Massive Verspätungen bei der S-Bahn

Bis zehn Uhr haben die Lokführer den Bahnverkehr bestreikt. Die Münchner S-Bahnen fuhren nur im Stundentakt.
von  Anne Hund

Bis zehn Uhr haben die Lokführer den Bahnverkehr bestreikt. Die Münchner S-Bahnen fuhren nur im Stundentakt.

München – Der Streik der Lokführergewerkschaft GDL hat am Donnerstagmorgen in Bayern vor allem den S-Bahn-Verkehr lahmgelegt. Nach Angaben eines Bahnsprechers fuhren die S-Bahnen in München im Stundentakt. Nur die Flughafenlinie S8 fuhr regulär alle 20-Minuten. Für den übrigen S-Bahn-Verkehr organisierte die Deutsche Bahn von 4 bis 10 Uhr einen Ersatzfahrplan. Rund zwei Drittel der S-Bahn-Züge seien ausgefallen, meldete das Unternehmen.

Auch der Regionalverkehr in Bayern war von den Streiks betroffen. Auf vier Nebenstrecken fiel der Verkehr komplett aus, weil die Deutsche Bahn ihre Fahrer auf anderen Strecken einsetzte. Es fuhren Busse. Auf zahlreichen weiteren Strecken fielen zudem Züge aus und es kam zu großen Verspätungen.

Die Lage am Münchner Hauptbahnhof: Viele Regionalzüge verspäteten sich eine halbe Stunde und länger. Zum Beispiel von München nach Kochel, und auch auf die Bahnen aus dem Allgäu mussten die Fahrgäste deutlich länger warten als sonst. Manche Züge fielen ganz aus, Wartezeiten von einer Stunde und länger waren aber eher die Ausnahme.

Auch einige Fernzüge hatten massiv Verspätung. Berthold Ott (63) zum Beispiel hat Pech. Er wartet am Münchner Hauptbahnhof auf den EC nach Rosenheim. Weil der Zug Verspätung hat, kommt der Kaufmann eine Stunde später in die Arbeit als sonst. Aber Ott nimmt’s mit Humor: „Bei mir gibt’s zum Glück keine Stechuhr, denn ich bin Selbständiger.“

Als Angestellte nimmt Angelika Rothner es nicht ganz so locker. Die junge Frau muss zum Praktikum nach Poing. Schon in Fürstenfeldbruck hat sie 40 Minuten auf die S3 gewartet. Am Münchner Hauptbahnhof wartet sie eine weitere halbe Stunde, bis die S7 nach Solln fährt. Eine echte Geduldsprobe, aber die Praktikantin hofft, dass ihr Chef Verständnis hat.

Raffaela Thomacelli (35) hat ihren Vorgesetzten bereits informiert, dass die S3 nach Holzkirchen später kommt. Wartezeit für die Außenbereiche: Bis zu einer Stunde. „Für den Heimweg habe ich schon vorgesorgt“, sagt Thomacelli, in die Stadt zurück fahre sie vorsichtshalber besser mit dem Auto. Denn bis in die Abendstunden könnten sich die Verspätungen bei der Bahn und S-Bahn hinziehen.

Ein schwacher Trost für Berufstätige und Pendler: Am Vorabend hatte die S-Bahn mit geänderten Fahrplänen auf die Streiks reagiert und die Zeiten auch im Internet veröffentlicht. „Auch die Anzeigen und Durchsagen an den Bahnsteigen waren diesmal deutlich besser als sonst“, lobt Andreas Nagel, Sprecher der Aktion Münchner Fahrgäste, das Krisenmanagment der Münchner S-Bahn.  „Wenn die Lokführer das jetzt vier Wochen lang so machen, hat sich die S-Bahn an den Streik gewöhnt“, so Nagel. Über das Unverständnis der Lokführer könne er sich nur noch wundern.

Bayernweit beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaft 250 Lokführer an den Warnstreiks. Auch die privaten Bahnunternehmen seien stark betroffen gewesen.

In den ersten Streikstunden, bis etwa sieben Uhr, seien rund 50 Prozent der Züge ausgefallen, sagte ein Sprecher der Lokführergewerkschaft GDL. Besonders betroffen sei der Bahnverkehr im Allgäu, um die Knotenpunkte Buchloe und Kempten. In Nürnberg fuhr nur die Hälfte der S-Bahnen.

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