Mauersegler in München: Die weite Reise der kleinen Vögel

Mauersegler verlassen in diesen Tagen München nach Afrika. In der Stadt haben die gewitzten Tiere immer weniger Platz zum Leben.
Werner Stingl |
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Mauersegler können in der Luft Spinnen erbeuten, schlafen und sich sogar paaren, ohne zu landen.
R. Sturm/imago Mauersegler können in der Luft Spinnen erbeuten, schlafen und sich sogar paaren, ohne zu landen.

München - Noch sind Mauersegler da und jagen in kreischenden Pulks auch über Großstädten wie München. Ihre Höhenflüge sind ein Zeichen dafür, dass sommerliche Thermik herrscht und Futter-Insekten mit der aufsteigenden warmen Luft weit nach oben getragen werden.

Bereits Ende Juli machen sich die ersten Mauersegler auf die Reise in die afrikanischen Winterquartiere südlich der Sahara, teilweise bis hinunter ans Kap. Ab Anfang August verlässt uns dann das Hauptkontingent und bis Ende des Monats sind praktisch alle fort. Ab Mitte April kommen die spät an- und früh abreisenden Zugvögel wieder.

München: Insektensterben gefährdet Leben der Mauersegler

Bedrohter Lebensraum: Mauersegler sind Höhlenbrüter, die als Kulturfolger in Dach- und Mauernischen unserer verwinkelten Altstädte zahllose Brutmöglichkeiten fanden. Energetisch optimierte und glattfassadige moderne Bauweisen und Sanierungen haben das Angebot an Nistgelegenheiten inzwischen aber erheblich reduziert.

Mit dem verbreiteten Insektensterben schwindet zudem das Futterangebot. Die ehedem gerade auch in Großstädten sehr häufigen Mauersegler sind deshalb zumindest von regionalen Bestandseinbrüchen bedroht.

Keine Schwalben: Mauersegler werden von vielen Menschen mit Schwalben verwechselt, obwohl sie völlig unterschiedlichen Vogelordnungen angehören. Warum sich Mauersegler und Schwalben optisch dennoch ähneln, erklärt sich mit einem in der Natur öfter beobachtbaren Phänomen: Tiere unterschiedlicher Abstammung können sich im Verlauf ihrer Evolution auf dieselbe ökologische Nische spezialisieren und gleichen sich dann funktionell oft ziemlich an.

Dem Kundigen fallen allerdings sofort einige sicht- und hörbare Unterschiede zwischen Mauerseglern und Schwalben auf: So sind Erstere etwas größer, ihre Flügel sind schmaler und länger als die der Schwalben. Der Schwanz der Segler ist weit weniger stark gegabelt und statt dem "fröhlichen" Zwitschern der Schwalben lassen sie ein ihren Flug ständig begleitendes schrilles "srieh-srieh" vernehmen.

Mauersegler schlafen und paaren sich in der Luft

Fast ein Leben lang in der Luft: Schwalben wie Mauersegler leben von Insekten und von an Spinnweben in die Luft getragenen Spinnen, die sie im ebenso eleganten wie rasanten Flug erbeuten. Dabei sind Mauersegler noch mehr als Schwalben an ein Leben in der Luft angepasst. Sie jagen und fressen nicht nur im Flug, sondern schlafen und paaren sich sogar ohne zu landen.

Zum Trinken fliegen sie Wasser schöpfend dicht über einem Gewässer. Lediglich für die Brut- und initiale Aufzuchtzeit, die sich Männchen und Weibchen teilen, lassen sie sich stundenweise auf festem Boden nieder.

Mit Babyspeck zu schwer zum Fliegen: Gibt es ausreichend Insekten, erreichen die Jungen oft schon nach drei Wochen ein Gewicht von 60 Gramm und sind damit rund ein Drittel schwerer als ihre Eltern.

Da sie sich mit einem solchen Übergewicht schlecht in der Luft halten könnten, müssen sie je nach Menge ihres Babyspecks bis zum Jungfernflug ein bis zwei Wochen fasten. Nicht selten sind die Alten schon mehrere Tage gen Afrika unterwegs, bevor ihre Jungen den Start ins luftige Leben wagen und ohne elterliche Führung die lange Reise gen Süden antreten.

Lesen Sie hier: An Münchner U-Bahnhöfen - MVG erschießt nachts Tauben!

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