Maßkrug-Schlägerei: Schutzengel rettet Polizisten

Im Hofbräuzelt brutal zugeschlagen: Der Täter kommt mit Bewährung davon – und feiert Weihnachten daheim in den USA.
John Schneider |
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Der Verurteilte kann Weihnachten zu Hause in den USA verbringen.
jot Der Verurteilte kann Weihnachten zu Hause in den USA verbringen.

München - Ob es an der Jahrendzeit-Stimmung liegt? Normalerweise lautet die Devise im Münchner Justizzentrum: „Wer mit dem Maßkrug zuschlägt, der sitzt“. Aber es gibt vorweihnachtliche Ausnahmen von der Regel: Daniel D., ein 38-jähriger US-Amerikaner, wurde am Montag wegen gefährlicher Körperverletzung zu einem Jahr und acht Monaten Haft verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt wurden. Und das, obwohl er „äußerst brutal“ zu Werke ging, wie Amtsrichterin Anja Fuchs findet.

Der Anlass war - wie so oft bei blutigen Wiesn-Schlägereien – ein äußerst nichtiger. Im Hofbräuzelt waren am 26. September gegen 18.55 Uhr ein Freund von Daniel D. sowie Wiesngast und Polizist Hans T. (Name geändert) in Streit geraten. Der Grund: Ein Mädchen hatte die Maß ihres neuen Bekannten genommen und das Wiesnbier ein bisschen umverteilt. Das gefiel dem Polizisten nicht, der sein Bier lieber selber trinken wollte. Der Streit wurde schnell beleidigend bis hin zum „asshole“.

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In dieser Situation meinte Daniel D., seinem Freund zur Seite springen zu müssen. Er kletterte über die Bänke zum Gang und fing an, sich mit Hans T. zu streiten. Nach ein paar Schubsern schlug Daniel D. dann zu. Und zwar so kräftig, dass der Maßkrug in seiner Hand an der Schläfe seines Kontrahenten zersprang. Auf die Umstehenden ging ein wahrer Splitterregen nieder. Zwei Wiesngäste erlitten Schnittwunden. Doch der rasende Kundenbetreuer schlug mit dem scharfkantigen Henkel des Kruges noch mindestens ein weiteres Mal zu.

Für den Gutachter hat er sein Opfer mit diesen Schlägen zumindest abstrakt in Lebensgefahr gebracht. Der Polizist habe einen Schutzengel gehabt. Ein wenig tiefer und die Schläge in den Hals und die Brust hätten tödlich enden können.

Der glimpfliche Verlauf, vor allem aber das Bemühen des Täters, den Schaden gut zu machen, stimmten Staatsanwaltschaft und Gericht dennoch milde. Daniel D. zahlte 10 000 Euro an Schmerzensgeld.

Strafmildernd wirkte auch, dass der Amerikaner nach fünf bis sechs Maß den Unterschied von US- und Wiesn-Bier erfahren hat. „So einen Rausch hatte ich noch nie. Ich habe einen Blackout von drei Stunden“, erklärte Daniel D. vor Gericht. An die Tat habe er zwar keine Erinnerung, er übernehme aber die Verantwortung. Zur Tatzeit hatte der 38-Jährige 2,5 Promille im Blut, sein Opfer nur unwesentlich weniger.

Daniel D. verließ als freier Mann das Justizzentrum. Von dort aus ging es wohl bald zum Flughafen. Nach drei Monaten Stadelheim feiert er Weihnachten nun doch mit seiner Frau und seinen drei Kindern (vier Monate, zwei und vier Jahre alt) unterm Baum in Michigan – da hatten viele Schutz- und Weihnachtsengel ihre Hände im Spiel.

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