Maue Beteiligung: Lichterkette von München nach Berlin klappt nur punktuell

Es sollte ein Zeichen gegen Gewalt und Terror werden. Doch die geplante Lichterkette von München nach Berlin kam nur punktuell zustande. In München kamen ca. 4000 Menschen zusammen.
von  az/dpa
Pianist Davide Martello gab den Startschuss und spielte John Lennons "Imagine"
Pianist Davide Martello gab den Startschuss und spielte John Lennons "Imagine" © dpa

Es sollte ein Zeichen gegen Gewalt und Terror werden. Doch die geplante Lichterkette von München nach Berlin kam nur punktuell zustande. In München kamen ca. 4000 Menschen zusammen.

München – 30.000 Teilnehmer hatten sich die Organisatoren allein in München erwartet. Am Schluss wurden ungefähr 4000 Menschen gezählt, die mit Lichtern und Kerzen zusammenkamen. In Berlin waren es nur 700 statt der angemeldeten 25 000.

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Es sollte eine Lichterkette von München nach Berlin werden, ein Zeichen gegen Gewalt, ein von weitem sichtbares Symbol gegen den Terror. Der aus Baden-Württemberg stammende Veranstalter Horst Fallenbeck hatte im Internet zu der Friedensaktion aufgerufen. Für eine ununterbrochen durch halb Deutschland laufende Menschenkette wären nach seinen Schätzungen 650 000 Teilnehmer nötig gewesen.

 

Startschuss am Marienplatz: Erste Unterbrechung nach 100 Metern

 

Eingeleitet wurde die Aktion am Rande des Startortes, am Münchner Marienplatz, vom Pianisten Davide Martello mit John Lennons "Imagine". Den Song hatte der Musiker auch am Tag nach den Terroranschlägen von Paris nahe der Konzerthalle "Bataclan" gespielt. Vom Marienplatz aus erstreckte sich die Kette auf etwa einhundert Metern und zog sich dann mit größeren Unterbrechungen nach Norden.

Fallenbeck hatte vor der Aktion von 200 000 Anmeldungen aus Bayern, Thüringen, Sachsen, Brandenburg und Berlin gesprochen. Diese Zahl stieß aber bei den Behörden von vornherein auf Skepsis. So war die Aktion bei der Polizei in Leipzig am Freitag zunächst noch völlig unbekannt.

Dort kamen dann nach ihren Schätzungen 150 bis 200 Demonstranten zusammen. In Brandenburg versammelten sich laut Polizei unter anderem 35 Teilnehmer in Potsdam. Bei Twitter meldeten Teilnehmer zudem 100 Demonstranten in Treuenbrietzen.

 

Lichterkette unvollständig: Daran hat's gelegen

 

Am Sonntagmorgen meldete sich Organisator Fallenbeck auf der Facebookseite der Veranstaltung zu Wort und bedankte sich bei allen Teilnehmern. Dass die Lichterkette kein voller Erfolg war und doch deutlich weniger Menschen teilgenommen hatten, als geplant, erklärte er in folgendem Statement:

Guten Morgen.....Wir haben es geschafft. Und unser Bestes gegeben.

Erstmal möchte ich all denen DANKEN, die zusammen mit mir die letzten 3.- 1/2 Wochen unermüdlich für die Lichterkette zum Teil bis an den Rand der Erschöpfung gearbeitet haben und jedem Einzelnen, der Teil der Lichterkette war . Ich persönlich bin erstmal froh, dass es so schön zu Ende gebracht worden ist,- mit allen Schwierigkeiten und Hinternissen.

Dass es uns nicht gelungen ist, mehr Menschen von der Notwendigkeit und dem Sinn der Lichterkette zu überzeugen, liegt aus meiner Sicht an drei Punkten.

1.) Das politische Klima in Deutschalnd ist viel schlechter, als sich viele vorstellen wollen. Mich persönlich erschreckt es, mit welchen Methoden in unserem Land Hass und Ängste geschürt werden. Die Gesellschaft befindet sich auf dem Weg der Spaltung. Viele vermeintlich "harmlose" Organisationen verfolgen mit Nachdruck andere Ziele und Interessen, die nur dazu dienen, unsere Freiheit und Offenheit zu zerstören. Wir müssen aufmerksam sein und noch viel aufmerksamer werden.

2.) In den letzten Tagen wurde unsere Lichterkette gezielt sabotiert. Es wurden falsche Routen gestreut, gefälschte Schreiben in Umlauf gebracht und die Lichterkette bei der ein und anderen Behörde abgesagt. Dies hat in den letzten 48 Stunden für erhebliche Verwirrung gesorgt.

3.) Die klare Abgrenzung von rechten Gruppierungen war und bleibt die einzig richtige Entscheidung. Nach der Erfahrung der letzten Tage, - erst recht. Auch hier müssen wir sehr, sehr wachsam bleiben und sehr genau hinsehen, wer uns Frieden und Toleranz unter welchem Deckmandel auch immer,"verkaufen" möchte. Nicht überall, wo "Frieden und Toleranz drauf steht, ist dies auch enthalten. Oft versteckt sich hinter diesen lobenswerten Ansichten das pure Gegenteil. Verschwörungstheoretiker sind oft Spalter. Nicht Jeder oder Jede, der diesen Spinnern nachläuft, ist ein Täter. Womöglich sogar die Mehrheit nicht. Die Aufgabe, diese Menschen zurück in unsere Mitte zu holen, haben wir alle. Dies kann gelingen,- dafür müssen wir uns nicht mal mit den diffusen Ansichten extremistischer Organisationen auseinandersetzen.

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