Maulkorb für den Parkchef

Wieviel Freiheit verträgt der Englische Garten? Der Streit um Leinenzwang, Radl- und Badeverbot ist eskaliert. Jetzt darf Thomas Köster nichts mehr sagen. Dafür geht der Kampf in der CSU weiter.
von  Abendzeitung

Wieviel Freiheit verträgt der Englische Garten? Der Streit um Leinenzwang, Radl- und Badeverbot ist eskaliert. Jetzt darf Thomas Köster nichts mehr sagen. Dafür geht der Kampf in der CSU weiter.

Wenn Thomas Köster einmal anfängt, dann ist er nur noch schwer zu bremsen: Dann erzählt der Parkchef des Englischen Gartens von Hunden, die mindestens einmal pro Jahr zu Todesfällen führen, weil sie einem Radfahrer zu Fall bringen. Oder schimpft auf Radler, die Joggern in die Kniekehlen fahren, sodass sie stürzen und sich auf den Schotterwegen die Beine aufreißen. Kaum einer kann so leidenschaftlich über die Probleme in Deutschlands schönstem Park dozieren wie der Ordnungsfanatiker vom Eisbach. Wenn man ihn denn nur lässt . . .

Doch damit ist jetzt erstmals Schluss: „Ich soll kein Öl mehr ins Feuer gießen“, bügelt Köster seit vergangener Woche alle Interview-Anfragen ab. „Bevor ich wieder etwas sage, sollen jetzt erstmal die Politiker entscheiden“, sagt er. Man ahnt: Der Mann, der alle Hunde im Englischen Garten am liebsten an die Leine nehmen würde, ist selbst an die Leine gelegt worden. Köster hat einen Maulkorb erhalten!

Geredet wurde allerdings auch schon genug über den Englischen Garten, nachdem der Bayerische Landtag am 25. Juni eine Ermächtigungsgrundlage für eine bußgeldbewehrte Parkordnung beschlossen hat, die von der Parkverwaltung ohne Bürgerbeteiligung gestaltet werden kann.

Für Parkbesucher bedeutet das

Schon ab 2009 könnten eine Vielzahl von Verboten und Einschränkungen drohen, die mit Bußgeld belegt werden können. Ein Bade- und Surfverbot oder ein Betretungsverbot der Wiesen wäre dann nur der Anfang. Auch ein Leinenzwang für Hunde, ein Radlverbot und sogar ein Spiel- und Sportverbot an bestimmten Tagen ist im Gespräch. Mit der großen Münchner Freiheit im Englischen Garten wäre es dann ein für alle Mal vorbei.

Kein Wunder, dass der Aufschrei gegen diese Einschränkungen groß ist. So groß, dass die Diskussion zum Krach innernhalb der Staatsregierung geführt hat. Von einem „CSU internen Krieg wegen Leinenzwangs“ war sogar die Rede, als Umweltminister und Hundehalter Otmar Bernhard, seinen Parteichef Erwin Huber anbellte, er solle im Englischen Garten nicht „mit Kanonen auf Zamperl schießen“: „Ich will, dass auch künftig Hunde ihren Platz in unseren Parks haben”, fordert er, und dass im Englischen Garten „ausreichend Auslaufzonen geschaffen werden.

Hubers Staatssekretär Georg Fahrenschon konterte, dass noch nicht abschließend entschieden sei, ob der Leinenzwang für Hunde auch für den Nordteil gelten wird. Ohnehin sollen die Erfahrungen im Bayreuther Hofgarten abgewartet werden, ehe man die Erkenntnisse auf den Englischen Garten überträgt. „Auf alle Fälle werden aber mehrere großzügige und klar erkennbare Freilaufzonen für Hunde ausgewiesen werden, damit die Hunde sich austoben können“, beschwichtigte Fahrenschon. Eine Reaktion des Umweltministers steht noch aus.

Daniel Aschoff

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