

Schwabing – AZ-Interview mit Claus Deser: Der Dritte Schulleiter des humanistischen Maximiliansgymnasiums in Schwabing (56) unterrichtet dort seit 1993 die Fächer Mathe, Physik und Informatik - und musste lernen, dass Latein- und Altgriechisch-Schüler in Naturwissenschaften begabter sind, als man denkt.
Maxgymnasium: 600 Gymnasiasten kommen zurück
Noch ist die Fassade eingerüstet, Baumaschinen rattern im Schulhof und auf fast jedem Stockwerk des Schwabinger Maximiliansgymnasiums bohren und malern Handwerker oder schleppen Möbel in die Räume.
Dass schon am Dienstag, zum Start ins neue Schuljahr, rund 600 Gymnasiasten in ihr Stammschulhaus, ein prächtiges Jugendstilgebäude, zurückkommen, kann man sich noch nicht so richtig vorstellen.
Immerhin vier Schuljahre lang waren sie nun in ein Container-Exil am Englischen Garten ausquartiert, damit ihr "Max" generalsaniert werden kann. Die grüne Pavillonanlage an der Ecke Tivoli-/Oettingenstraße stand nur 200 Meter vom Eisbach und kaum weiter vom Biergarten am Chinesischen Turm entfernt - nicht die schlechteste Lage für Teenager.
Jetzt geht's raus aus dem Grün, heim nach Schwabing, an die Münchner Freiheit. Wie ist die Stimmungslage? Die AZ hat den Dritten Schulleiter gefragt.
Ein Spaziergang mit Polizei und Schulband
AZ: Herr Deser, Sie starten am Dienstag mit einem Zwei-Kilometer-Spaziergang in den ersten Schultag des neuen Schuljahrs - vom Exil am Eisbach über die Leopoldstraße ins sanierte Maxgymnasium, die ganze Schülerschaft im Schlepptau ...
CLAUS DESER ... und sogar eskortiert von der Polizei. Vornedran wird die Schulband Musik machen, dahinter laufen 400 Schüler, die Klassen 6 bis 11.
Gehen denn alle gern weg vom Englischen Garten – zurück ins Stadtleben?
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wir waren zwar in Containern, aber die Lage im Grünen war toll, der Fußballplatz, die kurzen Wege im sehr kompakten Pavillon. Aber das Maxgymnasium ist eine Schwabinger Schule, die gehört hierher, in das pulsierende Leben.

Eisbach statt Container?
Wie oft haben Sie Ihre Schüler beim Baden statt beim Lernen erwischt?
Natürlich war verboten, dass die Kinder am Vormittag im Eisbach schwimmen, aber am Nachmittag haben sie das sicher gemacht. In den Freistunden werden die Großen auch am Chinaturm gewesen sein. Es ist aber niemand betrunken im Unterricht erschienen.
Jetzt wird für alle alles neu im sanierten Max. Auf was freuen Sie sich?
Wir sind jetzt barrierefrei, wir haben viel mehr Räume, auch unter dem Dach, plus eine neue Turnhalle unter dem Schulhof. Die ganze Technik und das Mobiliar sind neu und die Klassenzimmer sind schallgeschützt ohne Hall, man wird also nicht mehr jeden Bleistift fallen hören. Wir haben deutlich bessere Bedingungen als vor der Sanierung und als im Container.

Notfalls kommen die guten alten Kreidetafeln zum Einsatz
Ob zum Schulstart das WLAN funktioniert, ist unklar, oder?
Wir sind jeden Tag mit den Technikern in Kontakt, und es sieht so aus, dass bis zum Schulstart alles läuft. Notfalls klappen wir an den Whiteboards eben die guten alten Kreidetafeln wieder auf.
Also nichts zu meckern am Umbau-Zeitplan?
Es ist nicht alles fertig - wie die große Aula und ein kleiner Bereich im ausgebauten Dach. Dort sind die neuen Kursräume für die Oberstufe. Mittagessen wird es also erst mal in den Klassenzimmern geben. Aber unterm Strich ist alles gut gelaufen. Ich freue mich einfach, wieder daheim in Schwabing zu sein.
Schule mit Geschichte: Max und Oskar, Strauß und Ude
Das humanistische Maximiliansgymnasium ("Max") hat König Maximilian II. 1849 gegründet. 1912 zog die Schule in den Ostflügel des prächtigen Jugendstil-Neubaus in Schwabing um, der damals - hufeisenförmig, mit einem Schulhof in der Mitte - am Münchner Stadtrand gebaut wurde, auf dem Grundstück war zuvor das königliche Landgestüt untergebracht. Etliche Max- Schüler machten Karriere, wie Physik-Nobelpreisträger Max Planck und Bayerns früherer Ministerpräsident Franz Josef Strauß. Im Westtrakt kam 1912 das neusprachliche Oskar-von-Miller-Gymnasium ("Oskar") unter. Dort drückte später Alt-OB Christian Ude die Schulbank. Seit 2018 werden beide Schulen für 167 Millionen Euro saniert - die Oskar-Schüler ziehen erst in einem halben Jahr wieder ein.