Massenschlägerei in München: Bayern-Hooligans und Sechzig-Ultras prügeln aufeinander ein
München - Gegen 22.15 Uhr am Sonntagabend riefen etliche Zeugen den Polizeinotruf und meldeten, dass an der der Kreuzung Impler- und Lindenschmitstraße zwei große Gruppen aufeinander einschlagen. Als die ersten Streifenwagen eintrafen, rannten die Beteiligten davon. Zurück blieben Sturmhauben und Schlagwerkzeuge, was gegen eine spontan eskalierte Massenschlägerei spricht.
Ein Video, das ein Anwohner mit seinem Handy filmte, zeigt, wie beide Lager aufeinander einprügeln. Schauplatz der Hooliganschlägerei war die Implerstraße. Zu sehen sind junge Männer in weißen T-Shirts - dem Vernehmen nach die Bayern-Anhänger; viele von ihnen trugen Masken. Die "Uniformierung" diente wohl dazu, Freund und Feind besser unterscheiden zu können.
Prügelei in München: War es eine verabredete Massenschlägerei?
Ein Hinweis darauf, dass die Prügelei kein Zufall war, wie ein Polizeisprecher am Montag sagte. Die Polizei vermutet, dass es sich um eine verabredete Auseinandersetzung handeln könnte – was Kenner der Fanszenen allerdings ausschließen.
Wie die Polizei am Dienstag mitteilt, wertet sie aktuell Videos von der Schlägerei aus. Darauf seien auch einige Gesichter erkennbar. Szenekundige Polizeibeamten werten aus, ob sie die erkennbaren Menschen identifizieren können.
Die szenetypisch dunkel gekleideten Anhänger des TSV 1860 waren auf dem Rückweg von einem Auswärtsspiel.
Sie stiegen an der U-Bahnstation Implerstraße aus. In der Nähe der Agip-Tankstelle wurden sie offensichtlich schon von den Bayern-Hooligans erwartet. Beide Seiten gingen sofort aufeinander los. Das Video zeigt, wie beide Gruppen aufeinander eindreschen und zutreten. Die Massenprügelei, an der nach Polizeiangaben jeweils 40 Anhänger beider Vereine beteiligten waren, fand auf dem Gehweg, aber auch mitten auf der Implerstraße statt. Auf dem Video ist auch zu sehen, wie mehrere Personen - mutmaßlich die Bayern - auf einen am Boden liegenden Mann eintreten.
Als die ersten Streifenwagen eintrafen, rannten die Männer bereits davon. Obwohl es bei der Prügelei Verletzte gegeben haben dürfte, meldet sich bis Dienstag noch kein Geschädigter bei der Polizei – auch das üblich in der Szene mit ihrem ganz speziellen Ehrenkodex.
Verfeindete Lager gehen mitten in Sendling aufeinander los
Ungewöhnlich ist der Ort der Massenprügelei. Die gewaltaffinnen Fanszenen wählt normalerweise für derartige Duelle abgelegene Orte (und anders als vor 20 oder 30 Jahren fast überhaupt nicht mehr die mittlerweile rundum überwachten Fußballstadien selbst). Diesmal gingen die verfeindeten Fangruppen mitten in der Stadt, in Sendling, aufeinander los.
Die letzte aufsehenerregende Auseinandersetzung zwischen den verfeindeten Gruppen in der Stadt hatte es im September 2019 gegeben, als Löwen und Bayern vor einem Lokal im Westend öffentlichkeitswirksam aufeinandertrafen.
Am Sonntag zogen sich die Löwen nach der Prügelei in ihren Szenetreffpunkt, einen Sendlinger Hochbunker, zurück. Dort bekamen sie wenig später Besuch von (sehr vielen) Polizisten. Nach Ansprache durch Szene-Beamte erklärten sich die Fans laut Polizei bereit, den "Bunker" zur Feststellung der Personalien zu verlassen. Das sein "in geregelter und ruhiger Art geschehen", lobte am Montag ein Polizeisprecher. Um den Bunker, den der "Verein zur Pflege der Münchner Fußballkultur" von der Stadt gemietet hat, hatte es zuletzt im vergangenen Sommer Diskussionen gegeben, als im Bezirksausschuss die Forderung aufkam, dort doch Ausstellungen durchzuführen.

Auch Feuerwehr in Einsatz involviert
Ein Anwohner erzählte am Montag der AZ, dass an dem Treffpunkt der Löwen-Szene zuletzt immer wieder die Polizei wegen Ruhestörungen angerückt sei. Der Einsatz zum Aufnehmen der Personalien am Sonntagabend dauerte stundenlang, sogar die Feuerwehr wurde zum Ausleuchten der Umgebung hinzugezogen.
Die Polizei ermittelt inzwischen unter anderem wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung. Zu Festnahmen kam es aber (noch) nicht.
Kenner der Szene widersprachen der Polizeilesart am Montag in mehreren Punkten. Es habe sich nicht um 40 Personen auf beiden Seiten gehandelt, sondern die Bayern seien in Überzahl aufgetaucht, heiß es. Dass es sich um eine verabredete Auseinandersetzung handelt, wurde ebenfalls als abwegig eingeschätzt. Auf Löwen-Seite seien viele sehr junge Leute unterwegs gewesen. Und: "Wenn Sie sich mit ihrem absoluten Erzrivalen messen wollen, wählen Sie da den Sonntagabend nach 17 Stunden ermüdender Auswärtsfahrt aus?", fragte einer, der sich auskennt am Montag.
Am Dienstag teilte die Polizei mit, sie prüfe ob es eine verabredete Prügelei war oder ob die Löwen-Ultras nichts davon wussten.